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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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stören.
     
    Thersites hatte maßlos untertrieben, als sie Tiponi
gegenüber behauptet hatte, es gäbe kein angemessenes Dinner. Es war vorzüglich
bis zum letzten Bissen. Salamas Köche hatten sich selbst übertroffen in ihren
Kreationen von sieben Gängen, die in einer wunderbaren Hochzeitstorte als
Dessert gipfelten. Astyanax war begeistert und gewiss noch länger geblieben,
sofern sein Zeitplan dies zugelassen hätte, doch das war nun mal nicht möglich.
Er erhob sich somit noch bevor das Brautpaar die Tafel auflöste.
Sofort wurde sämtliche Unterhaltung eingestellt und man sah ihn erneut
erwartungsvoll an. Diesmal lag auf seinem Gesicht ein schon etwas vom guten
Wein geschwängertes, feines Lächeln und das Klatschen seiner Hände klang
diesmal weniger gebieterisch, jedoch genauso bestimmt wie beim ersten Mal.
    „Ich bitte die anwesenden Fünf der neuen Riege
vorzutreten. Bevor ich gehe und dem Brautpaar ein letztes Mal meinen Respekt
und meine Glückwünsche ausspreche, will ich endlich zum zweiten Grund meines
Hierseins kommen.“
    Thersites seufzte leise und tupfte den blutrot
geschminkten Mund betrübt mit ihrer Serviette ab, obwohl sie schon seit einigen
Minuten keinen Bissen von den feinen Tortenresten auf ihrem Teller genommen
hatte. Sie wollte nicht, dass er schon so früh abreiste, aber es musste wohl
sein. Ihr Mann hatte nur selten Zeit, sich um sie und die große Familie, die
sie gemeinsam hatten, zu kümmern. Zumindest seit dem Tag, an dem der letzte
ihrer Söhne aus ihrem großen Anwesen ausgezogen war.
    Nico fühlte sich zuerst gar nicht angesprochen, als
Nathans Vater die Fünf der neuen Riege dazu aufforderte, sich in Reih und Glied
aufzustellen, außerdem wollte Rowtag nicht zurückbleiben und ihr folgen. Nico
versuchte also zuerst, die Hündin zum Bleiben zu überreden, bevor sie ihren
Platz einnahm. Natürlich blieb der Herr genau vor ihr stehen. Er war riesig.
Kaum kleiner als Bone, so dass Nico sich gar nicht erst die Mühe machte, ihn
direkt anzusehen, sie hielt den Blick geradeaus auf seine Brust gerichtet.
    Awendela schenkte Ash ein gespanntes Lächeln und
runzelte erwartungsvoll die Stirn, als sie sich neben Catalina, Romana und King
aufstellte. Nicolasa, die auch bei Tisch die Gesellschaft der Wolfshündin
hatte, folgte eine Sekunde später, obwohl sie am nächsten an Astyanax dran saß.
Ihre neue Verehrerin wollte einfach nicht an ihrem Platz bleiben, sondern dahin
gehen, wo die Sophora hinging. Astyanax bedachte Tiponi für diese Ungehörigkeit
mit einem pikierten Blick. Deswegen gab es an seiner Tafel niemals Haustiere.
Die hatten beim Essen nichts zu suchen. Genauso wenig wie uneingeladene Gäste.
Nun gut, damit durfte er sich nun auch nicht mehr aufhalten.
    Die neuen, bereits auserwählten Krieger standen
endlich in einer Reihe und Astyanax schritt einmal gemessenen Schrittes an
ihnen entlang. Am Ende der Reihe blieb er direkt vor der kleinen Sophora
stehen, die als letzte gekommen war, sah noch einmal die Riege entlang zurück
und streckte dann den rechten Arm der Tür entgegen, die sich ohne das Zutun der
Lost Souls, die dafür zuständig waren, öffnete.
    Diesmal ließ der nächste Augenblick, in dem etwas
geschehen würde, nicht lange auf sich warten. Sobald die Flügel der Tür
geöffnet hatten, marschierten dröhnenden ausfallenden Schrittes fünf schwarz
gewandete Enforcer ein, die Nevin Fontaine freundlicherweise für diesen Anlass
hierher ins Castle beordert hatte. Angeführt wurden sie von einem Krieger, der
ebenfalls offizielles Ornat trug, die dem der amerikanischen bis auf einen
roten Streifen am rechten Ärmel des Oberteils bis ins Detail glich, und einer
drallen, an eine Walküre erinnernde Blondine, die als einzige der anwesenden
Damen Hosen trug.
    „Mein Sohn Hector, einer der Sieben aus Europa und
Hellga, Wächterin des Schatzes der Nibelungen, Schwester von Brunhild, Gönnerin
der fünf ersten Gaben!“
    Astyanax stellte sie den neuen Kriegern vor, damit sie
ein Gefühl für die Wichtigkeit des Ganzen hatten, obwohl sie erst mit der Zeit
lernen würden, wie viele Gefahren es mit sich gebracht hatte, einen solchen
Schatz und solche Geschenke, wie sie gleich in den Händen halten würden, zu
erobern und sich ihrer als würdig zu erweisen. Nach den Sternen greifen konnte
jeder. Die Kunst war, sie nicht zum Verlöschen zu bringen.
Astyanax gab ein Zeichen und die Enforcer, die vorhin noch in Dreiecksformation
hinter Hector und Hellga gestanden hatten, schlossen

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