Die purpurnen Flüsse
e offen e Wund e a n seiner Schläfe . Da s verkrustet e Blut , da s aufgerissene , bräunlich e Fleisch schie n ih r nich t de n geringste n Widerwille n z u verursachen , im Gegenteil : Si e stie ß eine n leise n Pfif f au s un d sagte : »Si e sin d aber ordentlic h verletzt . Hoffentlic h is t di e Schläfenarteri e nich t getroffen. Da s kan n ic h allerding s nich t beurteilen : Si e blute n imme r noch ziemlic h star k … Wi e is t da s passiert?«
»Ic h hatt e eine n Unfall« , antwortet e Niéman s lakonisch . »Einen Autounfall.«
»Ic h mu ß Si e in s Krankenhau s bringen.«
»Komm t nich t i n Frage . Ic h mu ß mi t de r Fahndung weitermachen. « Fann y verlie ß de n Rau m un d ka m kur z darau f mit Kompressen , Medikamente n un d vakuumverpackte n Beutel n zurück, i n dene n sic h Injektionsnadel n un d Seru m befanden . Mi t de n Zähnen ri ß si e mehrer e Verpackunge n auf . Dan n steckt e si e ein e Nade l auf ein e Spritz e un d zo g de n Inhal t eine r Ampull e auf . Niéman s sa h ihr argwöhnisc h z u un d grif f nac h de m Beipackzettel . »Wa s is t das?«
»Ei n Schmerzmittel . E s wir d Si e beruhigen . Si e brauche n keine Angs t z u haben.«
Niéman s hiel t ih r Handgelen k fest . »Warte n Sie.«
E r überflo g di e Angabe n au f de m Beipackzettel . Xylocain . Ein Analgetikum , da s offensichtlic h di e Schmerze n linderte , ohn e sein Bewußtsei n z u trüben . Zu m Zeiche n seine s Einverständnisse s ließ Niéman s ihr e Han d los.
»Kein e Sorge« , murmelt e Fanny . »Diese s Zeu g wirk t auch gefäßverengend . E s wir d als o di e Blutun g stillen. « Mi t gesenktem Kop f sa ß e r d a un d konnt e nich t sehen , wa s si e tat . Doc h e s fühlte sic h an , al s stech e si e mehrmal s run d u m di e Wundrände r ein , und scho n nac h kurze r Zei t lie ß de r Schmer z nach.
»Könne n Si e den n auc h nähen? « fragt e er.
»Natürlic h nicht . Daz u müsse n Si e in s Krankenhaus . Frühe r oder späte r fäng t di e Wund e wiede r z u blute n a n …«
»Mache n Si e eine n Druckverband , irgendwas . Ic h kan n mic h jetzt nich t in s Krankenhau s lege n – ic h hab e einige s z u erledigen , und daz u brauch e ic h eine n klare n Kopf.«
Fann y zuckt e di e Achseln , dan n desinfiziert e si e mehrere Kompresse n mi t eine m Zerstäuber . Niéman s beobachtet e sie, bewundert e ihr e Schenkel , u m di e sic h di e Jean s spannte , ihre Kurven , di e sic h i n kraftvolle n Linie n wölbte n un d selbs t i n seiner gegenwärtige n Verfassun g ein e dumpf e Erregun g i n ih m weckten.
E r wundert e sic h übe r di e Gegensätz e diese r junge n Frau . Wie bracht e si e e s fertig , s o ätherisc h un d vergeistig t un d gleichzeiti g so praktisch , s o handfes t z u wirken ? S o sanf t un d s o brutal ? S o na h und s o fern ? Dieselb e Widersprüchlichkei t nah m e r i n ihre m Blic k war: da s aggressiv e Funkel n de r Auge n un d di e unendlich e Sanfthei t ihrer Brauen . E r atmet e de n scharfe n Geruc h de s Desinfektionsmittel s ein un d fragte : »Lebe n Si e allei n hier? « Fann y reinigt e di e Wund e mit knappen , energische n Gesten.
Dan k de r betäubende n Wirkun g de s Schmerzmittel s spürte Niéman s kau m ei n Brennen.
Si e lächelte . »Si e lasse n wirklic h nicht s aus« , sagt e sie.
»Entschuldigun g … Bi n ic h indiskret?«
Fann y stan d dich t nebe n ihm , au f ihr e Arbei t konzentriert . Leise sagt e si e i n sei n Ohr : »Ic h leb e allein . Ic h hab e keine n Liebhaber, wen n e s da s ist , wa s Si e wisse n wollten.«
»Ic h … ä h … Abe r waru m au f de m Campus?«
»Dan n ha b ich’ s nich t weit , bi n gleic h be i de n Hörsälen , den Seminarräume n …«
Niéman s wandt e de n Kop f ab . Si e dreht e ih n ungeduldi g i n die ursprünglich e Stellun g zurück.
»Stimm t ja« , sagt e Niémans , »da s hatt e ic h fas t vergesse n … Die jüngst e Professori n Frankreichs . Tochte r un d Enkeli n emeritierter Professoren . Als o gehöre n Si e auc h z u diese n Kindern , di e …« Fann y fie l ih m in s Wort : »Welche n Kindern? « fragt e si e scharf. Niéman s war f ih r eine n schräge n Blic k zu : »De n Hochbegabte n vom Campus , di e außerde m sportlich e Champion s sin d … « Da s Gesicht de r junge n Fra u verhärtet e sich , un d ih r Tonfal l verrie t äußersten Argwohn : »Worau f wolle n Si e hinaus? « Niéman s ga b keine Antwort , obwoh l e r nicht s liebe r geta n hätte , al s si e
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