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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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und als die Zahl vierstellig wurde, verspürte sie ein wenig Stolz.
    Während sie auf dem Bett hockte und ins knallbunte Amigurumiland surfte, sprach sie leise zu ihren Puppen: »Da seid ihr ja, und wie hübsch ihr ausseht.« Und die Tiere und die vielen Josies mit den Strickmützen blickten sie aus großen Augen an.
    Sie kontrollierte auch hin und wieder ihre E-Mails, und kurz vor Mitternacht fand sie die Zeilen von Milan vor. Sie öffnete die Anhänge.
    Es waren Fotos von dem Filmfestival, von der Preisverleihung. Wie weit das schon zurücklag, dabei war es doch erst Sonntag gewesen. Auf einem der Fotos hielt sie den Blumenstrauß und die Urkunde in der Hand und wurde von drei Frauen umringt.
    Karen, die sie umarmte.
    Ihre Ärztin, bereit zu gratulieren.
    Und im Hintergrund eine Unbekannte.
    Wer war das? Auf einmal stockte ihr der Atem. Sie sei ein Fan ihrer Puppen, hatte die Frau gesagt. Josie klickte auf Vergrößern. Rasch schüttelte sie den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Weil es nicht sein durfte.
    »Hallo, ich bin die Frida«, hatte sie gesagt.
    Frida, das Foto, der Kommissar.
    Und schon kehrte die Angst zurück. Josie stand auf und ging in die Küche. Wo hatte sie nur seine Visitenkarte gelassen? Sie war ganz zittrig, musste ihn anrufen, sofort. Sie fand die Karte unter einem Stapel Zeitschriften, hatte sie achtlos dorthin gesteckt, um den Vorfall schnell wieder zu vergessen. Sie nahm sie und ging zurück ins Schlafzimmer.
    Plötzlich hörte sie ein dumpfes Geräusch.
    Sie hielt erschrocken inne. Etwas war gegen die Fensterscheibe geprallt. An der Balkontür. Langsam trat sie näher.
    Sie schob die Spezialverriegelung zurück und öffnete die Tür.
    Da lag etwas am Boden.
    Es war klein und trug eine bunte Strickmütze.
    Josie bückte sich und hob die Puppe auf. Sie drehte sie um, wollte ihr in die Augen schauen. Aber da waren keine Augen. Und auch kein Gesicht. Nur diese eingetrocknete gelbliche Masse.
    Sie schrie leise auf, ließ die Puppe fallen und trat an die Balkonbrüstung. Sie schaute hinab auf die Straße.
    Da war niemand. Doch dann hörte sie etwas in ihrem Rücken.
    Entsetzt fuhr sie herum.

SECHS
    S ein Vater war plötzlich im Zimmer. Er nahm das Polaroid, das ihn mit der fremden Frau zeigte, aus dem Bücherregal, betrachtete es lange, dann zerriss er es in zwei Hälften und warf es verächtlich zu Boden.
    Trojan wollte schlafen. Er wälzte sich auf die andere Seite, aber der Vater tippte ihm auf die Schulter. Es war schlagartig kalt, ein eisiger Windstoß zog herein.
    »Wach auf, Nils, ich muss dir was zeigen.«
    Trojan öffnete widerwillig die Augen. Es war viel zu hell um ihn herum. Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der das grelle Licht kam, hin zur Tür, aber da war keine mehr. Sie fehlte. Jemand hatte sie wohl aus den Angeln gehoben.
    »Was ist mit der Tür?«, fragte er.
    Der Vater rauchte schweigend, hielt die Zigarette wie immer in der verkrüppelten Hand. Glühend stach sie daraus hervor, er führte sie zum Mund und sog gierig daran.
    »Rauch doch bitte nicht, nicht an meinem Bett«, sagte Trojan, aber der Vater kümmerte sich nicht darum.
    »Hier drin ist alles morsch«, sagte er schließlich.
    Er ging zu der Wand, in der einmal die Tür gewesen war, und drückte gegen die Zarge. Sie gab nach, der Putz rieselte heraus.
    »Hör auf damit, bitte.«
    Sein Vater lachte nur.
    »Alles morsch«, sagte er wieder.
    Dann brachte er mit einem Mal eine neue Tür herein.
    »Die ist von mir, hab ich getischlert. Siehst du, sauberer Schliff, du musst auf den Schliff achten.«
    Er forderte Trojan auf, das Holz zu berühren, aber es war schlecht bearbeitet, rau und kantig.
    Trojan riss sich einen Splitter ein. Es blutete. Er saugte an der Wunde, während der Vater die Tür abstellte und mit seinem Zollstock Maß nahm.
    »Das haben wir gleich«, sagte er.
    Doch plötzlich hielt er diese metallene Dose in der verkrüppelten Hand.
    Trojan erschrak.
    »Lass das«, rief er.
    Der Vater lachte. Er drückte auf den Knopf an der Düse, und das Zeug spritzte heraus.
    »Sieh nur.«
    Der Schaum füllte die Ritzen zwischen Zarge und Wand, doch der Vater hörte nicht auf zu sprühen, und so quoll die Masse zischend und schmatzend wieder daraus hervor. Sie wuchs zu einem unheimlichen Gebilde heran. Trojan sah fassungslos zu.
    Und dann wandte sich der Vater zu ihm um und trat näher an das Bett.
    Trojan wich zurück. Er sah die Dose und den Schaum und die Fratze seines Vaters.
    Er schrie, doch schon packte der

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