Die purpurnen Flüsse
n Momen t fie l ih m auf , da ß ei n intensive r chemischer Geruc h i m Rau m hing . Ei n Geruc h nac h Kleister . Offensichtlich hatte n di e Cailloi s ih r Wohnzimme r ers t vo r kurze m ne u tapeziert. Diese s Detai l schnürt e ih m di e Kehl e zu . Zu m erste n Ma l bedrückte ih n de r Gedank e a n di e mi t eine m Schla g vernichtet e Zukunf t dieses Ehepaars , a n di e Asch e de s Glücks , di e i n de r Traue r diese r Frau verglomm.
I n gesetzte m To n began n er : »Madame , ic h komm e au s Paris . Der Untersuchungsrichte r ha t mic h zu r Verstärkun g de r Mannschaft , die de n To d Ihre s Manne s untersucht , hierhe r beordert . Ic h …«
»Habe n Si e jetz t ein e Spur?«
De r Kommissa r beobachtet e si e un d verspürt e au f einma l di e Lust, eine n Gegenstan d a n di e Wan d z u werfen , ein e Scheib e zu zertrümmern , irgen d etwas . Dies e Fra u wa r nich t nu r star r vor Trauer , sonder n auc h vo r Ha ß au f di e Polizei . »I m Momen t haben wi r noc h nichts« , räumt e e r ein . »Ic h hab e jedoc h di e begründete Hoffnung , da ß di e Ermittlunge n seh r bal d …«
»Stelle n Si e Ihr e Fragen.«
Niéman s setzt e sic h au f da s Bettsof a gegenübe r de r Frau , di e sich eine n kleine n Stuh l aussuchte , s o wei t wi e möglic h vo n ih m entfernt. U m sein e Fassun g wiederzugewinnen , grif f e r nac h eine m Kissen, da s e r ei n paa r Sekunde n lan g knetete . »Ic h hab e Ihr e Aussage gelesen« , sagt e e r schließlich . »Ic h wollt e nu r noc h ei n paar zusätzlich e Informationen . Di e Gegen d hie r is t be i Wanderer n und Bergsteiger n seh r beliebt , nich t wahr?«
»Glaube n Si e etwa , da ß Guerno n vie l z u biete n hat ? Jede r hier wander t ode r klettert.«
»Ware n di e Wege , di e Ih r Man n ging , de n andere n bekannt?«
»Nein . E r ha t ni e darübe r gesprochen . Un d e r sucht e sic h immer Strecken , w o e r niemande m begegnete.«
»Ware n e s einfach e Bergwanderunge n ode r Klettertouren?«
»Beides . A m Samsta g gin g e r z u Fu ß lo s un d wollt e nich t höhe r als zweitausen d Meter . E r hatt e kein e Kletterausrüstun g dabei.« Niéman s wartet e ein e Weile , dan n ka m e r z u seine m eigentlichen Anliegen : »Hatt e Ih r Man n Feinde?«
»Nein.«
De r zweideutig e To n ihre r Antwor t fordert e ih n heraus , eine weiter e Frag e z u stellen , di e ih n selbs t verwunderte : »Hatt e er Freunde?«
»Ebensowenig . Rém y wa r ei n Eigenbrötler.«
»Wi e wa r sei n Verhältni s z u de n Studenten , z u de n Leuten , mit dene n e r i n de r Bibliothe k z u tu n hatte?«
»Sein e Kontakt e beschränkte n sic h au f di e Bücherausgabe.«
»Sin d Ihne n i n letzte r Zei t irgendwelch e ungewöhnliche n Vorfälle untergekommen?«
Di e Fra u ga b kein e Antwort . Niéman s lie ß nich t locker : »Wa r Ihr Man n etw a auffälli g nervö s ode r angespannt?«
»Nein.«
»Erzähle n Si e mi r vo m To d seine s Vaters.«
Sophi e Cailloi s ho b de n Blick . Ihr e Auge n ware n farblo s un d ohne Glanz , doc h de r Schwun g ihre r Wimper n un d Braue n schie n ihm vollende t schön . Si e ho b ei n weni g di e Schultern . »E r is t be i einem Lawinenabgan g umgekommen , i m Jah r dreiundneunzig . Wi r waren damal s noc h nich t verheiratet , un d ic h wei ß nicht s Genaue s darüber. Rém y sprac h ni e davon . Worau f wolle n Si e hinaus?«
Niéman s ga b kein e Antwort , sonder n mustert e da s klein e Zimmer mi t seine n schnurgerad e ausgerichtete n Möbeln . Dies e Ar t von Einrichtun g kannt e e r nu r z u gut . Un d e r spürte , da ß e r mi t Sophie Cailloi s nich t allei n hie r war . Da s Andenke n de s Tote n wa r beinahe greifba r präsent , al s schickt e sic h sein e Seel e jetz t ers t zum Aufbruch , irgendw o i n de r Nähe , vielleich t i m Nebenzimmer.
De r Kommissa r wie s au f di e Bilde r a n de n Wänden . »Hatt e Ihr Man n ga r kein e Büche r hier?«
»Waru m sollt e er ? E r wa r doc h de n ganze n Ta g i n de r Bibliothek.«
»Arbeitet e e r dor t a n seine r Doktorarbeit? « Di e Fra u nickt e kurz.
Niéman s konnt e de n Blic k nich t vo n diese m schönen , harte n Gesicht wenden . Verblüff t stellt e e r fest , da ß e r i n wenige r al s eine r Stunde zwe i derar t schön e un d derar t gegensätzlich e Fraue n kennengelernt hatte . »Woru m gin g e s i n seine r Dissertation?«
»U m di e Olympische n Spiele.«
»Da s is t abe r nich t seh r intellektuell.«
Sophi e Cailloi s setzt
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