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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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notiert.
    Niéman s gin g a n de n Türe n de r Bibliothe k gleic h nebe n dem Haupteingan g vorbe i un d stan d i n de r Hall e de s Gebäudes : einem riesigen , ungeteilte n Raum , de r vo n weite n Glasfenster n erhellt wurde . Di e Wänd e schmückte n naiv e Fresken , di e i n der Morgensonn e strahlten , un d da s gegenüberliegend e End e de r Halle, mehrer e hunder t Mete r entfernt , verlo r sic h i n eine r leuchtenden Staubigkeit . Di e Dimensione n diese s Bauwerk s ware n eher stalinistisc h – seh r verschiede n vo n de r Atmosphär e de r Pariser Universitäte n mi t ihre m helle n Marmo r un d braune m Holz . S o stellte e s sic h Niéman s jedenfall s vor : E r hatt e ni e eine n Fu ß i n eine Universitä t gesetzt , wede r i n Pari s noc h anderswo . E r betra t eine Trepp e mi t freihängende n Granitstufe n un d Absätze n wie Haarnadelkurven , di e einzelne n Läuf e durc h senkrechte Eisenstange n voneinande r getrennt . Ein e Phantasi e de s Architekten, i m selbe n beängstigende n Sti l wi e de r Rest . Vo n de n Neonlampen brannt e allenfall s di e Hälfte , un d au f seine m We g nac h oben durchquert e Niéman s Bereich e völlige r Dunkelheit , u m i n allzu grelle m Lich t wiederaufzutauchen.
    Schließlic h gelangt e e r i n eine n schmale n Flur , vo n de m viele klein e Türe n abgingen , di e Zimme r de r Bewohner . E r tastet e sich durc h de n finstere n Schlauc h – hie r hatte n di e Lampe n allesam t den Geis t aufgegebe n – un d sucht e nac h de r Numme r 34 , dem Appartemen t de r Caillois . Di e Tü r wa r nu r angelehnt.
    Mi t zwe i Finger n drückt e Niéman s di e furniert e Sperrholzplatte auf.
    Still e un d trübe s Halbdunke l empfinge n ihn . Niéman s stan d in eine m kleine n Vorzimmer , a n desse n End e ei n Lichtstreifen , der durc h ein e hal b geöffnet e Tü r fiel , eine n enge n Flu r beleuchtete . In de r relative n Helligkei t sa h er , da ß gerahmt e Fotografie n a n den Wände n hingen : Schwarzweißfotos , di e au s de n dreißige r oder vierzige r Jahre n z u stamme n schienen . Olympisch e Athleten , mitten i n de r Aktio n festgehalten , schraubte n sic h i n de n Himme l oder durchpflügte n di e Erd e i n feierliche m Stolz . Di e Mienen , di e Körper, di e ganz e Haltun g verbreitete n ein e beunruhigend e Perfektion , die Reinhei t un d Unmenschlichkei t vo n Statuen . Angesicht s der Architektu r diese r Universitä t stellt e Niéman s ein e Übereinstimmung fest , di e e r nich t unbeding t erfreulic h fand.
    Unte r diese n Foto s entdeckt e e r ei n Porträ t vo n Rém y Caillois . Er nah m e s vo n de r Wand , u m e s besse r betrachte n z u können . Das Mordopfe r wa r ei n gutaussehende r junge r Man n gewesen , mit kurze n Haaren , lächelnd , doc h mi t leich t verkniffene r Miene . In seine n Auge n funkelt e ei n auffallen d wache r Blick . »We r sin d Sie?«
    Niéman s wandt e de n Kopf . I m Türrahme n stan d ein e weibliche Gestalt , i n eine n Regenmante l gehüllt . De r Kommissa r tra t näher. Scho n wiede r ei n Kind : Auc h dies e Fra u konnt e allenfalls fünfundzwanzi g sein . Ih r halblange s blonde s Haa r umrahmt e ein schmales , eingefallene s Gesicht , desse n Bläss e di e dunkle n Ringe unte r de n Auge n deutlic h hervortrete n ließ . Ihr e Gesichtszüg e waren kantig , abe r fei n geschnitten . Da ß dies e Fra u schö n war , offenbarte sic h ers t i m nachhinein , wi e de r Nachhal l eine s erste n Eindrucks , der ehe r Unbehage n auslöste . »Ic h bi n Hauptkommissa r Pierre Niémans« , erklärt e er . »Un d Si e komme n hie r einfac h herein , ohne z u läuten?«
    »Tu t mi r leid , abe r di e Tü r stan d offen . Sin d Si e di e Ehefra u von Rém y Caillois?«
    Stat t eine r Antwor t ri ß ih m di e Fra u di e Fotografi e au s de r Hand un d hängt e si e wiede r a n di e Wand . Dan n zo g si e ihre n Mante l aus un d gin g durc h de n Flu r au f da s dahinterliegend e Zimme r zu. Niéman s erhascht e eine n flüchtige n Blic k au f ein e blasse , magere Brus t i m Ausschnit t eine s abgetragene n Pullovers . Ei n Schaude r lief ih m übe r de n Rücken . »Komme n Si e herein« , sagt e di e Frau widerwillig . Niéman s betra t ei n winzige s Wohnzimmer , stren g und kar g möblier t un d seh r ordentlich . A n de n Wände n hinge n ei n paar modern e Gemälde . Symmetrisch e Linien , beängstigend e Farben, unverständlich e Formen . De r Kommissa r achtet e nich t weite r darauf, den n i m selbe

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