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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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e entlan g abwärt s un d fie l wiede r i n di e Betonrinne. Diesma l spürt e e r di e stechend e Kält e de s Wasser s un d wachte wiede r auf , un d e r merkte , da ß e r bereit s abwärt s au f de n Fluß zutrieb . Wies o eigentlic h nicht?
    E r drückt e da s Geweh r a n di e Brus t un d lie ß sic h weitertreiben , auf da s offen e Wasse r zu , wi e ei n Phara o au f de m We g zu m Totenfluß.

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    Lang e Zei t folgt e Niéman s de r Strömun g de s Flusses . Au f dem Rücke n liegend , hiel t e r sic h mi t knappe n Bewegunge n de r Beine übe r Wasser . Durc h Lücke n i m Lau b übe r sic h erahnt e er Ausschnitt e de s sternenlose n Himmels , link s un d recht s ein e lehmige Böschung , Geäs t un d Wurzeln , di e ein e unpassierbar e Schranke bildeten.
    De r Flu ß wurd e bal d tiefer , gewan n a n Kraf t un d Geschwindigkeit. Mi t zurückgelegte m Kop f lie ß de r Kommissa r sic h treiben . Im eiskalte n Wasse r zoge n di e Gefäß e sic h zusammen , s o da ß die Blutun g in s Stocke n geriet . E r hoffte , de r gewunden e Flußlau f werde ih n nac h Guerno n un d zu r Universitä t befördern . Doc h seh r bald begrif f er , da ß sein e Hoffnun g vergeblic h war . Diese r Flu ß wa r eine Sackgasse : E r führt e keinesweg s zu m Campus , sonder n schlängelte sic h i n imme r engere n Mäander n durc h de n Wal d un d verlo r von neue m sein e Kraf t un d sein e Strömung . Un d schließlic h verwandelte e r sic h i n eine n Tümpel . Niéman s schwam m an s Ufe r un d kletterte keuchen d au s de m Wasser , da s s o volle r Algen , Schlam m und abgestorbene r Pflanzenteil e war , da ß e s stellenweis e ein e dicke , zähe Brüh e bildete . E r lie ß sic h au f de n nasse n Bode n in s welk e Laub fallen . Faulig e Schwade n stiege n ih m i n di e Nase , diese r typische, leich t rauchig e Geruc h de s Erdbodens , de r ei n Gemisc h aus halbverfallene m Material , Reisi g un d Blättern , Humu s un d Insekten ist . E r wälzt e sic h au f de n Rücke n un d schaut e zu m Blätterdach hinauf . De r Wal d wa r hie r kei n undurchdringliche s Dickich t mehr, sonder n bestan d au s schlanken , hohe n Bäumen , di e wei t voneinander entfern t standen . Unterhol z ga b e s kaum , un d e r hatt e de n Eindruck vo n Kahlheit . Di e Dunkelhei t wa r jedoc h s o intensiv , da ß e s ihm unmöglic h war , di e schwarze n Umriss e de r Berg e übe r ih m zu erkennen . E r hatt e kein e Ahnung , wi e lang e un d i n welch e Richtung e r i m Flu ß getriebe n war . Trot z de r Schmerzen , trot z de r Kälte schleppt e e r sic h z u eine m Baumstam m un d lehnt e sic h daran . Er zwan g sich , nachzudenken . Versuchte , sic h a n di e Umgebun g au f der Landkart e z u erinnern , i n di e e r di e fü r di e Ermittlun g relevanten Ort e eingetrage n hatte , un d vo r alle m a n di e Lag e de r Universitä t von Guerno n nördlic h de s Sept-Laux . De r Norden.
    Wi e konnt e e r i n Ermangelun g irgendeine s Anhaltspunkt s über sein e eigen e Positio n de n Norde n bestimmen ? Eine n Kompa ß besaß e r nicht , Stern e ware n nich t z u sehen . Be i Tag e hätt e e r sic h a n der Sonn e orientiere n können , doc h wa s ta t ma n be i Nacht?
    E r dacht e nach . Inzwische n hatt e di e Wund e wiede r z u bluten begonnen , sein e Extremitäte n ware n bereit s star r vo r Kälte , un d ihm wurd e klar , da ß ih m allenfall s noc h ei n paa r Stunde n blieben , sofern e r nich t rasc h etwa s unternahm.
    I n de m Momen t hatt e e r ein e Erleuchtung : Auc h z u diese r Stunde de r Nach t ließe n sic h di e Himmelsrichtunge n bestimmen . Mi t Hilfe de r Pflanzen . De r Kommissa r verstan d nicht s vo n de r Flora , doc h er wußte , wa s all e Wel t weiß : Feuchtigkeitsliebend e Moos e und Flechte n meide n jed e direkt e Lichteinstrahlun g un d wachse n stets au f de r sonnenabgewandten , de r Nordseit e de r Baumstämme . In seine m triefende n Mante l sucht e Niéman s nac h de m stoßfeste n Etui, i n de m e r imme r sein e Ersatzbrill e be i sic h hatte . Si e wa r unversehrt. Dan k de n neue n Gläser n konnt e e r jetz t immerhi n sein e unmittelbare Umgebun g erkennen . E r lie ß sic h au f de n Bode n niede r un d betastete di e Bäum e entlan g de r Böschung . Nac h ei n paa r Minute n waren sein e Finge r steifgefrore n un d schwar z vo n Erde , doc h e r hatt e seine Bestätigung . A m Fu ß de r Stämm e wuchse n grün e Wäldchen , kühle, weich e Büschel , i n imme r gleiche r Ausrichtung .

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