Die purpurnen Flüsse
e Tiefe , fuchtelte halbherzi g mi t Arme n un d Beine n un d stellt e sic h di e absurd e Frage, wa s woh l sein e letzt e Empfindun g vo r de m To d sei n würde.
Di e Antwor t erhiel t e r unmittelba r darauf : ei n Schmerz , de r ihn wi e ein e Wog e überschwemmte . Nadelgespickt e Peitschenhiebe. Zersplitternd e Äste . Un d sei n Fleisch , da s i n tausen d schmerzhafte Funke n zerstob , währen d e r durc h di e Bäum e brach . Dan n ein zweimalige r Aufprall , beinah e i m selbe n Moment . Zuers t sein eigene r Kontak t mi t de m Boden , gedämpf t durc h di e zahllosen Verästelunge n de r Bäume . Dan n ei n apokalyptische s Getöse , ein gewaltige r Schlag , s o nahe , schwar z un d wuchtig , wi e wen n mit eine m Ma l ei n riesige r Decke l übe r ih n gestülp t worde n wäre . Der Augenblic k zerbars t z u eine m Chao s widersprüchlicher Empfindungen . Beißend e Kälte , di e ih n wi e ei n scharfzahniger Kiefe r anfiel . Ei n Steche n i n de r Lunge , da s ih n nac h Luf t ringen ließ . Wasser . Stein . Finsternis . Di e Zei t setzt e aus . Ein e Weile verging.
Niéman s öffnet e di e Auge n un d erblickt e Dunkelheit . Wald . Nach un d nach , wi e ein e Rückkeh r au s de m Jenseits , erwacht e sein Verstand . Au s de n Tiefe n seine s Gehirn s zo g e r di e Erkenntnis : Er wa r a m Leben . E r lebte!
E r versammelt e di e Fetze n seine s Bewußtsein s u m sic h und rekonstruierte , wa s geschehe n war.
E r wa r durc h Baumkrone n un d Unterhol z gefalle n un d hatt e das Glüc k gehabt , a m Fu ß de r Pfeile r i n eine r schräge n Abflußrinne volle r Regenwasse r z u landen . Sei n Wagen , de r denselbe n Weg genomme n hatt e wi e er , wa r wi e ei n Panze r vo n de r Brück e i n die Tief e gestürz t un d unmittelba r übe r ih m zerschmettert . Ohn e ih n zu erreichen : Di e Karosseri e wa r z u breit , un d da s Rohrsyste m hatten ih n gestoppt . Ei n Wunder.
Niéman s schlo ß di e Augen . I n alle n Teile n seine s geschundenen Körper s pocht e e s dumpf , doc h de r schlimmst e Schmerz , de r sich anfühlt e wi e flüssig e Lava , ka m au s seine r Schläfe , un d e r reimte sic h zusammen , wohe r e r dies e Verletzun g direk t übe r de m Ohr hatte . De r Res t seine s Körper s wa r anscheinen d mi t blaue n Flecken davongekommen.
Mi t starre m Blic k mustert e e r da s rauchend e Wrac k seines Wagens . E r wa r gefange n i n eine m Sarkopha g au s Beto n mi t einem heiße n Blechdac h al s Deckel . E r dreht e de n Kop f nac h recht s und link s un d stellt e fest , da ß ein e Stoßstang e ih n i n de r abschüssigen Rinn e festhielt.
Mi t verzweifelte r Anstrengun g scho b e r sic h durc h di e Röhre abwärts . Di e Schmerzen , di e wi e ein e Hord e angriffslustiger Ameise n durc h sämtlich e Gliedmaße n strömten , kame n ih m jetzt zugute : Si e hobe n sic h gegenseiti g au f un d versetzte n seine n Körper i n ein e schockähnlich e Betäubung.
Mi t übermenschliche r Anstrengun g gelan g e s ihm , sic h unte r der Stoßstang e hervorzuwälze n un d au s seine m Sar g freizukommen. Sobal d e r di e Arm e bewege n konnte , ho b e r di e Han d zu r Schläfe un d ertastet e eine n klaffenden , blutende n Riß . E r ächzte , al s e r die Wärm e de s Blute s zwische n seine n steife n Finger n hindurchrinnen fühlte , un d de r Schmer z trie b ih m di e Träne n i n di e Augen.
E r stützt e sic h au f de n Ran d de r Rinn e un d richtet e sic h mühsam auf , währen d ei n neue r Gedank e vo n seine m noc h unsichere n Geist Besit z ergriff.
De r Mörde r würd e wiederkommen . U m ih m de n Garau s zu machen.
A n di e Karosseri e geklammert , zo g e r sic h hoch , bi s e r auf schwankende n Beine n i n de r Betonrinn e stand . Mi t etlichen Faustschläge n gelan g e s ihm , de n zerbeulte n Kofferrau m des Wagen s eine n Spal t z u öffnen , immerhi n s o weit , da ß e r seine Pumpgu n un d ein e Handvol l Patronen , di e i m Innere n verstreut waren , hervorziehe n konnte . E r klemmt e sic h di e Flint e unte r den linke n Ar m un d schafft e es , si e z u laden . Dies e Manöve r mußt e er praktisc h blin d verrichten : Sein e Brill e hatt e e r verloren , und ringsu m herrscht e pechschwarz e Finsternis . Da s Gesich t blut - und schmutzverkrustet , de r Körpe r stei f vo r Schmerz , dreht e sic h der Kommissa r u m di e eigen e Achse , da s Geweh r i m Anschlag . Kein Lau t wa r z u vernehmen . Ei n Schwinde l erfaßt e ihn , e r rutscht e die Karosseri
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