Die Qualen der Sophora
vergeben und dann sein Flugzeug ohne Zwischenfälle mit ihm an
Bord nach Hause zu fliegen. In erster Linie fungierte sie als Pilotin und
Leibwächterin, wenn sie nicht wie Flavia hier in Amerika das Vermögen der
europäischen Krieger verwaltete. Die beiden kannten sich gut und sie waren in
ihrer Rohheit gleich. Bei einem Kampf zwischen ihnen würde Astyanax nicht
wissen, auf wen er setzen sollte.
Im Gegensatz zu Catalina, war Awendelas Auftreten
schon demütiger. Sie knickste tief vor ihrem Großvater und hielt dann den Blick
gesenkt, bis Astyanax sie polternd dazu aufforderte, ihm ins Gesicht zu sehen.
Vom Tisch kam ein leises Knurren. Astyanax hielt sich nicht damit auf, Ashur in
seine Schranken zu weisen. Ähnlich wie an Catalinas forsches Auftreten, fand er
Gefallen daran, das Beste aus den Leuten um ihn herum herauszuholen. Wenn das
den Ausbruch des Tigers bedeutete, dann würde das lediglich ein weiteres
Hinauszögern seiner restlichen Termine zur Folge haben. Aber ganz sicher nicht
seinen Tod.
Hellga reichte ihm die Dolche mit den Griffen voran. Astyanax streckte sie
Awendela in derselben Art entgegen.
„Die Dolche Brunhilds. Gehärtet im Blut der Chimären,
die dem Verräter Hagen zum Opfer fielen, als er den Schatz seines Lords Gunther
an sich reißen wollte. Dieser starb durch Brunhild, die Lord Gunther leider
nicht besiegen konnte, sondern selbst den Tod fand.“
Dieses Vergnügen hatte er selbst genossen und den Tod der Schwester Hellgas
gerächt.
Hellga verneigte sich vor Wendy und ließ es sich nicht
nehmen, ihr zu sagen, welche Ehre es für sie war, dass sie nun die Waffen ihrer
Schwester führen und damit vielen Aryanern und Ghouls das Leben nehmen würde.
Awendela verneigte sich ebenfalls noch einmal und dann war auch sie entlassen.
Die Zeit drängte und noch waren drei Kostbarkeiten aus dem üppigen Schatz zu
vergeben.
„Romana, Devena des Hauses Haliaetos, tritt vor!“
Astyanax sah Romy entgegen, die genau wie die zwei Mitstreiterinnen vor ihr
sofort aus der Reihe hervor trat. Sie wirkte nicht so entschlossen wie
Catalina, jedoch auch nicht zu schüchtern und respektvoll wie Awendela ihm
begegnet war. Eher neugierig und gespannt darauf, welche der übrigen drei Gaben
für sie sein würde. Ein bisschen gesunde Skepsis gehörte auch dazu. Bei einer
Vergangenheit wie der ihren, war dies nur zu verständlich.
Diesmal war es erneut Hector, der seinem Vater das nächste Geschenk angab und
Romanas attraktive Erscheinung mit einem kleinen beeindruckten Räuspern und
einem lautlosen „Wow!“ kommentierte. Doch ihr Blick fixierte bereits die
mächtige, silbrig glänzende Waffe in Astyanax’ Händen. Eine
Doppelkopfstreitaxt.
„Siegreich tratst du aus dem Duell gegen Lord Rukhs
Sohn hervor. Siegreich mögest du auch in Zukunft die Schlachtfelder verlassen.“
Astyanax streckte die langstielige Waffe über seinen
Kopf empor, um sie allen anderen Anwesenden ein letztes Mal zu präsentieren und
ihnen einen Schauer über den Rücken zu jagen, da diese Axt etwas sehr
Besonderes war.
„Die Streitaxt Gunthers!“ , verkündete er und so
ziemlich jeder Immaculate bei Tisch sog schockiert oder überrascht den Atem
ein. Schließlich klebte an diesen scharfen Klingen unsichtbar das Blut ihrer
Ahnen.
Astyanax ließ die Arme sinken und übergab das
wahrscheinlich größte Geschenk des Nibelungenschatzes an Romy weiter. Diese
ging bei dem leicht unterschätzten Gewicht etwas in die Knie und musste fest
mit beiden Händen zugreifen. Astyanax nickte ihr wohlwollend zu und Romy
betrachtete den herrlich blitzenden Gegenstand eine Sekunde lang versonnen
bevor sie Awendelas Großvater wieder ihre volle Aufmerksamkeit schenkte.
Romy sah dem ganzen Brimborium, das der hohe Herr aus
Europa veranstaltete, mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie war eben noch nicht
an diese doch etwas anders gestrickte Gesellschaft gewöhnt und ziemlich
argwöhnisch, wenn man sie in dem Ton ansprach, den Rys am Anfang nur zu gern an
den Tag gelegt hatte.
Romys Blick wurde magisch von der Axt in Astyanax’ Händen angezogen. Sie
starrte aus großen Augen zum Überbringer der Gabe auf und blinzelte überrascht,
als ihr klar wurde, dass dies eine sagenumwobene Waffe war, die eigentlich
nicht existieren durfte. Das war einfach unglaublich, als würden all die
Inhalte der Mythologie-Bücher zum Leben erwachen, die sie früher verschlungen
hatte!
Gunther ein Aryaner?! Romy ging schier überwältigt vom Wissen und vom
Gewicht der Waffe in
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