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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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in Reih und Glied auf.
Jeder bis auf einer, der einen einfachen Holzstock wie Tiponi ihn dabei hatte,
in einer Hand hielt, trug ein dickes rotes Samtkissen, auf dem sich eine
scheinbar harmlose Antiquität befand.
Noch ein Zeichen, ein leichtes Schnipsen mit der rechten Hand und der erste
Enforcer trat vor. Auf seinem Kissen lag zusammengerollt eine lange Peitsche.
Tiefschwarz hob sich die Knute von dem roten Samt ab. Der feste, lederne Griff
schien ein wenig abgenutzt zu sein, was die goldenen, schnörkeligen Intarsien
darauf anging, aber sonst ganz passabel. Ein nettes Spielzeug. Nicht unbedingt
etwas, was man haben musste, aber schon besser als der Stock. Solange man nicht
wusste, was es mit dieser Peitsche oder diesem Stück Holz auf sich hatte.
    „Catalina, Devena des Hauses Lovania, tritt vor!“,
gebot Astyanax herrisch und wartete darauf, dass sich Nathans Zukünftige aus
der Reihe löste und vortrat.
    „Komm her zu mir, Kind!“ , forderte Astyanax weiter
und nahm es mit Freuden auf, wie hochmütig sie auf ihren hohen Absätzen auf ihn
zu tänzelte. Nicht die Spur eingeschüchtert. Ganz der leibliche Vater und die
harte Schule von Valeriu zur Schau stellend.
    Cat folgte dem Ruf des Mannes, ohne mit der Wimper zu
zucken. Ihre Neugier war schon mit der Vorstellung geweckt worden, dass hier
eventuell Schätze angekarrt werden könnten. Ihre Augen wurden groß, als
Astyanax ihr die Peitsche vorführte. Sie war sehr geschmeichelt, weil sie sowieso
eine große Schwäche für Waffen aller Art hatte.
Seinen Kommandoton ließ sie ihm durchgehen, er war schließlich ihr zukünftiger
Schwiegervater. Aber nur dieses eine Mal. Niemals wieder würde ein Mann ihr
Befehle erteilen, das hatte sie sich nach der Flucht aus dem elterlichen
Schloss selbst versprochen.
    „Du bist die Führerin der neuen Sieben. Die Spitze der
Quadruga. Erweise dich ihrer in deinen Entscheidungen immer würdig und auch
dein Name wird Geschichte schreiben, so wie der meine es vor langer Zeit getan
hat.“
Der Enforcer in Astyanax Rücken trat noch einen Schritt vor und mit ihm Hector,
der die Peitsche von dem Kissen nahm und an seinen Vater mit einer Verbeugung
weiterreichte.
    „Für dich aus dem Schatz der Nibelungen aus der Hand
des Herrschers des Drachenthrones die Peitsche des Pharaos Ramses, dem Ersten.
Kein germanisches Geschenk, wie dir vielleicht an den altägyptischen Zeichen am
Griff auffällt, aber eine außergewöhnliche Frau braucht eine außergewöhnliche
Begleitung zu dem mächtigen Schwert, das sie eines Tages tragen wird.“
    Astyanax nahm den Griff locker in die Hand und zielte
dann mit der Peitsche in die entgegen gesetzte Richtung direkt auf einen der
Vorhänge. Ein einziges Mal knallte es und ohne dass der Vorhang mit der Spitze
des Endes in Berührung gekommen war, klaffte ein langer Schlitz in dessen
Mitte. Diese Waffe würde alles treffen, was man anvisierte, auch wenn man
einige Meter davon entfernt stand.
    „Einer Katzenfrau wie dir wird so ein Spielzeug sicher
gefallen. Aber nutze sie weise und nicht zum Spaß. Ghouls tötet sie mit einem
geschickten Schlag und fügt dem Fleisch eines Aryaners tiefe Wunden zu.
Immaculates bleiben allerdings auch nicht verschont, also hüte dich, sie jemals
gegen dich selbst oder deinen Mann zu gebrauchen. Ihr würdet Tage damit
verbringen, Euch von diesem Schlag zu erholen.“
Ein kleiner, versteckter Hinweis darauf, wie wenig er ihren und Nathans Drang
nach Selbstgeißelung zu akzeptieren gedachte. Wenigstens schien sie in letzter
Zeit davon Abstand genommen zu haben, doch er war trotz ihrer Umwandlung in der
Lage, die alten zahlreichen Narben auf ihrem Körper zu sehen.
    „Du bist entlassen!“ Astyanax schnipste noch einmal
und der Enforcer mit dem leeren Kissen trat zurück und ein anderer vor.
Catalina blieb nichts anderes übrig als schweigend an ihren Platz
zurückzukehren. Diesmal war es Hellga, die das nächste Geschenk aus seinem
Samtbett nahm. Zwei Dolche, matt glänzend, die Spitzen angelaufen, ein blinder
Fleck auf dem Griff des einen, der den Verlust eines Ziersteins kündete, der
auf dem anderen noch in lieblichem Blau, wenn auch gesplittert, im Licht der
Kerzen strahlte.
    „Awendela, Weib des Ashur, Tochter des Jagannatha,
tritt vor!“
    „Bei Freya, eine Schönheit!“ Hellgas mit nordischem
Akzent durchdrungene Stimme klang genauso prall und dunkel wie alles an ihr.
Bis auf ihre Haare, verstand sich. Astyanax gebot ihr zu schweigen. Sie hatte
die Schätze zu

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