Die Qualen der Sophora
Hiebes.
Und er gab King Recht, da Astyanax schlau genug gewesen war, die Waffe erst
einzusetzen, nachdem er sie Nicolasa öffentlich vermacht hatte.
"Wie fühlt Ihr Euch? Verspürt Ihr Hunger? Oder
doch eher das Bedürfnis noch etwas zu schlafen? Die Tri'Ora war so freundlich,
uns etwas zum Frühstück zu bringen, wenn Ihr möchtet?", fragte King dann
fürsorglich, als hätte er ihn niemals angegriffen und sein Ehrgefühl
angezweifelt.
Damon bedachte den Breed-Mann, der sich frisch gemacht
und umgezogen hatte, mit einem unsicheren Blick. Mit ihm hatte er hier
eigentlich nicht gerechnet. Hatte er sich noch etwas zu Schulden kommen lassen?
Im Delirium vielleicht? Hatte er für Nico noch eins drauf gesetzt, nachdem
Hellga ihm die Sichel in den Oberkörper gerammt hatte? Damon rechnete fest mit
einer weiteren Anklage und um so überraschter war er, als ihn der Chinese
freundlich begrüßte und ihm Frühstück anbot.
„Wie es mir geht? Eigentlich ganz gut.“
Damon sah misstrauisch von Theron zu King und wieder zurück. Wo war hier die
versteckte Kamera? Dass die Tri’Ora nach ihm sah und sich um ihn sorgte, war
verständlich. Dass sein Boss nach ihm sah und ihm gern zum wiederholten Mal den
Kopf wusch, sich aber auch um ihn sorgte, ebenfalls, aber King? Er war Nicos
Freund und hatte jedes Recht, Damon nicht zu mögen. Vielleicht tat er das auch
nicht, aber an seinem freundlichen Verhalten war nichts Aufgesetztes.
„Ich denke, ich gehe erst einmal unter die Dusche.
Danke.“ Damon erwiderte die Verneigung des Chinesen mit einem aufrichtig
schlechten Gewissen, ihm gegenüber so ausfallend geworden zu sein und stand
auf.
Die Welt um ihn herum drehte sich noch leicht, aber alles in allem fühlte er
sich sehr viel besser.
Theron beobachtete ihn mit Argusaugen, doch er
schaffte es allein und ohne groß Schlagseite zu haben, ins Bad nebenan. Das
heiße Wasser tat gut und belebte seinen müden Geist. Die anschließende Rasur
war nötig. Er sah aus wie ein abgehalfterter Straßenräuber.
King verbarg sein amüsiertes Lächeln über das Erstaunen
des Kriegers. Er war vermutlich nicht so sehr mit dem Konzept des Verzeihens
vertraut, das er und auch Nico sich zu eigen gemacht hatten. Sie waren beide
sehr spirituell und niemals auf Rache aus. Sie gingen diesen Weg bis zum
bitteren Ende, wenn es sein musste und auch sie selbst betraf, dann zählte
Überwindung und Anstrengung umso mehr.
„Natürlich, ich kümmere mich gern! Auf diese Weise
kann ich wenigstens etwas für Nico tun!“, antwortete King, als Theron ihn
fragte, ob er nun allein mit Damon zurecht kommen würde. Der Anführer selbst
wollte ein paar Stunden Schlaf nachholen, bevor er womöglich erneut gebraucht
wurde, um zwischen den beiden Kriegerriegen zu vermitteln.
Mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen kehrte
Damon ins Schlafzimmer zurück. Theron war gegangen. King entschuldigte ihn.
Damon war es nur recht. Während er Sachen zum Anziehen aus dem Schrank holte,
bat er King um eine Tasse Tee. Hunger verspürte er keinen. Fertig angezogen
setzte sich Damon zurück aufs Bett und rührte andächtig in der Tasse herum. Er
wusste nicht ganz, was er sagen sollte, außer dass der Breed Recht gehabt
hatte.
„Du hast richtig gehandelt, die Verletzungen von Nico
zur Sprache zu bringen. Ich habe überreagiert. Aber das wusstest du längst. Es
gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten während des Trainings und es gibt
keine Entschuldigung für das, was ich ihr davor und danach angetan habe.
Trotzdem muss ich versuchen, es wieder gutzumachen. Ich erwarte nicht, dass du
meine Entschuldigung annimmst. Ich kann ja selbst kaum glauben, dass ich so
etwas sage.“
„Ich habe das nicht bekannt gemacht, um Sie in einem
schlechten Licht da stehen zu lassen! Mir war klar, dass niemand anderes diese
Verletzungen sehen würde. Über kurz oder lang wären sie vielleicht lebensbedrohlich
geworden. Es wäre vollkommen falsch gewesen, es zu verschweigen. Ich bin ein
sehr guter Krankenpfleger, aber die Physiognomie der Immaculate und von Breed
ist mir noch ein Geheimnis. Es wäre anmaßend gewesen, die Verantwortung dafür
zu tragen, wenn es andere gab, die das viel besser konnten als ich“, gab King
ruhig zurück.
Damon war der Letzte, an den er dabei gedacht hatte. Er interessierte ihn nur
in so weit, dass Nico wegen ihm immer wieder heiße Tränen vergossen hatte.
King verneigte sich erneut vor ihm und schenkte ihm ein kleines Lächeln, als
Zeichen dafür
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