Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
Vom Netzwerk:
dir?«
    Sieht man es mir so sehr an?, dachte er.
    »Du bist kreidebleich. Musst du dich etwa krankmelden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Urlaubsreif, was?«
    Er versuchte zu lächeln.
    »Bei der Jagd nach dem Federmann hast du Großartiges geleistet. Kann ich mich wieder auf deine alten Stärken verlassen?«
    »Ich bin polaroid, Chef.«
    Er registrierte, wie Landsberg erstaunt die Augenbrauen hob. Sofort stieg Hitze in ihm auf. Hastig korrigierte er seinen Versprecher.
    »Ich bin bereit, meine ich.«
    Landsberg runzelte die Stirn. »Na, dann mal los.«
    Trojan trat hinaus auf den Gang und blieb eine Weile versunken am offenen Fenster stehen. Mein Gott, ich bin ja völlig durcheinander, durchfuhr es ihn. Ohne länger darüber nachzudenken, nahm er sein Handy hervor und drückte auf eine Kurzwahltaste. Er hatte Glück, es meldete sich nicht wie so oft ihr Anrufbeantworter, sondern sie hob persönlich ab.
    »Nils Trojan hier.«
    Sie schwieg am anderen Ende der Leitung.
    »Haben Sie vielleicht kurzfristig einen Termin für mich frei?«
     
    Sie saß ihm gegenüber, in dem hellen Raum mit dem Blick auf die Birken, das Haar hochgesteckt, die Beine übereinandergeschlagen. Er konnte ganz leicht ihr Parfüm riechen, es gefiel ihm.
    »Eine Bedingung, Herr Trojan: Sie halten sich an die Regeln. Wir vergessen, was vorgefallen ist, und fahren an der Stelle fort, wo wir mal aufgehört haben. Vor diesen schrecklichen Ereignissen im Frühjahr.«
    »In Ordnung.«
    Die Strenge stand ihr gut, fand er.
    »Also«, sagte sie, »was eilt denn nun so sehr? Was möchten Sie mir erzählen?«
    Alles, dachte er.
    Und er begann. Zunächst berichtete er ihr, ohne Namen zu nennen, von dem Mordfall in der Donaustraße, er schilderte ihr den Anblick der Toten mit dem Bauschaumgebilde im Mund und bemerkte, wie sie zusammenzuckte und sich gleich darauf wieder um Fassung bemühte. Dann erzählte er ihr von seinem Alptraum. Als er fertig war, sah sie ihn lange schweigend an.
    »Ihren Vater haben Sie in den vergangenen Sitzungen nur selten erwähnt«, sagte sie schließlich.
    Trojan nickte. »Er war immer dagegen, dass ich Kriminalkommissar werde.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Möglicherweise hat es mit einem Ereignis aus meiner Kindheit zu zun.«
    »Was war das für ein Ereignis?«
    Trojan schloss für einen Moment die Augen. »Ihr Name war Susanna Halm, und sie wohnte im Haus Nummer 87 in unserer Siedlung. Sie lebte allein, war noch recht jung, hübsch, ein wenig scheu. Ich war fünf oder sechs Jahre alt, und ich sah meinen Vater ein paar Mal in das Haus gehen. Er hat mich nie bemerkt, ich hab mich vor ihm versteckt. Ich hab mich schon immer gefürchtet vor meinem Vater, er war jähzornig, konnte schnell ausrasten. Ich hielt mich mehr an meine Mutter, suchte gewissermaßen Schutz bei ihr.«
    Er hielt inne. Seine Stimme war belegt, als er fortfuhr:
    »Eines Tages wurde Susanna Halm ermordet. Jemand schlug ihr den Schädel ein. Ein Verbrechen, das niemals aufgeklärt wurde, und – und –.«
    Er brach ab.
    Jana Michels wartete.
    »Wie gesagt, ich war fünf oder sechs Jahre alt, ein kleiner Junge, der –.«
    Er zog die Schultern hoch. Endlich brachte er es heraus.
    »Ich sah meinen Vater in das Haus gehen, kurz bevor es geschah. Es war an demselben Tag. Es war der Tag, an dem Susanna Halm ermordet wurde.«
    Er hörte, wie Jana Michels den Atem einzog.
    »Heute, mit dem Abstand der Jahre, ist für mich offenkundig, dass mein Vater ein Verhältnis mit dieser Frau hatte. Meine Mutter – als sie starb –, ich war ja allein mit ihr im Zimmer –, als sie der Krebs dahinraffte –, es war Jahre später, ich war achtzehn, ich hielt ihr die Hand, mein Vater und meine Schwester waren im Nebenraum und führten ein Gespräch mit der Ärztin.« Er begann zu schwitzen. »Jedenfalls flüsterte mir meine Mutter etwas zu. Sie war bleich, sie war, sie –.«
    Er suchte Janas Blick. Sie nickte ihm zu.
    »Es war kurz vor ihrem Ende. Und meine Mutter wollte mir noch etwas sagen, ich konnte es nicht genau verstehen. Ihre Worte waren undeutlich, sie hatte nicht mehr die Kraft, sich zu artikulieren. Aber später, als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass sie – dass sie von der Wäschekommode gesprochen hatte, ich sollte etwas darin suchen. Und – festgesteckt an der Rückwand der Kommode, fand ich dieses Polaroid.«
    »Was für ein Polaroid?«
    »Sie musste es wohl heimlich aufgenommen haben. Es zeigte meinen Vater zusammen mit Susanna Halm.«
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher