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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Cailloi s ha t Handschrifte n imitier t un d dabe i au f jede m Blat t ein Detai l verändert.«
    »Wa s fü r ei n Detail?«
    »Imme r dasselbe : da s Geburtsgewich t de s Kindes . Dami t di e Zahl mi t de n Werte n au f de n übrige n Seite n übereinstimmt , w o die Säuglingsschwester n da s Gewich t a n de n erste n Lebenstage n des Kinde s eintrugen.«
    »Da s versteh e ic h nicht.«
    »Hö r mi r gu t zu , Karim« , sagt e Niéman s dumpf . »Etienn e Caillois mußt e di e Titelseite n fälschen , u m ein e ansonste n unerklärliche Tatsach e z u verschleiern : Au f de n ursprüngliche n Seite n stimm t das Gewich t de s Neugeborene n ni e mi t de m Gewich t a n seine m zweiten Lebensta g überein . Da s heißt , di e Säugling e nahme n i n einer einzige n Nach t mehrer e hunder t Gram m z u ode r ab.
    Ic h wa r i n de r Säuglingsstatio n un d hab e mic h erkundigt . Laut Aussag e eine s Arzte s is t ein e derar t rasant e Gewichtszunahme unmöglich . Daraufhi n wa r mi r klar , da ß sic h nich t da s Gewich t in eine r Nach t veränderte , sonder n da s Kind . Da s wa r es , wa s Caillois senio r verschleier n mußte . E r ode r vielmeh r sei n Komplize , nämlich de r alt e Sertys , Pflege r a m CHR U vo n Guernon , wechselt e i n der Säuglingsstatio n Kinde r aus.«
    »Abe r wieso?«
    Niéman s verzo g da s Gesich t z u eine m gequälte n Lächeln . Der Win d trie b de n Rege n beinah e horizonta l vo r sic h her , un d scharfe Tropfe n peitschte n sei n Gesicht . »U m eine r Gemeinschaft , di e sich überleb t hatte , neues , starkes , gesunde s Blu t zuzuführen . Die Technik , di e sic h Cailloi s un d Serty s ausdachten , wa r gan z einfach: Di e Baby s au s Professorenfamilie n wurde n mi t de n Kinder n von Gebirgsbewohner n vertauscht , di e si e nac h de n körperlichen Eigenschafte n ihre r Elter n ausgewähl t hatten . Au f dies e Weise kame n mi t eine m Schla g gesund e un d fähig e Körpe r i n die Intellektuellengemeind e vo n Guernon . Frische s Blu t vermischt e sich mi t de m verbrauchte n – a n de m einzige n Ort , a n de m die unzugängliche n Universitätsmitarbeite r mi t de n Bergwäldlern zusammentrafen : i n de r Säuglingsstatio n de r Klinik . Dorthi n gingen all e Mütter , u m ihr e Kinde r au f di e Wel t z u bringen , un d dor t konnte di e Schiebun g stattfinden.
    Darau f bezieh t sic h als o de r mysteriös e Sat z i n Sertys ’ Heft : ›Wir beherrsche n di e purpurne n Flüsse‹ . Dami t is t wede r ei n Buc h noch ei n Syste m vo n Wasserläufe n gemeint , sonder n da s Blu t der Einwohne r vo n Guernon . Di e Ader n de r Kinde r au s de m Tal. Cailloi s un d Sertys , di e Väte r ebens o wi e di e Söhne , beherrschten tatsächlic h da s Blu t ihre r Stadt . Si e praktizierte n di e allereinfachste genetisch e Manipulation , di e e s gibt : di e Vertauschun g vo n Babys. Inzwische n is t mi r auc h klar , da ß Cailloi s un d Serty s ei n spezielleres Zie l verfolgten : Si e wollte n nich t nu r da s kostbar e Professorenblut erneuern , sonder n darübe r hinau s perfekt e Wese n erschaffen, Übermenschen . S o prachtvol l wi e di e Sportle r au f de n Foto s vo n den Berline r Olympische n Spielen , di e be i Cailloi s i m Flu r hängen , und s o intelligen t wi e di e berühmteste n Wissenschaftle r vo n Guernon.
    Da s wa r es : Dies e Irre n wollte n di e Gehirn e de r Universitä t mit de n Körper n de r Bergbewohne r vereinigen . Den n si e hatte n ihr Syste m noc h verfeiner t un d steuerte n nich t nu r di e Geburten , sondern auc h di e Ehe n unte r de n auserwählte n Kindern. « Sprachlo s hört e sich Kari m de n Berich t an , währen d Niéman s seine n Monolo g fortsetzte:
    »Wi e bring t ma n di e Paar e zusammen ? Wi e programmier t man Ehen ? D a fie l mi r ein , welch e Beruf e Cailloi s un d Serty s ausübten, un d ic h dacht e a n di e begrenzt e Macht , di e ihr e beruflichen Aufgabe n ihne n einräumten : Dan k de r unauffällige n und bescheidene n Rollen , di e si e i n de r Öffentlichkei t spielten , konnten si e ih r grandiose s Projek t vollenden . Den k a n di e Sätz e i n de m Heft:
    ›Wi r sin d di e Herren , un d wi r sin d di e Sklaven . Wi r sin d überall , und wi r sin d nirgendwo. < Da s deute t zumindes t daraufhin , da ß die Männe r trot z ihre s bescheidene n Auftretens , j a gerad e wege n ihrer Zurückgezogenhei t da s Schicksa l eine r ganze n Regio n beherrschten. Handlange r ware n sie , abe r auc h

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