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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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räusperte sich. Er mochte es nicht besonders, um die
eigene Freude gebracht zu werden, doch der überraschende Besuch hatte seiner
Enkeltochter noch vor dem Krieger den Start ins Leben ermöglicht und es wäre
sogar für ihn eine unverzeihliche Tat gewesen, der Tri’Ora den Mund zu
verbieten.
    Tiponi trat vor geradewegs auf Awendela zu, deren
Kehle beim Anblick ihrer alten und doch so jung wirkenden Anführerin wie
zugeschnürt war. Die Krieger machten bereitwillig Platz und erwarteten gespannt
die Szene, die sich ihnen gleich offenbaren würde. Tiponi schnipste mit der
linken, stabfreien Hand, die von den weiten Ärmeln ihrer Kutte verdeckt wurde.
Das Band an Rowtags Hals löste sich und die Hündin sprang vor an ihre Seite, wo
sie sich augenblicklich auf dem Hintern niederließ und ebenfalls gespannt
wachsam beobachtete.
    „Du hast mich verlassen, Awendela!“ Die Tri’Ora klang
nicht vorwurfsvoll, aber traurig.
Thersites hinter ihr schnappte laut hörbar nach Luft. Ihrer Meinung nach war
das schon ein wenig anders gewesen. Tiponi ging gar nicht darauf ein. Sie
ignorierte die Gedanken im Raum und konzentrierte sich ganz auf die
wunderschöne Braut. Nahm ihren weißbunten Blick mit ihren eigenen dunklen Augen
gefangen.
    „War ich dir nie eine gute Freundin, wie Catalina es
jetzt für dich ist?“ Tiponi legte fragend den Kopf schief und die Hündin gab
ein kleines Jaulen von sich, das Awendelas Aufmerksamkeit ein wenig ablenkte.
„Hätte nicht ich jedes Recht dazu gehabt, deinem Soulmate deinen Namen in seine
Brust zu ritzen, auf dass er in Ewigkeit mit dir verbunden ist?“
    Nathan trat an die Seite seiner Tochter, deren
Betroffenheit nun deutlich spürbar in der Luft hing. Tiponi nahm es mit einem
feinen Lächeln zur Kenntnis. Nicht immer war das Band zwischen Vater und
Tochter so stark gewesen.
„Verdankst du mir so wenig, Awendela, dass du es nicht einmal für nötig
hieltest, mich von dieser Verbindungszeremonie zu unterrichten?“
    „Das war ganz spontan! Sie weiß es selbst erst seit
zwei Tagen. Es war keine Zeit, die Tri’Ora davon in Kenntnis zu setzen. Wir
haben nicht einmal ein vernünftiges Dinner.“
Thersites hielt sich im nächsten Augenblick den Mund zu, als sie sowohl die
Blicke der Krieger als auch die des Orakels, ihres Mannes und der anderen
Devena trafen. Sie hätte unter allen Umständen den Mund halten müssen. Die
Tri’Ora waren ein wichtiger Teil ihrer Gesellschaft, auch wenn man sie nicht
gern zu einer Feier einlud. Immerhin brachten sie möglicherweise ihre Tiere mit
und das war irgendwie kein Vergleich zu den stolzen Raubvögeln, die Imogen ihr
Eigen nannte.
    „Seit zwei Tagen erst?“
Tiponi brach in perlendes Gelächter aus, drückte ihren Stab dem verdutzten Nathan
in die Hand, der die Hand schon ziemlich nahe an seinem Schwert gehabt hatte
und zog die Braut in eine feste Umarmung.
    „Dann will ich mal nicht so sein. Herzlichen
Glückwunsch, Awendela. Mein Segen für dich und für deinen Soulmate.“
Sie suchte das eisige Blau von Ashurs Augen, der seine Frau wahrscheinlich auch
mit seinem Leben vor dem möglichen Zorn Tiponis beschützt und den Tiger
losgelassen hätte. Sie schenkte ihm ein geheimnisvolles, wissendes Lächeln,
drückte die Braut ein weiteres Mal an sich und rief dann ihren Hund zurück, der
schon wieder freudig um alle herum sprang und offensichtlich Gefallen an der
kleinen Sophora gefunden hatte, deren Hand sie hingebungsvoll zu lecken begann.
Rowtag hatte eine Schwäche für Süßes. Von der Sophora ging ein ganz besonderer
Duft aus, den diese besondere Hündin ganz bestimmt wahrnahm. Die Kleine schien
den Trost gebrauchen zu können, aber momentan war es dem Anlass nicht
angemessen.
    Alle redeten durcheinander und Astyanax sah sich nach
dieser Störung bemüßigt, erneut in die Hände zu klatschen.
„RUHE!“, donnerte er. „Die Kriegerinnen, die Awendela in der
Verbindungszeremonie beigestanden haben, dürfen sich jetzt zurückziehen, um
sich für das Bankett frisch zu machen. Awendela, begleite deinen Mann hinaus
und hilf ihm, sich ebenfalls in seine Montur zu begeben. Und du, Tri’Ora,
begleitest mich und die anderen Gäste in den Bankettsaal, damit wir diesen
Abend nicht länger im Stehen und ohne Erfrischungen verbringen müssen. Ich kann
es nicht ausstehen, wenn mein Zeitplan durcheinander gerät und mit deinem
unverhofften Auftritt hast du ihn bereits gehörig ins Wanken gebracht.“
    Tiponi verbiss sich ein weiteres Auflachen. „Ich

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