Die purpurnen Flüsse
vielleich t taucht e e r j a i n ei n paar Tage n wiede r auf , nachde m e r mi t eine r atemberaubenden Krankenschweste r durchgebrann t war . De r Kommissa r lächelt e über sein e eigen e Sturhei t un d fan d e s a n de r Zeit , z u verschwinden , ehe ih n jeman d i n diese r Lag e überraschte . I m selbe n Moment , al s er aufstehe n wollte , entdeckt e e r unte r de m Schran k ein e lockere Linoleumplatte , di e ei n weni g abstand . E r fuh r mi t de r Han d unter de n Spind , betastet e da s synthetisch e Materia l un d ho b mi t zwei Finger n di e Platt e an . E r berührt e di e rauh e Oberfläch e de s Betons, dan n eine n Gegenstand . E r hört e ei n leise s Klirren , streckt e die Finge r noc h weite r aus , dan n schlo ß e r si e zu r Faust . Al s e r sie wiede r öffnete , hiel t e r eine n Schlüsse l mi t Rin g i n de r Hand , der sorgfälti g unte r de m Spin d versteck t worde n war . E r tru g die typische n Einkerbungen , wi e si e z u eine m Zylinderschlo ß passen.
Wen n Serty s ei n Geheimni s hatte , s o verbar g e s sic h hinte r der Tür , z u de r diese r Schlüsse l gehörte.
Niéman s hatt e Glück : I m Rathau s tra f e r gerad e noc h den Angestellte n de s Katasteramte s an , de r sic h ebe n zu m Aufbruch anschickte . De r Man n zuckt e nich t mi t de r Wimper , al s e r den Name n Serty s hörte . Scho n i m Mantel , sucht e e r widerwilli g die Angaben , di e de r Kommissa r vo n ih m verlangte . Währen d Niémans sic h geduldete , rekapituliert e e r di e Annahme , di e ih n hierher gebrach t hatte , al s ließe n sic h s o di e Erfolgsaussichte n erhöhen. Philipp e Serty s hatt e unte r seine m Spin d i m Krankenhau s einen Schlüsse l versteckt , de r z u eine m Sicherheitsschlo ß gehört e – auf keine n Fal l z u seine r Haustür . Diese r Schlüsse l konnt e z u unendlich viele n Türen , Wandschränken , Lagerräume n passen , zuma l im Krankenhaus . Doc h waru m hatt e Serty s ih n versteckt ? Eine Eingebun g hatt e Niéman s hierher , in s Grundbucham t geführt : Er wollt e sic h vergewissern , o b Philipp e Serty s noc h ein e zweite Unterkunf t besaß , ein e Hütte , ein e Scheune , irgen d etwas , hinter desse n gu t gesicherte r Tü r sic h ei n zweite s Lebe n verbarg.
Murren d scho b de r Beamt e ein e altmodisch e Schachte l au s Karton unte r de r Trennscheib e de s Schalter s hindurch . Au f de r Vorderseite verkündet e ei n mi t Tint e beschriebene s Schil d i n einem Kupferrahmen : »Sertys« . Niéman s zügelt e sein e Erregung , öffnete di e Schachte l un d nah m di e amtliche n Unterlage n heraus , die Notariatsakten , de n Grundstücksplan . E r prüft e sämtliche Dokumente , di e Nummer n de r Parzellen , lokalisiert e si e au f dem beiliegende n Umgebungsplan . E r prägt e sic h di e Adress e des Grundstück s ein . S o einfac h wa r da s also.
I n de m kleine n Häusche n wohnte n Philipp e Serty s un d seine Mutte r zu r Miete , doc h nebenbe i wa r de r jung e Man n Eigentümer eine s zweite n Hauses , geerb t vo n seine m Vate r Ren é Serty s un d nach desse n To d au f de n Name n de s Sohne s eingetragen.
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Ei n Hau s wa r e s eigentlic h nicht , wi e Niéman s bal d feststellte, sonder n ein e Lagerhalle , einsa m gelege n a m Fu ß de s Grand Doméno n un d umring t vo n verdorrte n Nadelbäumen . Vo n den Wände n blättert e di e Farbe , sichtlic h jahrzehnteal t un d schuppi g wie di e Hau t eine s Leguans.
Vorsichti g tra t Niéman s näher . Vergittert e Fenster , inne n mit Sackleinwan d verhängt . Ei n mächtige s To r un d danebe n eine gepanzert e Tür . E s hätt e ei n Lage r fü r Fässer , Eisenrohre, Baumateria l sei n können , fü r Industriegüte r alle r Art . Doc h das Gebäud e gehört e eine m unauffälligen , wortkarge n Hilfspfleger , der vermutlic h i n eine m Gletsche r ermorde t worde n war . Niéman s drehte zunächs t ein e Rund e um s Hau s un d kehrt e dan n z u de r eiserne n Tür zurück . E r steckt e de n Schlüsse l in s Schloß , hört e da s leis e Klicken de r Stifte , dan n da s Geräusc h de r Federn , di e sic h i n ihrem Metallgehäus e bewegten . Di e Tü r öffnet e sich , un d Niéman s holte tie f Luft , eh e e r eintrat . De r Rau m wa r i n da s bläulich e Lich t der Nach t getaucht , da s durc h di e Ritze n zwische n de r Leinwan d i n den Fenster n un d durc h di e Oberlichte r hindurchschimmerte . De r Raum wa r etlich e hunder t Quadratmete r groß , düster , baufällig
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