Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
dem Gedanken an die Ausrede. Aber ich konnte ihm beim besten Willen nicht sagen, dass ich meine gesamte bisherige Existenz fallen lassen wollte, um einem verheirateten Glücksritter beim Aufbau einer neuen Karriere als Schlossbesitzer zu helfen.
Die Sekretärin im Vorzimmer von Professor Schmieder winkte in Richtung Büro.
„Er wartet schon auf Sie.“
Etwas beklommen trat ich ein.
„Ach, Oberschwester, setzen Sie sich,“ sagte er freundlich. „Sie wollen doch nicht etwa kündigen.“
Ich starrte ihn entgeistert an.
„Nun,“ fuhr er fort, „Sie haben es so feierlich gemacht. Es muss etwas sehr Wichtiges sein.“ „Ja,“ antwortete ich entschlossen, „Herr Professor, ich habe mich in der letzten Zeit gar nicht wohl gefühlt. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, schwer krank zu werden.“
Damit hatte ich gar nicht mal gelogen.
„Haben Sie sich mal gründlich untersuchen lassen? Heute sehen Sie wirklich nicht gut aus. Aber Sie waren doch gerade erst in Urlaub.“
Er sah mich besorgt an.
„Das war der erste Urlaub nach drei Jahren und dann nur 14 Tage. Nein, heute geht es mir besonders gut, denn ich habe einen Entschluss gefasst. Also, ich würde gern für eine Weile aussetzen. Mit rückständigem Urlaub und meinem Überstundenkonto sind das etwa 10 Wochen.“
„Allmächtiger,“ er war entsetzt,
„Sie wollen doch nicht etwa über zwei Monate Urlaub auf einmal nehmen?“
Als ich schwieg, fragte er:
“Wollen Sie denn eine Weltreise machen?“
Vorsichtig entgegnete ich: „Wenn ich jetzt plötzlich krank würde, müsste es ja auch gehen. Ich bin an einem wichtigen Punkt meines Lebens angekommen, und ich benötige ein halbes Jahr, um Klarheit in meine Angelegenheiten zu bringen.“
Zuerst war er sprachlos. Dann sagte er:
„Wenn ich Sie recht verstehe, möchten Sie, dass ich Ihnen Ihre Stelle 6 Monate lang reserviere. Welche Sicherheit habe ich denn, dass Sie wirklich zurückkommen?“
Ich wurde rot.
„Oberschwester, ich könnte besser darüber entscheiden, wenn ich wüsste, warum Sie sechs Monate Urlaub haben wollen.“
„Das ist wirklich schwer zu erklären,“ gab ich zögernd zurück.
„Sind Sie schwanger?“
Man merkte ihm an, dass dieser Grund ihn erleichtern würde.
„Nicht dass ich wüsste,“ antwortete ich lachend, obwohl ich das nach diesem Wochenende nicht ausschließen konnte.
„Meinen Sie denn, dass es grundsätzlich aussichtslos ist?“ fragte ich.
„Nun, ich müsste das mit der Verwaltung klären. So von heute auf morgen ist daran sowieso nicht zu denken.“
„Nein, natürlich nicht.“
Ich war erleichtert. Das war schon mal der halbe Sieg.
„Ich wollte, Sie hätten Vertrauen zu mir.“ Und nach einer Pause:
„Gut, ich spreche mit der Verwaltung.“
„Tut mir leid, Herr Professor, aber ich befürchte, Sie würden an meinem Verstand zweifeln, wenn ich es Ihnen sagte.“
Ich lachte.
„Frau Krause, ich habe Sie immer ernst genommen.“
Nachdem er mich „Frau Krause“ genannt hatte, wusste ich, dass er mich für verloren hielt. „Ich frage auch nicht aus Neugier. Aber ich würde es sehr bedauern, wenn Sie für immer gingen.“
Es war jetzt Mitte Mai. Spätestens am 1. September wollte Jochen sein Hotel eröffnen, wahrscheinlich früher. Wenn ich in einem Monat alles geregelt hätte, könnte ich mich noch einige Wochen bis zu dem großen Tag einarbeiten. Abends rief ich Jochen an und teilte ihm meinen Entschluss mit und auch, dass ich bereits mit dem Professor gesprochen hatte.
„Mach ein bisschen Druck,“ bat er. „Komm so schnell Du kannst.“
"Man tuschelt auf der Station,“ sagte Sylvia am nächsten Morgen.
„Du warst so lange beim Professor, und die Sekretärin hat erzählt, der sei anschließend völlig gedankenverloren gewesen.“
„Kommst Du heute Abend auf einen Champagner zu mir?“ fragte ich.
„Muss ich noch soo lange warten?“
„Ja, musst Du.“
Tiefer Seufzer.
Dann wurde ich in die Verwaltung gerufen, und das Tuscheln schwoll an. Ich hatte einen klaren Vorschlag zu machen. Sylvia hatte mich bisher vorübergehend vertreten. Sie war tüchtig und zuverlässig, vielleicht nicht energisch genug. Aber das musste sie lernen. Ich dachte schließlich über die sechs Monate hinaus. In 14 Tagen kam Schwester Pia aus dem Mutterschaftsurlaub zurück. Das würde für Lotti das Ende ihrer Vertretungsarbeit bedeuten. Sie war alleinerziehende Mutter und hatte 2 Kinder. Sie brauchte die Arbeit dringend, und wir hatten uns
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