Die Qualen der Sophora
sich
überhaupt auf eine Diskussion eingelassen, die sein Boss und die Tri’Ora auch
ohne sein Mitwirken vollkommen vergeigten? Das hier endete nur wieder in seiner
eigenen Unzulänglichkeit und natürlich befand er sich nicht in der Position,
mit Theron über Frauen zu sprechen.
Mit Nico hatte er einfach viel zu großen Schaden angerichtet. Wo war sie
überhaupt? Seine Gedanken drifteten zu ihr und wie es ihr wohl gehen mochte. Er
hatte ihr sehr wehgetan. Würde sie ihn anhören, wenn er versuchte, sie um
Verzeihung zu bitten? Wollte sie überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben,
wenn sie wusste, dass es ihm schon wieder gut ging? Wenn sie fürchten musste,
dass er nicht anders war als gestern und die Tage davor? Er würde sich selbst
nicht glauben, wenn er sie davon zu überzeugen versuchte, es wäre etwas mit ihm
passiert. Etwas, das ihn geläutert hatte.
„Wenigstens beweist dein Reden, dass Astyanax’ kleiner
Hieb dir anscheinend doch einige verstopfte Hirnwindungen ordentlich
durchgepustet hat, Damon! In wie weit diese Behandlung Erfolg zeigen wird,
werden wir ja alle noch sehen! Und mach dir keine Sorgen wegen der Tri’Ora.
Seit Awendela in die Quadruga berufen wurde, war mir klar, dass dies ein
Zeichen für die anderen Schwestern sein wird. Sie kann als Vorbild dienen, dass
es einen Weg zurück gibt. Nicht jede wird gleich ihre Erfüllung finden, aber
vielleicht zögern sie nun weniger, unsere Hilfe anzunehmen! Das ist genau die
richtige Aufgabe für Catalina… Im Kampf muss sie sich kaum noch beweisen, aber
wir Anführer haben eben noch andere Aufgaben. Langweile ich dich etwa,
Bruder?“, fragte Theron spöttisch, als ihm der müde Zug um Damons Mund auffiel,
während er versuchte, seinen Ausführungen zu lauschen. Manchmal kam er sich ihm
gegenüber uralt vor, obwohl sie nur drei Jahrzehnte voneinander trennten.
Dem Vortrag, mit dem Theron ihm für seine Meinung die
Augen zu öffnen gedachte, lauschte er tatsächlich nur mit halbem Ohr.
„Was? Nein, ich hör dir zu!“ Wenigstens blieb ihm der Deckmantel der
Angeschlagenheit, als Theron ihn direkt darauf ansprach, ob er ihn langweile.
Seine Art, wenigstens im Ansatz Mitgefühl für jemanden zu zeigen, der
eigentlich noch eine ordentliche Tracht Prügel brauchte.
“Ich mache mir keine Sorgen um die Tri’Ora. Ich
versuche nur, ein bisschen netter als sonst zu sein, Theron. Cat wird schon
wissen, was zu tun ist. Awendela hat sicher auch nicht vor, sie im Stich zu
lassen. Das mit Nico muss ich allerdings selbst in die Hand nehmen“, murmelte
er und war im Begriff, sich aus dem Bett zu erheben. Eine andere Präsenz im
Raum ließ ihn allerdings inne halten. King war zurück.
„Tritt ruhig ein, King!“, forderte Ron den stillen
Chinesen auf, der leise geklopft hatte und nun in der Schwelle verharrte, um
die beiden Krieger nicht zu stören, die in ein ernstes Gespräch vertieft
schienen.
Der junge Mann hatte sich umgezogen und sah nun mehr aus wie der Shaolin-Mönch,
der er in seinem früheren Leben gewesen war. Er trug eine dunkelblaue
Baumwollkombination aus Schlupfhosen und halblangem Hemd, das mit silbernen
Knöpfen verschlossen wurde und er war barfuß. Seine Haare fielen schwer über
seine Schultern, da er den Zopf gelöst hatte, und trotzdem schaffte er es,
nicht weibisch auszusehen, obwohl seine Gesichtszüge fein gemeißelt waren, als
wären sie eigentlich für eine schöne Frau gezeichnet worden.
Genau diese Haarpracht machte den Unterschied. Die Shaolin trugen seines
Wissens geschorene Köpfe, als Zeichen von Demut und aus Praktikabilität. Theron
war sich aber sicher, dass King seine Haare durchaus auch als Waffe einsetzen
könnte.
Leise zog King die Tür ins Schloss und näherte sich
dem Lager des Genesenden, während er sein Gesicht mit seinen milchig trüben
Augen studierte. Dann lächelte er zufrieden.
„Guten Morgen, Ihr seid aufgewacht… Ich kann sehen, dass Eure Kräfte bald vollständig
zurückgekehrt sein werden. Stärker als zuvor… Eure Aura erstrahlt reiner, wenn
Ihr versteht“, erklärte er in sanften Worten, nachdem er sich kurz vor Damon
verneigt hatte.
Ron meinte, seine Gedanken lesen zu können oder hörte
er sie vielleicht tatsächlich?
Der Breed-Mann war der festen Überzeugung, dass die Magie der Sichel allein
nicht gewirkt hatte. Es war die Liebe einer Frau reinen Herzens gewesen, die
Damon vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Die Besitzerin der Zauberwaffe
bestimmte die Konsequenzen eines
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