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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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schießen, so dass Blut und Hirnmasse auf sie herabregnete. Wie es aussah,
hatte das Blut ihrer Regel sie aus dem Konzept gebracht, auch wenn sie nicht
verstand, was daran so anders sein sollte. Sie hatte so eine Reaktion noch
niemals erlebt, sonst gingen die Biester einem gleich an die Kehle… Einfach
widerlich!
    Catalina sprang behände auf die Füße und sah sich
hektisch nach ihrem Bruder um.
„DRAGOMIIIIR!“
    Zwei weitere Angreifer streckte sie im direkten
(blutigen) Kampf nieder, bevor sie die Armbrust in Position bringen konnte, um
auf den Dritten zu zielen, der auf dem Oberkörper ihres Bruders saß und sich
über ihn gebeugt hatte, als tränke er schon von seiner Halsvene. Mit einem
schrillen Kreischen löste sich der Getroffene, wobei er den Kopf zurückriss und
Catalina seine blutverschmierten Fangzähne präsentierte.
    Sie sprang ihn wie eine wild gewordene Furie an und
massakrierte ihn mit so vielen Messerstichen, dass nichts von seinen
Gesichtszügen übrig blieb. Sie verfiel beinahe in einen Blutrausch, als wäre
sie nun selbst eines dieser seelenlosen Biester. Schwer atmend ließ sie
schließlich von dem Toten ab und robbte auf allen Vieren zu ihrem Bruder, der
völlig leblos mit dem Rücken auf dem Boden lag.
    Sie zog eine kleine Stablampe von ihrem Waffengürtel,
weil sie damit die Bisse in seinen Halses überprüfen wollte, doch das kleine
Licht fiel ihr aus der zitternden Hand, als sie das Ausmaß seiner Verletzungen
mit eigenen Augen sehen konnte. Dragomir brabbelte undeutliches Zeug und
stöhnte dann voller Schmerzen, so dass Catalina beinahe in Tränen ausgebrochen
wäre, doch dann kippte sein Kopf wie tot zur Seite. Sie musste sich
zusammenreißen und kontrollierte seine Atmung und den Herzschlag. Totenstille.
    Nackte Panik kroch ihre Glieder entlang, doch sie
zwang sich, seinen Kopf zu umfassen, obwohl sie sich davor fürchtete, ihm noch
schlimmere Schmerzen zu bereiten als sein Angreifer, um dann eine Mund-zu-Mund-Beatmung
zu beginnen.
    „ SUFLA! DRAGOMIR! SUFLA! PENTRU MEA! SUFLA! “*,
hatte sie schluchzend gefleht, während sie ihm immer wieder Atem gespendet
hatte und sein Herz durch rhythmischen Druck auf seine Brust am Schlagen hielt.
(*rum. Atme, Dragomir! Atme für mich!)
    Bald sah sie selbst aus, als hätte sie sein Blut
trinken wollen. Ihr halbes Gesicht und ihre Händen waren davon verschmiert,
doch sie hatte sein Herz wieder zum Schlagen und ihn zum Atmen gebracht…
     
    ° ° °
    Cat riss die Augen weit auf und atmete so schwer wie
damals, als sie auf diesem Waldboden gekniet hatte. Auf ihren Lippen schmeckte
sie Blut, so dass sie die Hand hob und dabei feststellte, dass es keine
Einbildung war, sie hatte sich wohl vor lauter Anspannung selbst in die
Unterlippe gebissen. Sie konnte noch die geschärften Spitzen ihrer halb
ausgefahrenen Fangzähne spüren.
Sie glitt aus dem Bett und griff blind nach dem ersten Kleidungsstück, das sie
vom Boden aufklaubte. Es war das Hemd, das Nathan unter seiner Kriegermontur
getragen hatte. Sie hüllte sich nachlässig darin ein und schlüpfte dann
zwischen den schweren Vorhängen zum Fenster hindurch, durch das sie auf den
großzügigen Balkon treten konnte, der zu ihrer Suite gehörte.
    Wie damals legte sie ihre Hände auf der steinernen Brüstung
ab und starrte hinauf in den Himmel, nur dass die Sonne gerade dabei war,
aufzugehen. Und ihre Hände waren trotz harten Trainings bis zu ihren perfekt
manikürten Fingernägeln makellos.
Catalina ließ den Kopf hängen und schluchzte leise, als sie sich in diese
alptraumhafte Nacht zurückversetzt sah. Alles, was sie bis dahin gesehen und
erlebt hatte, hatte sie nicht auf diesen unerträglichen Anblick vorbereiten
können. In ihrem Kopf hörte sie sich wieder und wieder um Hilfe rufen.
Natürlich waren sie gekommen, als sie hörten, dass Dragomir und nicht sie
schwer verletzt war.
    Alles meine Schuld! Es war alles meine Schuld!
    So langsam wurde ihr klar, warum sie ausgerechnet in
dieser Nacht davon träumte. Nathans Vater war nur teilweise der Auslöser. Es
ging vielmehr darum, dass sie Nico nicht hatte beschützen können. Genauso wenig
wie sie das bei Dragomir fertig gebracht hatte. Er hätte ein anderes Leben
führen sollen. Fern von aller Gewalt. Er war der einzige gewesen, der sie
wenigstens ein bisschen gemocht hatte, als er noch ein Kind gewesen war. Und
sie hatte ihm diese Unschuld genommen. Wenn sie auch bei Nico so versagt hatte,
würde sie sich das niemals verzeihen.
    Wie hatte sie

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