Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
sagst, solltest Du diese Lösung mit berücksichtigen.“
„Ja,“ antwortete ich, „eigentlich ist es eine wirklich gute Idee.“
Dass Du ja nicht glaubst, Du könntest meine Gedanken im voraus kennen, dachte ich, und ausgesprochen heiter fuhr ich fort,
„Es war ein wundervolles Wochenende. Wenn wir nicht ständig zusammen sind, wird es viel spannender. Ich denke, dass eine geschäftliche Verbindung eine ziemlich nüchterne Sache ist. Lass uns lieber von Zeit zu Zeit eine Orgie feiern.“
„Du bist frivol“, gab er sanft zurück, und ich hatte den Eindruck, dass er in sich hineinlachte. Offenbar hatte ihn die Aussicht, dass ich ablehnen würde, nicht sonderlich geschreckt. Er war sich seiner Sache ziemlich sicher, und widerwillig musste ich zugeben, dass er das auch sein konnte.
Kapitel VIII
Der Wecker holte mich aus dem tiefsten Schlaf, den ich je geschlafen habe. Völlig durchgefroren lag ich auf dem Bett. Nach Jochens Anruf hatte mich Morpheus in sein Reich getragen, ohne mich zuzudecken oder die Balkontür zu schließen. Den Wecker hatte ich auf 6.00 Uhr gestellt, es war halb sieben. Er hatte eine halbe Stunde lang gepiept. Jetzt konnte ich mir erst einmal eine neue Batterie kaufen. Eine heiße Dusche brachten meinen erstarrten Gliedern langsam die Beweg lichkeit zurück. Zum Frühstücken blieb keine Zeit mehr, aber der Kaffee, den meine auf 6.30 Uhr programmierte Kaffeemaschine mir jeden Morgen lieferte, tat mir gut. Himmel, siehst Du verkommen aus, dachte ich beim Blick in den Spiegel. Hoffentlich war noch make-up in der Tube. Das Ergebnis der Verschönerung im Schnelldurchgang war mäßig. Aber das beeinträchtigte meine heitere Gelassenheit nicht.
Ich hechelte den Stationsgang entlang und lief in den Oberarzt hinein.
„Morgen, Oberschwester,“ rief er mir schon von weitem zu,
„Na, das Wochenende ist Ihnen aber nicht bekommen. Sie sehen krank aus.“
Ich blickte ihn nur kuhäugig an. War das nicht zum Brüllen komisch? Kam ich mit wunder Seele aus dem Urlaub zurück, fanden alle, ich sähe fantastisch aus, kam ich aber aus einem traumhaften Wochenende voller Unternehmungslust zum Dienst, hielt man mich für krank. Gar kein so schlechter Einfall, überlegte ich. Ich konnte dem Professor doch sagen, ich wolle einfach mal ein halbes Jahr ausspannen und etwas ganz Anderes machen, bevor ich krank würde und allen zur Last fiele. Ich musste mich wegen großer Schlauheit loben und beschloss, ihn möglichst bald um einen Termin zu bitten.
Im Schwesternzimmer traf ich Sylvia, mit der ich befreundet war.
„Sag mal, was hast Du getrieben? Du siehst ja aus wie Käse, Milch und Spucke.“
„Ooch“, sagte ich nur und grinste.
„Wenn ich Dich frage, warum Du das Telefon am Wochenende nicht abgenommen hast, sagst Du dann auch nur “ooch?“ insistierte sie.
Wir unternahmen manchmal etwas zusammen oder erzählten uns bei einer Tasse Kaffee unseren jeweiligen Kummer. Meistens verabredeten wir uns nicht lange im voraus, sondern riefen nach Lust und Laune die andere an, um spontan zu sammen zu kommen. Das Telefon hatte am Wochenende mehrfach gebimmelt, aber ich hatte schließlich eine dicke Decke draufgelegt. Sie sah mich belustigt an.
„Ich will alle schmutzigen Einzelheiten. Wir sollten mal wieder eine Tasse Kaffee zusammen trinken.“ Sie gab nicht auf.
„Nein,“ sagte ich übermütig und kniff sie in den Arm, „eine Flasche Champagner. Und ich schwöre Dir, Du wirst einen bequemen Sessel zum Reinfallen brauchen.“
Ich legte einen Finger auf meinen Mund und verdrehte die Augen zum Zeichen der höchsten Geheim haltungsstufe. Wir kicherten noch als die Stationsärztin durch die Tür blickte.
„Na,“ sagte sie spitz und sah mich an, „Ihre Laune ist besser als Ihr Aussehen.
Visite heute im kleinen Kreis“.
Damit verschwand sie. Der Oberarzt war ein Klatschmaul. Er hatte die Lehre vom schlechten Aussehen der Oberschwester offenbar schon überall verbreitet. Sollte er. Ich musste den Professor noch heute sprechen. Gegen Mittag kam er auf die Station. Er sah mich nur prüfend an.
„Herr Professor, ich brauche eine Audienz,“ sagte ich forsch-munter.
Wieder nur ein prüfender Blick.
„Heute Nachmittag, 16.00 Uhr,“ und schon sauste er davon.
Hundertmal legte ich mir zurecht, wie ich beginnen würde. Ob ich diese Notlüge überzeugend vorbringen konnte? Ich verehrte den Professor, und eigentlich war mir schlecht bei
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