Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
den Zehen. Sie spüren es?«
»Ja.«
Ihre Stimme klang schläfrig.
»Sie sind nun ganz entspannt, Sie spüren die Schwere und die Wärme, und während die Wellen in Ihnen vorangleiten, gestatten Sie sich, noch mehr loszulassen, lassen Sie los und geben Sie sich ganz dem Spiel der Wellen hin.«
Josephin seufzte.
Trojan hielt den Atem an und lauschte.
»Die Schwere ist so angenehm, dass Sie bereit sind, sich an Ihrem geliebten Ort in den warmen, weichen Sand zu legen, und Sie haben das Gefühl von innerem Frieden und von Harmonie in Ihrem Körper und in Ihrem Geist. Legen Sie sich hin, Frau Maurer, sinken Sie in den Sand und lassen Sie das Meer durch sich hindurchgehen, Welle für Welle.«
Wieder seufzte Josephin.
Trojan spürte, wie ihn Janas Stimme selbst in eine Art Trance versetzte. Er musste sich dagegen wehren, ihm durfte doch nichts entgehen.
»Sie lassen den Sand durch Ihre Hände gleiten, erst durch die linke Hand, die warmen Sandkörner rieseln über Ihre Finger. Und nun lassen Sie den Sand durch die rechte Hand gleiten, alles ist völlig ruhig und harmonisch um Sie herum, Sie hören nur meine Stimme und das leise Plätschern der Wellen. Hören Sie es?«
»Hmm.«
»Gut. Sie sind nun so entspannt und fühlen sich so sicher, dass Sie sich ganz meiner Stimme anvertrauen können. Meine Stimme fängt sie auf, Sie werden getragen von den Wellen und meiner Stimme.«
»Ich werde getragen.«
»Neben Ihnen im Sand liegt ein Fernglas, Josephin Maurer, wenn Sie möchten, können Sie es anheben und vor Ihre Augen führen, wenn Sie möchten, können Sie betrachten, was hinter den Gläsern ist. Strecken Sie Ihre rechte Hand nach dem Fernglas aus, Josephin Maurer.«
Trojan staunte, sie hob die Hand und streckte sie aus.
»Schön, Sie berühren das Fernglas, es liegt angenehm schwer in Ihrer Hand, und Sie selbst können entscheiden, ob Sie hindurchschauen wollen oder nicht. Wenn Sie nicht mehr hinschauen wollen, können Sie das Glas wegtun. Und bedenken Sie, alles, was Sie sehen, ist längst passé und Vergangenheit, es muss Sie nicht mehr bedrücken, Sie sind frei und entspannt.«
»Ja.«
»Möchten Sie das Fernglas vor die Augen setzen, Josephin Maurer?«
»Ja.«
Ihr Arm glitt zurück. Sie war in tiefe Trance gefallen.
»Sie nehmen das Fernglas, Sie heben es an, und Sie schauen hindurch. Ich führe Sie nun an einen anderen Ort, aber bedenken Sie, es ist der Ort, den das Fernglas zeigt, und nicht der Ort der Gegenwart.«
»Nicht der Ort der Gegenwart«, wiederholte Josephin Maurer.
»Wenn Sie nun durch das Fernglas schauen, sehen Sie sich selbst in einem Keller liegen, und Sie sind gleichzeitig mit mir an diesem wunderschönen Strand, in Sicherheit.«
Langsam sank ihr Kopf nach vorn.
»Es ist dunkel«, sprach sie mit schwerer Zunge. »Ich kann nichts sehen. Und ich habe schreckliche Angst. Meine Hände sind gefesselt, meine Beine auch. Ich kann mich nicht bewegen.«
»Josephin, Sie wissen, Sie sind jetzt in Sicherheit, und Sie sehen das alles nur das Fernglas hindurch.«
»Ja.«
»Möchten Sie das Fernglas wieder weglegen?«
»Nein.«
»Wie sind Sie in den Keller hineingekommen? Schwenken Sie das Glas in eine andere Richtung, was sehen Sie?«
»Ich bin auf dem Weg zu Karen. Wir wollen ins Kino gehen. Karen lebt. Mein Gott, sie lebt.«
Es entstand eine Pause.
»Sie sind in Sicherheit«, sagte Jana wieder.
»Ja.«
»Was sehen Sie?«
»Da ist plötzlich dieser Van. Er hält direkt neben mir. Ein Mann steigt aus, er trägt ein Basecap, es ist tief in seine Stirn gezogen, er packt mich und drückt mir ein Tuch vor Nase und Mund. Darin ist ein stechender Geruch, mir wird schwindlig. Er drängt mich zu den Hintertüren des Wagens, und ich sehe das Kennzeichen. Ich merke es mir.«
»Wie lautet das Kennzeichen?«
»B, Strich, H, 5, 8, 9.«
»Das können Sie genau durch das Fernglas erkennen?«
»Ja, ich sehe es vor mir, es ist ganz deutlich zu lesen.«
»Was geschieht weiter? Sie betrachten es aus einiger Entfernung, Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie liegen am Strand und schauen sich das an. Wie einen Film betrachten Sie es sich.«
Sie seufzte.
»Jetzt ist lange Zeit alles dunkel. Ich kann nichts erkennen. Und dann erwache ich. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Die Erinnerung setzt erst allmählich wieder ein. Und ich spüre, dass da etwas auf meinen Augen ist. Es drückt, es, es ist –.«
Sie brach ab.
»Oh, mein Gott«, stieß sie hervor.
»Josephin, wenn Sie genug haben,
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