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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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schon den Kopf zerbrochen, wo wir sie anschließend einsetzen könnten. Im Haus war keine Planstelle frei. Dies war ihre Chance.
    „Also, in vier Wochen,“ sagte der Verwaltungsdirektor. „Sie nehmen zweieinhalb Monate bezahlte Freizeit und dann dreieinhalb Monate unbezahlten Urlaub. Danach hoffen wir, Sie wieder zu sehen.“
     
    Am Abend kam Sylvia und ich servierte ihr von Jochens Wochenendschätzen.
    „Hast Du´n Geldscheißer?“ fragte sie respektlos, langte aber kräftig zu.
     
    Bisher hatte ich immer schwierige Dinge vor einer Entscheidung mit ihr besprochen. Ich schätzte ihre abwägende Art, in der sie an Probleme heranging, und die wohlmeinende Eindringlichkeit, mit der sie vor übereilten Entschlüssen warnte. In diesem Fall hatte ich bisher nichts gesagt, weder meinen Kummer mitgeteilt noch sie nach ihrer Meinung gefragt. Sie war entsetzt, nachdem sie begriffen hatte, dass ich bereits meine Entscheidung getroffen hatte, versuchte aber, ihre Skepsis zu verbergen.
    „Röschen,“ sagte sie, „meinst Du nicht, dass Dir Deine Hormone da einen schrecklichen Streich spielen?“
    „Hormone spielen keine Streiche“, gab ich zurück, „aber sie rächen sich, wenn man ihre Signale missachtet.“
    „Ich will Dich ja nicht mutlos machen. Aber wenn es wirklich auf beiden Seiten die große Liebe wäre, dann würde sie auch die Entfernung überstehen.“
    „Ja, aber zuerst muss ich feststellen, ob es überhaupt die große Liebe ist. Eine solche Liebe muss wachsen, man muss sie pflegen. Und das geht nun mal nicht durchs Telefon. Ich denke, die Chancen stehen gut für eine dauerhafte Bindung, und ich bin bereit, für dieses Gefühl ein Risiko einzugehen.“
     
    Sylvia produzierte einen ihrer berühmten tiefen Seufzer.
    „Das hätte ich Dir nie zugetraut; ich beneide Dich ein bisschen. Was hast Du denn mit Deiner Wohnung vor. Ich bin dieses möblierte Zimmer bei den alten Leuten leid. Ständig stehen sie auf der Matte, wann immer ich nach Hause komme. Wollen mir etwas zu Essen andrehen oder mit mir reden, wenn ich mich am liebsten todmüde ins Bett legen würde. Und wenn ich Besuch habe, huschen sie vor meiner Zimmertür herum. Könnte ich nicht Deine Wohnung übernehmen?“
    „Ja,“ sagte ich, „Kannst Du. Ich wollte sie noch für die 6 Monate behalten und lasse die Möbel drin. Wenn Du Pech hast, komme ich nach einen halben Jahr zurück. Aber das weiß ich dann bestimmt früher, so dass Du Dir in Ruhe etwas Anderes suchen kannst.“
    Sylvia nahm mich in den Arm und drückte  mich fest an sich.
    „Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, es war die richtige Entscheidung.“
    Wir weinten beide, und langsam begriff ich, dass ich alles, was mir vertraut und lieb war, zurückließ und einzig auf einen Menschen, Jochen, baute.
     
    Zurück ließ ich auch Kurti, den ich seit dem Urlaub nicht mehr gesehen hatte. Ich rief ihn an und er klang sehr erfreut.
    „Du erinnerst Dich an mich?“
    „Kann ich Dich auch fragen. Wir müssen uns dringend sehen. Hast Du Zeit, zu mir zu kommen. Ich möchte uns etwas kochen.“
    „Ist das Dein Ernst? Du mir kochen? Ist ein Arzt dabei?“
    „Scheusal,“ sagte ich mit belegter Stimme.
    Ich würde ihn sehr vermissen.
     
    Kurti kam, und ich erzählte ihm alles. Es tat keinen Mucks. Als ich zu Ende war, sang er ganz leise:
    „Sah ein Knab ein Röslein stehn.“
    „Sei nicht sentimental. Ich werde schon kräftig stechen.“
    Wir unterhielten uns über die Vergangenheit, und er versprach, mich zu besuchen. Als er später ging und wir uns verabschieden wollten, sang er:
    „Röslein, Röslein, Röslein rot. Röslein auf der Heiden.“
    Dann nahm er mich in die Arme und weinte. Mir war schrecklich zu Mute, und einen Augen blick lang überlegte ich, ob ich alles rückgängig machen sollte. Ich ließ meinen liebsten Freund zurück, und mit einem Mal hatte ich Angst vor der Zukunft.
     
    ******
     
    „Du hast ja vielleicht Mut,“ sagte Ännchen, und sah mich mit großen Augen und offenem Mund an.
    „Das hätte ich nie geschafft!“
    „Man muss alles mal mitgemacht haben,“ gab ich zurück, war aber selbst von meiner Aussage nicht überzeugt.
     
    Ännchen hatte in drei Tagen ihren neuen Termin. Das Gericht hatte den Befangenheits-Antrag abgelehnt. Die angeblich frauenfeindliche Äußerung des Vorsitzenden war falsch verstanden worden. Das Gericht war nicht befangen. Woher denn auch? Es ging weiter wie gehabt. Ich selbst hatte endlich einen Prozesstermin in einer Woche.

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