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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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Zweifel, ob ich mich da nicht in etwas hineingesteigert hatte, das nicht Bestand haben würde. Nach sechs Monaten wurde unser Sohn Moritz geboren. Er war ein ausgemachter Wonneproppen, und wir nannten ihn Moppel.
     
    Als ich meiner Sachbearbeiterin mitgeteilt hatte, ich sei schwanger und werde heiraten, reagierte sie leicht pikiert, denn eine Schwangere konnte sie nicht vermitteln. Außerdem verlängerte mein Schwangerschaftsurlaub wiederum meine Bezugszeit für das Arbeitslosengeld. Die Stelle als Oberschwester erhielt ich nicht, denn der neue kardiologische Chef wollte nicht warten, bis ich wieder einsatzfähig sei.
     
    Nach der Entbindung erhielt ich die Aufforderung, mich fristgemäß erneut beim Arbeitsamt zu melden. Aber da musste ich wegen einer unvorhergesehenen Blutung noch einmal  ins Krankenhaus und schickte eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung. Nach drei Monaten meldete sich das Arbeitsamt wieder. Doch da war ich wieder schwanger. Das war zwar nicht vorgesehen gewesen, und ich wusste auch nicht, wie ich mit zwei Kindern in so kurzem Abstand fertig werden sollte. Aber wir freuten uns trotzdem, denn mindestens zwei Kinder war immer Kurtis Traum von einer Familie gewesen. Im dritten Monat erlitt ich jedoch eine Fehlgeburt, und es wurde festgestellt, dass ich an Toxoplasmose litt, einem Virus, der, wenn er nicht zu einer Fehlgeburt führt, Missbildungen am Fötus verursachen kann. Ich durfte also mindestens ein Jahr nicht wieder schwanger werden. Immerhin schaffte ich es, mit all meinen Krankheiten und Schwangerschaften drei Jahre lang Arbeitslosen-Unterstützung zu beziehen. „Es ist der Wahnsinn. Glaubst Du, Du könntest nicht vielleicht anschließend in Rente gehen?“ spottete Kurti.
     
    Ich beschloss, im Augenblick keine Arbeit aufzunehmen, sondern mich um Familie,  Haus und Garten zu kümmern. Damit war ich vollauf beschäftigt, zumal wir noch eine Reihe von Um- und Anbauten an dem Haus vornahmen. Ich genoss meine Mutter- und Hausfrauenrolle. Wirtschaftlich ging es uns gut, Kurtis Einkommen war ansehnlich, und wir hielten einen gehobenen Lebensstandard, waren – wie man so sagt – gesettled.
     
    Es war für uns eine große Freude, Moppel heranwachsen und sich entwickeln zu sehen. Als er mit 15 Monaten anfing zu laufen, wich er mir nicht mehr vom Rocksaum. Überall wollte er dabei sein. Wenn ich in der Küche kochte, reckte er die Hände hoch und wollte von meinem Arm aus in die Töpfe gucken. Er konnte zwar noch nicht viel sprechen, aber er machte sich verständlich. Er riss mir den Kochlöffel aus der Hand und haute ihn platschend in die Soße, so dass der Herd und wir bekleckert waren. Glücklicherweise war die Soße noch nicht zu heiß gewesen. Ich musste höllisch aufpassen, dass ihm nichts passierte und er nicht die Töpfe vom Herd riss. Das war eine anstrengende Phase, und jeden Abend musste ich dem stolzen Vater ausführlich von Moppels Schandtaten berichten.
     
    Als ich im Frühjahr Blumen in den Garten pflanzte, war er vor Begeisterung außer sich. „Moppel auch,“ wurde zu seiner ständigen Forderung. Ich gab ihm ein kleines Schüppchen, und er fetzte die Erde, dass es spritzte und er anschließend total verdreckt war. Eines Tages hatte ich ihn kurz allein im Garten gelassen, was nicht gefährlich war. Nicht für ihn, wohl aber für meine Blumen. Er hatte sie alle wieder herausgerissen, um zu sehen, was sich da unten in der Erde abspielte.
     
    Manchmal dachte ich daran, wie wohl ein Kind von Jochen ausgesehen hätte. Aber ich hätte Moppel für kein anderes Kind eintauschen wollen. Kurti war nicht meine erste Wahl gewesen. Ich liebte ihn auf eine ganz andere Weise als Jochen, doch dieses Kind festigte unsere Beziehung und unser Zusammengehörigkeits-Gefühl.
     
    Ich hatte mehrfach versucht, mit Mark Kontakt aufzunehmen. Ich lud ihn zu unserer Hochzeit ein. Er sagte unter einem Vorwand ab. Dann schickte ich ihm eine Geburtsanzeige unseres Sohnes und bat ihn, zur Taufe zu kommen. Er schrieb sehr lieb zurück, er freue sich für mich und wünsche alles Gute, könne  leider im Moment nicht reisen, habe das aber für später ganz fest vorgemerkt.
     
    Eines Tages erhielt ich einen Anruf von der Universitätsklinik Frankfurt. Bei ihnen sei ein Patient, Mark Weingartner. Er bitte mich dringend, so schnell wie möglich zu kommen.
    „Und wenn ich meine Meinung sagen darf,“ sagte die freundliche Frauenstimme,
    „kommen Sie wirklich sofort.“
    Ich war erschüttert.
    „Du musst so

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