Die Qualen der Sophora
die Knie. Sie würde hart trainieren müssen, um damit
umgehen zu lernen.
Das war alles ziemlich aufregend und Romy überlegte schon nervös, wie sie nun
am elegantesten den Rückzug antreten konnte, ohne dabei das Feingefühl von
Wendys Großvater zu verletzen, der ihr wie ein ziemlich altmodischer Kerl
vorkam.
„Ich hörte von deinem Ruhm direkt aus dem Mund des
ehrenwerten Orakels. Du warst sehr mutig, Kind. Was du für die Sterblichen
getan hast, wird niemals vergessen werden. Du beehrst mit deiner Schönheit,
deinem Talent und deinem Ruf nicht nur den Warrior Chryses, sondern auch uns.
Ich selbst brachte den Aryaner-Lord Gunther bei Worms vor vielen, vielen Jahren
zu Fall, doch mit seiner Axt habe ich nie gekämpft. Sie soll nun dir gehören,
Romana. Mögen noch viele weitere Köpfe unter deinem mächtigen Schlag rollen.“
Eine huldvolle Handbewegung von Astyanax und Romy war
entlassen. Da sie mit dem Gewicht der Axt und dem langen Rock ihres Kleides
kaum rückwärtsgehen konnte, drehte sie ihnen den Rücken zu, um zurück an ihren
Platz zu gelangen. Diesmal war es nicht nur Hector, der die Luft anhielt.
Astyanax sah ihr wie vom Donner gerührt nach und verlor beinahe den Faden.
Solch göttliches Hinterteil sah man selten.
Es gab nur noch zwei mächtige Gaben und zwei Krieger. Breeds noch und momentan
kaum so mächtig wie die drei Frauen, die ihnen vorangegangen waren. Astyanax
sah von King zu Nico und wieder zurück. Er entschied sich, den Mann zuerst zu
sich zu rufen. Die Sache mit dem Mädchen konnte unter Umständen etwas länger
dauern.
„Cong Shé Zhao, Sophos des Hauses Haliaetos, tritt vor!“
King brauchte nur drei Schritte aus der Reihe hervor zu machen und stand dann
in respektvollem Abstand Astyanax gegenüber. Er verbeugte sich leicht und
Astyanax streckte den linken Arm nach hinten aus, damit ihm der jetzt
vortretende Enforcer den langen Stab übergeben konnte, den dieser ohne Kissen,
aber mit behandschuhten Händen getragen hatte.
Astyanax warf den mannshohen Stab quer in die Waagerechte und hielt ihn mit
beiden Händen. Die dicken Enden wirkten knotig, das an vielen Stellen
gesprungenen, mit den Jahren dunkel gewordene Holz schien mit dem nächsten
ausgeteilten Schlag brechen zu wollen, doch in ihm wohnte eine Macht, die das
alte aussehende Material genauso unzerstörbar sein ließ wie die Klingen
Brunhilds oder die Axt Gunthers.
„Die Feuerprobe hast du erfolgreich hinter dich
gebracht, Sophos. Hört, hört, ein Breed-Mann aus dem fernen China, der dazu
bestimmt ist, die zweite Riege Krieger der neuen Welt zu vervollständigen. Kein
Mann der Quadruga und doch so nah mit ihr verbunden wie keiner sonst. Deine
Umwandlung wird nicht mehr lang auf sich warten lassen. Deine Macht wird
unglaublich sein und deine reine Seele bis in den letzten Winkel erfüllen. Nimm
dies, Sophos, der du deiner Patrona in ihre erste Schlacht gefolgt bist und
treu bis ans Ende ihrer oder deiner Tage dienen wirst...“
Astyanax wirbelte den Stab zwischen den Händen mit einer geschickt fließenden
Bewegung wieder senkrecht, wo er ihn mit einem kräftigen Hieb in den
Marmorboden rammte. Draußen zuckte krachend ein einziger Blitz vom Himmel und
schlug dort knapp vor einem der großen Fenster des Bankettsaals im Boden ein.
Die Zuschauer und auch die stehenden Krieger gaben
überraschte Laute von sich. Astyanax fuhr ungerührt fort: „Der Stab Odins,
Krieger des Hauses Walhall! In seinem Inneren trägt dieser Stab die Macht
Mjölnirs. Als der Hammer sprang und sein Sohn Thor im Kampf gegen Lord Loki
fiel, ließ Odin die Reste aufsammeln und fertigte aus einer Eiche seines
Gartens diesen Stab, in dessen Kern er das geschmolzene Metall des Hammers
hineingoss und mit einer Legierung unzerstörbar versiegelte.“
Astyanax hob den Stab erneut empor, um ihn an King
weiterzugeben, der sich noch einmal respektvoll verneigte.
„Mögen die Elemente stets mit dir sein, Sophos. Und notfalls darfst du damit
auch einen deiner Shaolin-Tricks ausüben. Er wird dir in jedem Fall gute
Dienste leisten. – Du bist entlassen.“
Nico fühlte sich etwas besänftigt, als sie die
lobenden Worte hörte, die an King gerichtet waren. Er war wirklich etwas
Besonderes und verdiente das Geschenk wirklich. Der Stab Odins. Nico senkte die
Lider und sah auf ihre Fußspitzen. Sie fürchtete sich schon davor, was als
Nächstes kommen würde. Sie konnte nicht mit Waffen umgehen außer mit dem Dolch,
doch die waren schon an Wendy gegangen.
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