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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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vor einer richtigen Armee nehmen sie Reißaus wie die Hasen!«
    Er winkte einem Diener und befahl ihm mit leiser Stimme, drei Pferde zu satteln, dann wandte er sich wieder an Richard, der noch immer äußerst angespannt war. »Es sieht so aus, als hätten unsere Freunde eine Lektion nötig. Ihr begleitet mich doch – oder seid Ihr zu erschöpft?«
    Stumm schüttelte Richard den Kopf. Er konnte es sich nicht leisten, erschöpft zu sein. Seit er sich für diesen Plan entschieden hatten, mußte er ständig mit der Möglichkeit rechnen, Saviya damit zum Tod zu verurteilen, und hielt es für durchaus denkbar, daß der Kardinal von Valencia in Rom nicht nur den Prozeß unterwandern, sondern auch dafür sorgen würde, daß der Stein des Anstoßes unauffällig verschwand. Der Einsatz bei diesem Spiel war hoch. Richard hatte alles auf einen Wurf gesetzt.
    Der Ritt mit Cesare Borgia und dessen Untergebenem, den er kurz als ›Michelozzo‹ vorstellte, erschien ihm als ein Alptraum. Er hatte das Gefühl, als habe er seit Tagen ununterbrochen im Sattel gesessen, und er nahm kaum noch etwas wahr außer dem ausgeruhten Pferd und der dunklen Gestalt des Mannes, der Saviya besessen hatte.
    Die Ankunft in Rom ging für ihn in einer Flut von beflissenen Soldaten unter, und erst, als sie sich vor dem Palazzo des Kardinals Orsini befanden, bemerkte er wirklich, daß sie nicht mehr nur zu dritt waren. Cesare hatte sich offensichtlich Verstärkung bei der Stadtwache geholt und verteilte die Posten sehr sorgfältig rund um das Gebäude.
    Kardinal Orsini hatte als Kirchenfürst Anspruch auf einen eigenen Palazzo. An diesem Tag allerdings bereute er, nicht im selben Haus wie Virginio zu leben. Virginio hatte mehr und bessere Leibwächter.
    Der alte Mann war noch dabei, sich protestierend zu erheben, als Cesare den Raum betrat, den entsetzten Sekretär hinter sich. Cesare hielt sich nicht lange mit Begrüßungen auf.
    »Ich habe gehört, daß Ihr und Eure Kommission gewisse Vorwürfe gegen meine Person erhebt, Eminenz. Ist das richtig?«
    »Ich …«
    »Ihr werdet diese Vorwürfe sofort fallenlassen, schriftlich erklären, alles sei ein Irrtum gewesen, und außerdem einen Freilassungsbefehl ausstellen.«
    Mittlerweile hatte Kardinal Orsini seine Fassung zurückgewonnen; denn er wußte sich im Recht; Cesare Borgia mochte zwar gewaltsam in sein Haus eindringen, aber er konnte kaum mehr tun, als Drohungen auszustoßen. Kardinal Orsini war vom Papst persönlich mit der entsprechenden Autorität ausgestattet worden – dieser Prozeß war allein seine Sache. Er holte tief Luft und erklärte:
    »Mag sein, daß Ihr Euch mir gleichgestellt fühlt, Eminenz, aber wenn man vom Titel absieht, dann bin ich ein Orsini, und als ein Orsini bin ich nicht gewillt, mir in meinem Haus die Unverschämtheiten eines Bastards weiter gefallen zu lassen. Hinaus!«
    Cesare wies ruckartig mit dem Kinn auf den Sekretär: »Michelozzo!« Ungläubig beobachtete Richard, wie Cesares Freund dem Sekretär blitzartig eine Schlinge um den Hals warf und sie zuzog. Der Kardinal selbst stand wie erstarrt da, doch Richard war selbst zu fassungslos, um auf die Reaktion des alten Mannes zu achten. Er starrte auf das verzweifelte, blaurote Gesicht. Später war er sicher, daß es nicht länger als eine Minute gedauert haben konnte, doch im Augenblick schien es ihm als eine grauenvolle Ewigkeit zu sein. Endlich löste er seinen Blick von dem Körper des Sekretärs, der noch ein letztes Mal zuckte, und sah Cesare an, der seinerseits den Kardinal beobachtete.
    Kardinal Orsini rang selbst um Atem, und Richard erkannte, daß Cesare absichtlich das Seil und nicht den schnelleren Dolchstoß gewählt hatte. Es war eine ungeheuer brutale und wirkungsvolle Machtdemonstration.
    »Nun, Euer Eminenz?« fragte Cesare Borgia ungerührt.
    Kardinal Orsini sank wieder auf seinen Platz. Tränen der Hilflosigkeit begannen dem alten Mann die faltigen Wangen hinunterzurinnen, während Cesare beinahe fürsorglich Feder und Papier bereitstellte. Er diktierte dem Kardinal die gewünschte Erklärung und den Entlassungsbescheid, half ihm, die zitternde Hand zu führen, ließ ihn beides unterzeichnen und besiegeln und sagte anschließend, ohne sich zu Richard umzudrehen: »Riccardo, seid so gut und laßt Seiner Eminenz etwas zu trinken holen. Er fühlt sich nicht wohl, und wir wollen doch nicht, daß ihm etwas zustößt, nicht wahr?«
    »Nein«, schluchzte der alte Mann. »Bitte nicht, nein!«
    »Es geschieht

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