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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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Mehrfach hatte Mark einen Haftprüfungstermin beantragt. Aber immer war es abgelehnt worden, mich auf freien Fuß zu setzen.
    „Warum“? fragte ich verzweifelt.
    Immer wieder war ich zum Verhör geholt worden. Aber ich weigerte mich auf Anraten von Mark, irgend etwas ohne seine Anwesenheit zu sagen. Auch die Aussicht auf milde Richter im Falle eines Geständnisses wies ich zurück. Ich hatte nichts zu gestehen.
    „Das ist doch Schikane,“ schrie ich Mark an, „die wollen mich weich klopfen.“
    „Vielleicht,“ meinte er, „es besteht jedoch in deren Augen Verdunkelungsgefahr. So ganz sind sie nicht von Jochens Unschuld überzeugt. Wenn Du frei bist, könntet Ihr Euch absprechen. Verstehen kann ich es schon.“
    „Dann sollen sie zur Abwechslung Jochen einsperren. Schließlich hat der mir die Pille gegeben,“ rief ich wütend.
    „Sag bloß nichts von dieser Pille.“
    „Warum eigentlich nicht?“ fragte ich bockig. „Wenn es der Wahr heitsfindung dient.“
    „Der Wahrheitsfindung mag es dienen, aber Dir wird es schaden. Überleg einmal, was Du da sagst: Jochen erhält vom Arzt seiner Frau eine Zyankali-Kapsel, die gibt er Dir und Du gibst sie Marianne. Ein Komplott zwischen Arzt und Ehemann, und die Geliebte des Ehemannes, eine veritable Kranken schwester, fragt überhaupt nicht danach, was denn in der Kapsel drin ist. Ist vollkommen unschuldig, und plötzlich ist die Ehefrau tot. Wer soll Dir das glauben?“ Ja, es war Schwachsinn. Ich musste Jochen bewundern, wie schnell er das durchschaut hatte und mir kurz vor meiner Verhaftung noch schnell zuraunte, bloß nichts zu sagen.
     
    Jochen hatte mich noch einmal besucht.
    „Was machen denn Deine Kinder?“
    „Die zwei ältesten sind im Internat, die Kleine wird von unserer Haushälterin versorgt. Andrea kümmert sich sehr liebevoll um sie.“
    „Du meinst Andrea Kötter?“ fragte ich misstrauisch.
    „Rosi, ich bin für jede Hilfe dankbar. Die Kleine leidet furchtbar unter dem Tod ihrer Mutter, und auch Frau Kötter nimmt sie manchmal für einen Nachmittag zu sich. Das tut ihr sehr gut und entlastet mich ungemein.“
    „Und wie laufen die Geschäfte. Wer ist Dein Hotelmanager?“
    „Wir vermissen Dich alle sehr. Ich teile mir den Job mit Heinemann, dem Empfangschef. Er ist wirklich sehr anstellig. Ich hoffe, dass Du freigesprochen wirst. Dann werde ich mir die Gehaltszahlungen für Dich vom Staat wiederholen.“
    „Ja,“ sagte ich, „der Kosten-Nutzen-Effekt von mir ist äußerst gering.“
    „Ach, Rosi, Du weißt, wie ich es meine. Ich bin total sauer auf die Justiz. Sie haben nichts gegen Dich in der Hand, und ich brauche Dich dringend.“
    Dabei sah er mich so liebevoll an, dass ich ihm um ein Haar geglaubt hätte.
     
     

Kapitel IX
 
    Mir war sehr beklommen ums Herz, als ich am 14. Juni mein Hab und Gut ins Auto verlud. Schon vor zwei Wochen war ein Angestellter von Jochen vorbeigekommen und hatte meine Bücher, Schallplatten und eine Jugendstil-Frisierkommode im Transporter mitgenommen, den er für das neue Hotel bei VW abgeholt hatte. Schon das verursachte mir Magenschmerzen. Aber heute Morgen fühlte ich mich elend. Sylvia kam zur  Schlüsselübergabe und half mir beim Packen.
    „Du musst mich bald besuchen,“ sagte ich bei der letzten Umarmung, „schließlich steht mir ein ganzes Hotel zur Verfügung.“
    Wir versuchten beide zu lachen.
     
    Als ich aus der Stadt heraus und endlich auf der Autobahn war, besserte sich mein Gemütszustand. Es lag etwas Neues und Aufregendes vor mir, und es wartete ein Mann auf mich, der mich liebte.
     
    Nach einer zermürbenden Fahrt mit vielen Staus und Unfällen kam ich endlich auf der Burg an. Der Anblick überwältigte mich. Schon als ich die Serpentinen auf die Höhe hinauffuhr, begann mein Herz zu klopfen. Mal wurde das Bauwerk von Bäumen verdeckt, dann zeigte es sich wieder, bis ich schließlich ganz unvermittelt in den Burghof einfuhr. Völlig erschlagen stieg ich aus meiner zerbeulten Kiste und schämte mich plötzlich wegen dieses alten Gefährts. Jemand kam über den Hof:
    „Sind Sie Frau Krause? Ich bin der Hausmeister. Ich soll Sie zu Ihrer Wohnung bringen.“
    Mit offenem Mund und großen Augen folgte ich ihm zu einem Gebäude, das etwas abseits auf dem Gelände stand. Es war ein kleiner Neubau, in dem Hotelangestellte untergebracht werden sollten. Meine Wohnung war ebenerdig mit großer Terrasse und herrlichem Blick ins Rheintal. Sie lag am Ende des Gebäudes und hatte kein

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