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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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sie mit dünner Stimme. »Es ist – es war –.« Er drückte ihre Hand.
    »In den Untersuchungsberichten habe ich gelesen, dass man bei Ihrer Befreiung Reste eines Betäubungsmittels in Ihrem Blut fand. Es bestand aus verschiedenen Substanzen, eine davon war Rohypnol. Ein Mediziner, den ich heute zu den Nebenwirkungen befragt habe, sagte mir am Telefon, dass die Einnahme einer hohen Dosis durchaus Gedächtnislücken verursachen kann.«
    Ihrem Gesicht war abzulesen, wie die Erinnerung mit Wucht auf sie einschlug, dann sagte sie: »Ich kann mich tatsächlich nicht mehr an alles erinnern. Es gibt Momente, die ich erschreckend klar vor mir sehe, und anderes verschwindet ganz im Dunkeln.«
    Er nickte ihr zu.
    Sie hob den Blick.
    »Bleiben Sie heute Nacht wieder bei mir? Bitte, gehen Sie nicht weg.«
    Er schluckte.
    »Die Beamten unten auf der Straße passen gut auf Sie auf. Ich – ich muss auch einmal wieder richtig zum Schlafen kommen. Morgen bin ich wieder für Sie da, in Ordnung?«
    Er stand auf und umarmte sie.
    Wenig später begleitete sie ihn zur Tür und schob den Stahlriegel zurück. Er hielt kurz inne, dann fragte er sie, ob sie unter Umständen bereit zu einem Experiment wäre.
    »Was für ein Experiment?«, fragte sie ängstlich, und er erklärte es ihr.
    Sie schaute ihn lange mit großen Augen an. Er bemerkte ihr Zögern, den inneren Kampf, den sie auszufechten hatte. Schließlich willigte sie ein. Trojan versuchte zu lächeln.
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Er wünschte ihr eine gute Nacht und ging.
     
    In dem Spätverkauf in der Forster- Ecke Reichenberger Straße brannte wie immer Licht, und wie immer stand Cem in seinem blauen Kittel hinter der Verkaufstheke. Er hatte wohl nie frei.
    Neben Alkohol hielt er letztlich die gesamte Grundversorgung für Trojan bereit – Tütensuppen, Nudeln, Müsli und H-Milch –, denn meistens kam er erst nach Hause, wenn der Supermarkt längst geschlossen hatte.
    Trojan schnappte sich drei Flaschen Bier und kramte Kleingeld aus der Hosentasche hervor. Da erst bemerkte er die Augenklappe im Gesicht des türkischen Ladenbesitzers.
    »Cem, was ist passiert?«
    »Ach, Chef, ist eine verrückte Geschichte. Hab mir gestern Kamm hineingehauen. War verschlafen, Chef, weißt du, aber Haare kämmen ist wichtig für Kundschaft, muss gepflegten Eindruck machen, sollte nur besser aufpassen mit dem Ding. Jedenfalls, hat sich entzündet und musste zum Arzt, er hat mir Salbe reingeschmiert und Augenklappe verschrieben. Nun sehe ich aus wie Pirat.«
    Trojan musste lächeln.
    Cem tippte den Betrag in die Registrierkasse.
    »Frag mich nur, Chef, warum überhaupt früher so viele Piraten Augenklappe trugen.«
    »Keine Ahnung, Cem.«
    »Man macht sich so seine Gedanken, wenn man ganzen Tag und ganze Nacht in Laden steht.«
    Er reichte ihm das Wechselgeld und grinste.
    »Weißt du, Chef, vielleicht lag es an Hakenhänden. Viele Piraten hatten doch oft Haken und keine Hände. Na ja, und sie konnten vielleicht nicht so gut damit rummachen, und wenn sie sich mal die Augen reiben wollten«, er wischte mit den Fingern über seine schwarze Klappe, »zack, waren weg die Glubscher.«
    Auch wenn sein Arbeitstag noch so hart gewesen war, Cem brachte ihn zum Lachen, oder er hatte zumindest einen tröstenden Spruch parat, und dafür mochte er ihn einfach.
    Er steckte das Wechselgeld ein. »Hast du auch eine Erklärung dafür, warum die alle Hakenhände hatten?«
    Cem hob die Schultern und breitete gleichzeitig beide Arme aus: »Weiß nicht, Chef, vielleicht vom Händeschütteln mit anderen Hakenpiraten.«
    Trojan lachte noch befreiter auf.
    »Und die Holzbeine?«
    »Ach, ganz andere Geschichte, Chef, muss ich drüber nachdenken, geb ich dir beim nächsten Mal Bescheid.«
    Er nickte ihm lächelnd zu, nahm seine Biere und ging.
    Als er seine Wohnung aufschloss, hörte er leise Stimmen. Er erschrak, seine Hand glitt instinktiv unter die Jacke zum Waffenholster. Dann vernahm er Gelächter. Kurz darauf atmete er auf.
    »Paps? Bist du das?«
    Schon kam sie auf ihn zugestürmt.
    »Paps!«, rief Emily noch einmal und fiel ihm um den Hals.
    Für einen Moment war er völlig perplex, bis ihm einfiel, dass sie sich ja für den Freitagabend verabredet hatten.
    Seine Nachbarin erschien in der Küchentür.
    »Hallo, Emily. Hallo, Doro.«
    »Na, Bulle, du bist aber spät dran.«
    Emily lachte. »Bist du überrascht?«
    Sie erzählte ihm, dass sie Doro heraufgebeten hatte, weil sie allein in der

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