Die purpurnen Flüsse
nun , weshal b Niéman s i n Guerno n ermittelte . Nach diese m neuerliche n Fehler , de r gan z z u seine m Sti l paßte , hatt e sich de r eisenhart e Bull e offensichtlic h i n Vergessenhei t bringe n wollen. Doc h e r konnt e sic h nich t vorstellen , da ß Niéman s noc h i n de r Nacht nac h Pari s zurückkehrte . Nein . E r konnt e sic h nich t vorstellen , da ß er de n Fal l aufga b – siche r nicht , u m de r Obrigkei t Rechenschaft abzulegen . Pierr e Niéman s würd e zuers t de n Mörde r un d sei n Motiv aufspüren . Mi t ihm , Karim , a n seine r Seite . Sovie l stan d fest.
Doc h e r hütet e sich , de m Gendarme n z u widersprechen . »Ha t die Krip o de n Fal l den n scho n übernommen? « fragt e er . »Noc h nicht«, antwortet e Vermont . »Wi r müsse n si e ers t au f de n neueste n Stand bringen.«
»Schein t so , al s würd e Niéman s Ihne n nich t besonder s fehlen.«
»D a täusche n Si e sich . E r is t zwa r ei n Psychopat h – meiner Ansich t nac h – , abe r zumindes t kenn t e r di e Wel t de s Verbrechens seh r genau . Mi t de n Leute n au s Grenobl e müsse n wi r wiede r ganz vo n vor n anfangen . Un d wa s wir d un s da s bringen , frag e ic h Sie?« Kari m stützt e beid e Ellenboge n au f de n Schreibtisc h un d beugte sic h vor.
»Rufe n Si e Kommissa r Henr i Crozie r vo n de r Polizeidienststelle Sarza c an . Überprüfe n Si e mein e Aussage . Zuständigkei t hi n oder her , mein e Ermittlunge n überschneide n sic h mi t de n Verbreche n von Guernon . Eine s de r Opfer , Philipp e Sertys , ha t letzt e Nach t au f dem Friedho f vo n Sarza c ei n Gra b aufgebrochen . Da s wa r woh l seine letzt e Tat , kur z bevo r e r ermorde t wurde. « Vermon t verzo g skeptisch da s Gesicht.
»Schreibe n Si e mi r eine n Bericht« , sagt e er . »Mordopfer , die Friedhöf e schänden , Bullen , di e vo n überallhe r auftauche n … Was den n noc h alles ? Wen n Si e glauben , di e Geschicht e is t nich t s o schon komplizier t genu g …«
»Ic h …«
»De r Mörde r ha t wiede r zugeschlagen.«
Kari m dreht e sic h um : I m Türrahme n stan d Niémans , aschfah l und sichtlic h erschöpft . Kari m dacht e a n di e Figure n au f de n Grabmälern, di e e r i n de n letzte n Stunde n gesehe n hatte.
»Edmon d Chernecé« , fuh r Niéman s fort . »Augenarz t i n Annecy.« E r tra t au f de n Schreibtisc h z u un d starrt e Kari m an , dan n Vermont.
»Erdrosselun g mi t eine m Kabel . Kein e Augen , kein e Hände . Diese Seri e nimm t kei n Ende.«
Vermon t scho b seine n Stuh l gege n di e Wand . Nac h ei n paar Sekunde n murmelt e e r i n klagende m Ton : »Ma n hat’ s Ihne n doch gesag t … Jede r hat’ s Ihne n gesag t …:«
»Was ? Wa s ha t ma n mi r gesagt? « brüllt e Niémans . »Da ß e s ein Serienmörde r ist . Ei n Psychopath . Wi e be i de n Amis ! Wi r müssen di e amerikanische n Methode n anwenden . Experte n z u Rat e ziehen, ei n Täterprofi l erstelle n lasse n … Ic h wei ß nich t … Soga r ich , ein Gendar m au s de r Provinz , ic h …«
»Ein e Seri e is t es , abe r kei n Serienmörder! « bellt e Niémans . »Der Ker l is t nich t wahnsinnig , sonder n e r nimm t Rache . Sei n Moti v mag noc h s o fragwürdi g sein , e s is t jedenfall s rationa l nachvollziehbar. Zwische n de n dre i Männer n besteh t ein e Verbindung , di e ihre Ermordun g erklärt ! Gottverdammt e Scheiße , da s is t es , wa s wir herausfinde n müssen!«
Vermon t schwie g resigniert . Kari m nutzt e di e momentan e Stille un d fin g an : »Kommissar , lasse n Si e mic h Ihne n …«
»Da s is t jetz t nich t de r recht e Zeitpunkt.«
Niéman s richtet e sic h au f un d glättet e mi t fahrige n Gebärden seine n Mantel . Dies e Gest e de r Eitelkei t paßt e weni g z u seiner sonstige n Härte , seine r Verschlossenheit . Kari m lie ß nich t locker:
»Sophi e Cailloi s ha t di e Flieg e gemacht.«
Di e Auge n hinte r de n kreisrunde n Gläser n wandte n sic h ih m zu.
»Wi e bitte ? Wi r habe n doc h eine n Man n postier t …«
»E r ha t nicht s gesehen . Un d meine r Ansich t nac h is t sie inzwische n übe r all e Berge.«
Niéman s starrt e Kari m a n wi e ei n wildes , urzeitliche s Tier , das eigentlic h nich t meh r existiere n sollte.
»Wa s is t den n da s scho n wiede r fü r ein e Scheiße?! « röhrt e er.
»Wies o is t si e abgehauen?«
»Wei l Si e vo n Anfan g a n rech t hatten. « Kari m sprac h z u Niémans, doc h dabe i sa h e r Vermon
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