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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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würde
den Kriegerinnen lieber Gesellschaft leisten und mich gleichfalls ein wenig für
die Feier zurechtmachen, Sire. Schließlich müssen auch die Tri’Ora bei einem
besonderen Anlass im rechten Licht erscheinen.“
Sie brannte darauf, die Mitstreiterinnen Awendelas kennenzulernen und zu
beobachten. Außerdem wollte sie mögliche Fragen bezüglich ihrer Person am
liebsten direkt beantworten, bevor unnötige Gerüchte und Spekulationen
entstanden.
    Auf dem Weg nach draußen in die oberen Räumlichkeiten
begegnete sie kurz dem Blick des Kriegers aus dem Hause Archer. Erkennen lag in
seinen Augen, obwohl sie ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen jegliche
Erinnerung an sich genommen hatte. Erneut umspielten ihre Züge ein
geheimnisvolles Lächeln, dann war sie an ihm vorbei gelaufen. Sie würden sich
ja gleich auf der Party wiedersehen, wo er ihr so viele Fragen stellen konnte,
wie er wollte. Allerdings bezweifelte Tiponi stark, dass es soweit kommen
würde.
     
    Awendela war froh, nach dem für sie vollkommen
überraschenden Auftauchen der Tri’Ora, der Gästeschar eine Weile zu entkommen.
Ihre Hochzeit begann zu einer ereignisreichen Nacht zu werden. Dabei war der
Vollmond noch nicht einmal mit eingerechnet. Erleichtert schloss sie die Tür
hinter sich, als sie sich endlich mit Ash allein in einem Nebenzimmer des
Saales zurückgezogen hatte, in dem sich seine Sachen befanden.
Viel Zeit allein blieb ihnen nicht. Die anderen Gäste erwarteten das Paar, um
sie ebenfalls zu beglückwünschen, nachdem vorhin nur die weiblichen
Kriegerinnen und King gratuliert hatten. Höchstens zehn Minuten, die Ash
brauchen würde, um seine Montur anzulegen, mit der er dann seinen Waffenbrüdern
glich, die ebenfalls auf sie warteten.
Wendy nahm eine Lage Gaze zur Hand, um damit die salbenglänzende Wunde auf dem
Brustkorb ihres Mannes zu bedecken. Nichts sollte auf das gestärkte,
maßgeschneiderte Hemd für die Feierlichkeit durchdrücken. Sie hatte ihm noch
gar nicht gesagt, wie glücklich sie war.
    „Ich wünschte, das Bankett wäre schon vorüber!“,
seufzte sie leise und machte den Verbandstoff auf jeder Seite mit einem
Pflasterstreifen fest, den sie kurzerhand in Ermangelung einer freien Hand, mit
der sie die Gaze an deren Platz hielt, mit den Zähnen von einer Rolle abriss,
deren offenes Ende sie dazwischen festgeklemmt hatte.
Dann griff sie nach dem Hemd, um einmal um ihren Mann herumzugehen und ihm
dabei zu helfen, es überzustreifen. Sie durfte den ausgeprägten Muskeln seines
Rückens keine große Beachtung schenken, da sie sonst dazu übergegangen wäre,
kleine Küsse auf jede einzelne Partie zu hauchen, wo sie deren Kontur doch
schon mindestens einmal ganz genau mit den Fingern nachgefahren war. Die Haut
war makellos. Den Anschlag, den man auf sein Leben verübt hatte, gab es nur
noch in ihren Erinnerungen, die ebenfalls bald verblasst sein würden, weil so
viele Neue in ihrem zukünftig gemeinsamen Leben hinzukamen.
    „Ich bin so froh, dass die Wunden gut verheilt sind“,
murmelte sie gedankenverloren, bevor das Leinen über seine breiten Schultern
glitt und er anfing, den Stoff gerade zu ziehen.
    „Lass mich das machen!“
Ash schickte sich an, die Knöpfe zu schließen, doch Wendy nahm ihm die Sache
geschickt aus den Händen.
    „Das ist eine der wenigen guten Dinge, die ich an das
Zusammensein meiner Eltern in Erinnerung habe.“
Langsam und konzentriert schloss sie einen kleinen Knopf nach dem anderen, bis
zur Mitte der Brust, ohne ihn anzusehen. Dann sah sie endlich zu ihm auf. in
dem sonst so frostigen Blau lag so viel Wärme für sie, dass Awendela zum
wiederholten Mal an diesem Tag schwer schlucken musste, weil ihre Liebe für
diesen Mann schon fast körperlich weh tat.
    „Mutter hat das jedes Mal für meinen Vater getan,
bevor er mit euch auf die Jagd gegangen ist. Das war ihre Art, ihm zu sagen,
ich liebe dich und ich will nicht, dass dir etwas passiert. – Ihre einzige
Art.“
Wendy blinzelte, als wäre ihr plötzlich etwas ins Auge geflogen, das sie nicht
fortreiben konnte, weil sie ja noch immer damit beschäftigt war, sein Hemd am
Kragen festzuhalten.
    „Zwischen uns wird das niemals so sein, nicht wahr?
Wir werden immer eine andere Art finden, uns zu sagen, dass wir uns lieben. In
deiner Nähe fühle ich mich sicher und ich weiß, dass du neben meinem Vater der
einzige Mann für mich sein wirst, dem meine Zuneigung und meine ganze Liebe
gelten wird. Du machst mich unsagbar glücklich, ich bin froh,

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