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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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zu m Beispie l da s hie r i m Felsen , oberhal b der Nische . Da s is t ei n Klemmkeil.«
    »I m Felsen ? Wi e denn ? Mi t eine m Hammer ? Da s dauer t doc h eine Ewigkeit , oder?«
    »Abe r nein , e s gib t doc h imme r wiede r Riss e un d Spalte n i m Stein. Ihr e alpinistische n Kenntniss e grenze n offenba r a n Null , Herr Kommissar« , erklärt e si e durc h gekräuselt e Rauchschwaden . Sie nah m ei n paa r Hake n mi t Öse n vo m Tisch . »Si e könne n auc h solche Felshake n verwenden . I n ei n paa r Sekunde n lasse n sic h i n jede beliebig e Felswan d mehrer e Hake n treiben . Dara n befestige n Si e das Seil , un d a n diese m Flaschenzu g könne n Si e eine n Körpe r z u sich heraufziehen . Dies e Techni k benutz t ma n beispielsweis e zur Bergun g ode r u m a n enge n ode r schwierige n Stelle n Rucksäck e zu befördern. « Niéman s verzo g skeptisc h da s Gesicht.
    »Ic h wa r zwa r nich t oben , abe r meine r Ansich t nac h is t di e Nische ziemlic h eng . Ic h kan n mi r nich t vorstellen , wi e de r Mörde r es geschaff t habe n soll , zusammengekrümm t i n diese r Felsspalt e zu kauern , ohn e zurücktrete n z u können , u m irgendwi e die Hebelwirkun g z u verbessern , un d di e Leich e als o allei n mi t de r Kraft seine r Arm e heraufzuziehen . Da s bring t un s wiede r au f dasselbe Profi l zurück : E r mu ß ei n Kolo ß gewese n sein.«
    »We r sag t denn , da ß ma n de n Körpe r heraufziehe n muß ? U m sein Opfe r i n di e Nisch e z u verfrachten , hätt e de r Mörde r nu r eine s tun müssen : sic h selbs t al s Gegengewich t einsetze n un d sic h au f der andere n Seit e de s Haken s abseilen . Dami t wär e di e Leich e ohne irgendeine n Kraftaufwan d hinaufgezoge n worden. « Niéman s begriff au f einma l di e Techni k un d lächelte : Durchau s einleuchtend , dachte er.
    »Abe r daz u müßt e de r Mörde r schwere r sei n al s de r Tote , oder?«
    »Ode r gleic h schwer . Den n Si e brauche n nu r in s Leer e z u springen – i m Momen t de s Absprung s erhöhe n Si e natürlic h Ih r Gewicht . Ist de r Körpe r dan n oben , brauch t Ih r Mörde r nu r noc h einmal hinaufzuklettern , u m sei n Opfe r i n diese r theatralische n Positu r zu arrangieren.«
    De r Kommissa r mustert e noc h einma l di e Haken , Schrauben, Karabine r au f de m Tisc h un d dacht e a n da s Werkzeu g eines Einbrecher s – allerding s vo n besondere r Art : eine s Einbrechers , der nich t Panzertüre n knackt , sonder n Höhe n un d Schwerkräfte überwindet.
    »Wi e lang e würd e di e ganz e Aktio n dauern?«
    »Fü r jemande n wi e mic h wenige r al s zeh n Minuten. « Niémans nickte : Ei n Täterprofi l began n sic h abzuzeichnen . Si e verließe n die Halle . Drauße n brac h di e Sonn e durc h di e Wolke n un d lie ß die Gipfe l i n kristalline r Klarhei t hervortreten . »Si e sin d Professori n an diese r Universität? « fragt e Niémans.
    »Fü r Geologie.«
    »Un d noc h was?«
    »Da s is t ziemlic h umfangreich . Ic h lehr e mehrer e Fächer: Taxonomi e de r Gesteine , Plattenverschiebung , Glaziologi e – als o die Entstehun g un d Wirkun g vo n Ei s un d Gletschern.«
    »Si e sin d ziemlic h jun g fü r ein e Professorin , nicht?«
    »Be i meine r Promotio n wa r ic h zwanzi g un d damal s bereits Assistentin . Ic h wa r di e jüngst e Habilitandi n vo n gan z Frankreich. Heut e bi n ic h fünfundzwanzi g un d ordentlich e Professorin.«
    »Ein e echt e Überfliegerin.«
    »Genau . Ein e Überfliegerin . Tochte r un d Enkeli n emeritierter Professoren , di e ebenfall s i n Guerno n lehrten.«
    »Dan n gehöre n Si e als o de m Clu b an , wie?«
    »Welche m Club?«
    »Eine r meine r Kollege n ha t i n Guerno n studier t un d mi r erklärt , es geb e hie r ein e besonder e Elite , bestehen d au s den Professorenkinder n …«
    Fann y schüttelt e de n Kop f un d lächelt e verschmitzt . »Ic h würde ehe r sagen , e s is t ein e groß e Familie . Di e Kinder , di e Si e meinen, wachse n au f de m Campu s auf , si e lebe n mi t de r Universität , mi t der Kultur , de r Bildung . Wen n si e dan n gut e Note n haben , is t da s nur natürlich , nicht?«
    »Abe r gil t da s auc h fü r sportlich e Leistungen? « Si e ho b die Brauen . »Da s wir d wahrscheinlic h di e gesund e Gebirgsluf t sein.«
    »Si e kannte n Rém y Cailloi s sicher« , fuh r Niéman s fort . »Wi e war er?«
    Fann y antwortete , ohn e ein e Sekund e nachzudenken . »Ein Einzelgänger . Zurückhaltend .

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