Die purpurnen Flüsse
t an . »Di e Opfe r habe n miteinande r ein Geheimnis . Un d diese s Geheimni s steh t mi t de n Morde n in Zusammenhang . Sophi e Cailloi s is t geflohen , wei l si e den Zusammenhan g kennt . Höchstwahrscheinlic h fürchte t sie , das nächst e Opfe r z u werden.«
»Herrgot t …«
Niémans rückte seine Brille zurecht. Ein paar Sekunden schwieg er nachdenklich, dann forderte er Karim mit einer Kopfbewegung auf, fortzufahren.
»Ich hab was Neues, Kommissar. Bei den Caillois habe ich eine Schrift an der Wand entdeckt, unter der Tapete. Darin ist die Rede von den ›purpurnen Flüssen‹. Unterzeichnet mit ›Judith‹. Si e waren doc h au f ein e Verbindung , eine n Berührungspunk t zwische n den Opfer n au s – da s is t zumindes t einer , di e Verbindun g zwischen Cailloi s un d Sertys : Judith . Da s is t da s klein e Mädchen , hinte r dem ic h he r war , da s ausgelöscht e Gesicht . I n ih r Gra b is t Sertys eingebrochen . Un d Cailloi s ha t ein e Botschaf t erhalten , di e mi t ihrem Name n unterschriebe n ist.«
De r Kommissa r wandt e sic h zu r Tür . »Kom m mit« , sagt e e r zu Karim.
Vermon t spran g erbos t auf . »Scho n recht , hau t nu r ab ! Mach t nur weite r mi t eure r Geheimniskrämerei!«
Niéman s scho b Kari m vo r sic h he r durc h di e Tür , währen d hinter ihne n di e Stimm e de s Hauptmann s kreischte : »Si e sin d au s de m Fall raus , Niémans ! Si e sin d abgesetzt ! Verstehe n Sie ? Si e habe n nichts meh r z u sage n … nicht s mehr ! Si e sin d ei n Windhauch , ei n Luftzug! Höre n Si e sic h da s Geschwafe l diese s Rastaheini s ruhi g a n … Der ein e ausrangiert , de r ander e ausgeflipp t … schöne s Team ! «
Niéman s hatt e ei n leerstehende s Bür o ei n paa r Türe n weiter betreten . E r schaltet e da s Lich t an , war f di e Tü r z u un d schlo ß den Wutanfal l de s Gendarme n aus , de r ungehör t verhallte . E r schob Kari m eine n Stuh l hi n un d sagt e bloß : »Erzäh l vo n vorn.«
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Kari m setzt e sic h nicht , sonder n began n sofor t i n aufgeregte m Ton:
»Di e Schrif t a n de r Wan d lautet e folgendermaßen : › Ic h geh e zurück zu r Quell e de r purpurne n Flüsse . ‹ Sa h au s wi e mi t Blu t geschrieben. Un d mi t eine r Kling e stat t mi t eine m Stift . Ziemlic h unheimlich. Zuma l di e Nachrich t mi t ›Judith ‹ unterzeichne t war . Sicherlich Judit h Herault‹ . De r Nam e eine r Toten , Kommissar . Gestorbe n im Jah r zweiundachtzig.«
»Ic h versteh ’ da s nicht.«
»Ic h genausowenig« , sagt e Karim . »Abe r ic h kan n mi r ei n paar Ding e zusammenreimen , di e a m letzte n Wochenend e passier t sind.« Auc h Niéman s wa r stehengeblieben . E r nickt e bedächtig , und Kari m fuh r fort : »Folgendes . De r Mörde r beseitig t zuers t Rémy Caillois , irgendwan n i m Lau f de s Samstags . E r verstümmel t die Leich e un d hiev t si e i n di e Felswand . Abe r gleic h a m nächste n Tag bezieh t e r Stellun g au f de m Campu s un d beobachtet , wa s Sophie Cailloi s s o treibt . Da s Mäde l rühr t sic h zuers t nich t vo n de r Stelle.
Schließlic h geh t si e doc h au s de m Haus , sage n wi r a m späten Vormittag . Vielleich t such t si e ihre n Man n i n de n Bergen , ic h weiß nicht . Währenddesse n dring t de r Mörde r i n ihr e Wohnun g ei n und schreib t sei n Verbreche n a n di e Wand : ›Ic h geh e zurüc k zu r Quelle de r purpurne n Flüsse.‹“
»Weiter.«
»Späte r komm t Sophi e Cailloi s nac h Haus e un d entdeck t die Schrif t a n de r Wand . Si e erfaß t di e Bedeutun g de r Worte . Sie begreift , da ß di e Vergangenhei t si e allmählic h einhol t un d da ß ihr Man n wahrscheinlic h to t ist . Si e gerä t i n Panik , brich t da s Siege l der Verschwiegenhei t un d ruf t Philipp e Serty s an , de r ei n Kompliz e ihres Manne s is t ode r gewese n ist.«
»Wi e komms t d u darauf?«
Kari m senkt e di e Stimme : »Ic h kan n mi r vorstellen , da ß Sertys, Cailloi s un d sein e Fra u sic h sei t ihre r Kindhei t kenne n un d sich irgendwan n vo r lange r Zei t etwa s zuschulde n komme n ließen . Daß si e irgendein e Ta t begange n haben , di e mi t de n ›purpurne n Flüssen‹ un d Judith s Famili e z u tu n hat.«
»Karim , ic h hab’ s di r scho n gesagt : I n de n achtzige r Jahre n waren Cailloi s un d Serty s ungefäh r zehn , wi e komms t d u au f di e Ide e …«
»Lasse n Si e mic h ausreden . Philipp e Serty s komm t als o i n die Wohnun g de r Cailloi
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