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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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versteckte, so dass Nico klar wurde, dass es sich um eine Lost
Soul handeln musste.
    Es dauerte eine weitere Viertelstunde, bis Edward
Sterling die Treppe herunterkam. Nico stand steif im Flur, als sie sein wenig
begeisterter Blick ungehalten musterte. Er trug einen dunkelblauen Seidenmantel
über dunklen Hosen und sah wie aus dem Ei gepellt aus. Kein Haar tanzte bei ihm
aus der Reihe und doch jagte sein Anblick einen eisigen Schauer über Nicos
Rücken.
    „Ich brauche Ihre Hilfe, Mr. Sterling!“, sagte Nico
mit bittender Stimme, konnte jedoch seinem Blick nicht standhalten, in dem nur
die Verachtung zu lesen stand, die sie für sich selbst empfand.
    „Hätte das nicht warten können, bis du dich wieder
hergerichtet hast?“, gab er unbeeindruckt zurück, rümpfte bei ihrem
derangierten Anblick angewidert die Nase und schon wurde sie unsanft am Oberarm
gepackt und die Treppe in den Keller herunter gezogen, der über hohe, gewölbte
Decken verfügte. Da hörte aber schon die Gemeinsamkeit mit einem Keller auf,
wie man ihn sich in einem so herrschaftlichen Haus vorstellte.
    Nico erhaschte flüchtige Eindrücke von merkwürdigen
Waffen, die an den Wänden zur Dekoration aufgehängt worden waren, bis ihr klar
wurde, dass es sich dabei um altmodische Folterinstrumente handelte. Ihr
Unbehagen kippte in nackte Panik, die sie kaum zu unterdrücken vermochte, sie
musste die Zähne fest zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien oder sich einfach
loszureißen. Sterling stieß sie unnachgiebig in ein Badezimmer, so dass Nico
hinein taumelte und sich die Hüfte an dem dekorativen Keramikwaschbecken aus
dem letzten Jahrhundert stieß.
    „Mach dich sauber! Die Sache später ist blutig
genug!“, zischte ihr der Hausherr zu und Nico sank das Herz.
    Sie hatte keine andere Wahl. Edward Sterling würde
keine Fragen stellen, warum sie es sich plötzlich anders überlegt hatte. Er
hatte ihr ja gesagt, dass sie irgendwann zu ihm kommen würde. Zu wem auch
sonst? Sie konnte niemand anderen um Hilfe bitten. Jeder Immaculate, den sie
kannte, wusste von ihrer Schande. Sie wollte nicht bemitleidet werden, weil sie
in deren Augen nichts weiter als ein törichtes Frauenzimmer war. Sie brachte den
Menschen, die sie liebte, nur Unglück. Ihre Mutter war ihretwegen gestorben.
Und der Mann, den sie liebte. Und nun schwebte ihr Vater in größter
Lebensgefahr. Alles nur ihres unheilvollen Erbes wegen.
    Nico nahm eine schnelle Dusche, unter der sie ein paar
Tränen vergoss, weil sie trotz aller Entschlossenheit, die Verwandlung hinter
sich zu bringen, sich ein kleiner, verzweifelter Teil ihres Herzens wünschte,
dass es nicht auf dieselbe kalt erniedrigende Art und Weise passieren müsste
wie ihre Entjungferung. Dieses Mal würde es hoffentlich erträglicher sein, weil
sie keinerlei Gefühle hegen würde, die sie auf ewig an den Mann ketten würden.
    Du hast keine Wahl, Nico…
Danach kannst du leben, wie du es möchtest… Dann kannst du gehen, wohin du
willst, und musst die anderen nie wieder sehen! , sprach sie sich verzweifelt Mut zu, obwohl es diesen
Schritt nicht besser machte. Sie würde für ihre Freiheit teuer bezahlen müssen.
    Ihre Kleidung war ruiniert, das passierte, wenn man
einen wütenden Ghoul zu besänftigen versuchte, ohne ihm wirklich Schaden
zufügen zu wollen. Nico hatte jedoch keinen Gedanken mehr an ihr Aussehen
verschwendet, nicht seit der Sache mit Damon. Sie musste nur daran denken, wie
er behauptet hatte, sie sei wunderschön. Alles Lügen… Es war nur ihre
Bereitwilligkeit, sich ihm hinzugeben, gewesen, die ihn interessiert hatte.
Sie fühlte sich hässlich und klein. Die abstoßende Tochter eines Aryaner-Lords,
so wie Sterling das behauptet hatte. Sie fand einen Morgenmantel an einem
Kleiderhaken an der Tür, den sie überstreifte. Blutrote Seide, die sie an das
Ritual der Noctis Transitus erinnerte, nur
dass sie in keinem Fall eine glücklich Auserwählte sein würde.
    Sie öffnete die Tür und trat hinaus, nur um von einer
schallenden Ohrfeige willkommen geheißen zu werden, die sie gegen die Wand
taumeln ließ. Nico hielt sich schockiert die brennende Wange und starrte Edward
Sterling fassungslos an.
    „Gebrauchte Ware… Das hätte ich mir denken können, du
kleines Miststück!“, grollte er und blitzte sie mit rot glühenden Augen an, die
Nico nur daran erinnerten, woher sie kam.
    „Bitte… Ich tue alles, was Sie von mir verlangen! Es
muss heute geschehen!“
    Nico meinte, an den Worten zu ersticken, aber

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