Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Anwesenheit gestatten.«
»Das wäre aber –.«
»Das ist absolut unmöglich. Ich werde mit der Patientin allein sein, und Sie warten hier.«
Trojan seufzte. Es hatte eh keinen Zweck, sie zu überreden.
»Also gut. Danke jedenfalls, dass Sie sich überhaupt an einem Samstag die Zeit für mich nehmen.«
»Ich nehme mir die Zeit für die Patientin.«
Na klar, dachte er.
Ihre Blicke trafen sich. Das leichte Flackern in ihren Augen nährte seine Hoffnung, dass sie nicht wirklich wütend auf ihn war. Möglicherweise war sie bloß verunsichert, da sie ihm am Freitag ihre Schwäche offenbart hatte, die sie nun wieder hinter der Maske ihrer Professionalität verbergen musste.
Sie sah so bezaubernd aus, er hätte sie auf der Stelle umarmen können, aber er beließ es bei einem vagen Lächeln.
Wortlos drehte sie sich um und verschwand wieder im Sprechzimmer.
Trojan ging ihr leise nach. Er musste das Gespräch belauschen, es half nichts. Letztlich hatte ihm Josephin das Einverständnis gegeben, die Ergebnisse der Hypnose auszuwerten, also durfte er auch seine moralischen Bedenken außer Acht lassen. Andernfalls könnten ihm wichtige kriminologische Einzelheiten entgehen, auf die Jana unter Umständen als Psychologin keinen Wert legte, wenn sie ihm hinterher von der Sitzung berichtete.
Behutsam drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür einen winzigen Spalt.
Atemlos lehnte er an der Wand und spitzte die Ohren.
Er konnte sogar eine Ecke von dem Ledersessel erspähen, in dem er sonst immer saß. Er sah Josephins Beine und einen Teil ihres rechten Arms.
Ihre Haltung war gespannt.
»Fangen wir an«, sagte Jana Michels. »Sind Sie bereit, mit mir auf eine Reise zu gehen?«
»Ja«, sagte Josephin Maurer.
»Schließen Sie die Augen. Ihnen wird nichts passieren. Sie sind hier bei mir in diesem Raum, in Sicherheit, alles, was Sie sehen werden, gehört nicht mehr der Gegenwart an, sondern ist längst vergangen. Und sollte Sie etwas beunruhigen, sagen Sie einfach ›stopp‹.«
Sie nickte.
»Sie heben die Hand und sagen ›stopp‹, und ich führe Sie sofort wieder in die Gegenwart zurück, sind Sie einverstanden?«
»Ja, ich bin einverstanden.«
»Gut. Gibt es einen Ort, an dem Sie sich besonders wohlfühlen, Frau Maurer?«
Sie schien nachzudenken.
»Das Meer«, sagte sie schließlich.
»Schön, dann führe ich Sie ans Meer. Hin zu einem Palmenstrand, an dem leise die Wellen ausrollen, ist das der Ort, an dem Sie sich wohlfühlen?«
»Ja.«
»Dieser Ort ist immer bei Ihnen. Sie haben ihn in Ihrem Körper und Ihrem Geist. Sie spüren ihn in Ihrem linken Arm, ihr linker Arm wird schwer, ganz schwer. Sie gehen tiefer und tiefer. Sie können fühlen, wie das Meer durch Ihren linken Arm fließt, Welle für Welle.«
Josephins Atem wurde gleichmäßig.
»Nun spüren Sie die Schwere in Ihrem rechten Arm. Sie sinken tiefer und tiefer. Welle für Welle strömt das Meer durch Ihren rechten Arm.«
Trojan sah, wie sich ihre Schultern entspannten.
»Sie folgen meiner Stimme, und Sie gehen tiefer in Ihren inneren Raum, wo das Meer ist, das beruhigend hin und her wogt. Sie spüren die Wellen in Ihrer Brust, und Sie spüren die Wellen in Ihrer Mitte, Sie sinken tiefer und tiefer, und Sie haben die Wellen in Ihrem Unterbauch und gehen noch tiefer. Angenehm warm strömen die Wellen durch Sie hindurch. Spüren Sie das?«
»Hmm.«
Sie rutschte in ihrem Sessel zurück.
»Das Meer strömt nun in gleichförmigen Wellen weiter in Ihr linkes Bein. Es sind kleine beruhigende Wellen. Sie sehen genau zu, wie die Wellen eine nach der anderen durch Ihr linkes Bein ziehen, über die Oberschenkel hin zu den Knien, von den Knien hin zu den Waden und von den Waden hin zu den Füßen und dort weiter bis in die Zehenspitzen. Es ist ein angenehm beruhigendes Gefühl, diesen Wellen zuzusehen, wie sie in Ihrem inneren Raum fließen und fließen. Spüren Sie das?«
»Ja.«
»Gut. Und genauso ist es in Ihrem rechten Bein. Spüren Sie den Strom, das langsame und befreiende Fließen in Ihrem rechten Oberschenkel. Sanft dahinziehende Wogen. Sie schauen zu, ohne beteiligt zu sein, in Frieden betrachten Sie das Spiel der Wellen in Ihrem rechten Oberschenkel, und von dort ziehen die Wellen weiter bis hin zu Ihrem Knie und wandern hinunter von der Kniekehle abwärts in den Unterschenkel, umspülen ihn und gleiten hin zu den Fersen. Sie spüren, wie die Wellen weiterwandern, hin zu Ihren Füßen, über die Sohlen, den Spann, bis hin zu
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