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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Müller
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Schuld.“
    „Du vergisst, dass ich dem Staat eine dicke Honorarrechnung schicken werde,“ sagte er mit aufgesetzter Fröhlichkeit.
     
    Mein altes Auto! Ich streichelte es. Es war fast das Einzige, was mir aus meinem alten Leben in Hannover geblieben war. Und Kurti natürlich. Die olle Karre sprang sofort an, was mir ein unglaubliches Gefühl der Geborgenheit gab. Jetzt ging es weg aus Hessen und zurück in die Heimat. Wir winkten Mark zum Abschied und dann fuhren wir durch die Innenstadt Richtung Autobahn. Ich schloss die Augen und dachte über alles nach. Das was war, und das was kommen würde. Kurti sagte nichts, und wir schwiegen bis Hannover.
     
    Das Haus lag außerhalb von Hannover im Grünen, aber verkehrsgünstig zur Stadt. Es war nicht besonders groß, aber es hatte im Souterrain eine Zwei-Raum-Wohnung mit kleiner Küche und Duschbad. Es gab einen separaten Eingang und einen Zugang zum Garten. Kurti hatte die Wohnung mit seinen alten Möbeln recht wohnlich eingerichtet. Er selbst hatte bei seinem Umzug neue Möbel gekauft. Ich sank auf die Couch und starrte in die Luft. Nach einer Weile erschien Kurti mit einem Teller voller Schnittchen und einem großen Bier.
    „Du musst was essen,“ entschied er.
    „Ich werde mein Auto heute nicht ausräumen,“ sagte ich, „ich muss schlafen.“
    Todmüde kroch ich ins Bett, aber der Schlaf kam nicht. Diese Ruhe nach dem ständigen Geräuschpegel im Gefängnis machte mich verrückt. Völlig gerädert erwachte ich am nächsten Morgen. Ich wollte mich erheben, war aber wie gelähmt. Meine Glieder waren unendlich schwer, ich vermochte kaum, die Hand zu heben. Also ließ ich die Rolläden herunter und blieb den ganzen Tag im Bett. Abends klopfte es, und Sylvia erschien mit Kurti. Resolut öffnete Sylvia die Fenster und ließ Licht und Luft ins Zimmer.
    „Meine Güte, Rosi!“ Sie setzte sich auf die Bettkante.
    „Gib Dich nicht auf.“
    Ich sah sie nur stumm an. Sylvia hatte für mich eingekauft. Sie füllte meinen Kühlschrank und Kurti brachte meine Sachen aus dem Auto in die Wohnung.
    „Einräumen musst Du alleine.“
    „Lasst mich,“ sagte ich, „bitte geht.“
    Aber Sylvia bestand darauf, dass ich wenigstens eine Suppe esse, die sie mitgebracht und aufgewärmt hatte. Ich würgte sie hinunter.
     
    An die folgenden Wochen erinnere ich mich nicht mehr genau. Ich schleppte mich durch die Wohnung, lustlos und schlapp. Mir ging jedes Gespür für  Zeit verloren. Ich wusste auch nicht mehr, welchen Wochentag wir hatten. Kurti kam und machte mir was zu essen, Sylvia kam und brachte etwas mit. Ich ließ es apathisch über mich ergehen. Eines Tages erschien Kurti mit einem fremden Mann.
    „Das ist Dr. Koch,“ sagte er. „Du brauchst ärztliche Be treuung.“
    Es war mir egal. Der Arzt untersuchte mich.
    „Sie befinden sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand. Sie sind unterernährt, Sie haben Herzrythmusstörungen. Wenn Sie so weitermachen, gebe ich Ihnen keine drei Monate mehr. Ich verschreibe Ihnen jetzt einige Medikamente, die Sie dringend einnehmen müssen. Sie müssen unbedingt regelmäßig essen. Außerdem werde ich eine Rehabilitationskur beantragen. Ich denke da an eine Klinik mit der Indikation Herz – Kreislauf und psychologischer Betreuung. Was halten Sie von einem kleinen Kuraufenthalt an der Ostsee?“ „Sie haben recht,“ antwortete ich.
    „So geht es nicht weiter.“
     
    Bereits nach 3 Wochen hatte ich die Zusage, und nach einer weiteren  Woche fuhr ich los. Die Medi kamente von Dr. Koch hatten mich stabilisiert, und ich hatte auch wieder etwas zugenommen. Meine Arbeitslosenunterstützung hatte ich inzwischen beantragt und eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eingereicht. Je länger ich krank war, desto länger würde ich Geld vom Arbeitsamt bekommen. Ein Lob dem Sozialstaat! Kurti brachte mich zum Zug. Der Arzt hatte empfohlen, dass niemand mich in der Klinik besuchen solle.
     
    Das Haus lag sehr schön mit Blick auf die Ostsee. Ich atmete tief durch. Die Ärzte verordneten eine Therapie mit viel Bewegung, Massagen, Wannenbädern, Entspannungstherapie und psychologischer Betreuung. Ich war den ganzen Tag über beschäftigt. Zwischendurch ging ich zum Strand, legte mich in den Sand und blickte in den Himmel. Ich hatte Glück. In den ersten vier Wochen hatten wir fast keinen Regen. Die Klinik befürwortete eine14-tägige Verlängerung. Das Wetter wurde regnerisch, und ich las die Büchern, die ich mitgenommen hatte. Mittlerweile

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