Die Qualen der Sophora
Garaus zu machen, konnte er schnell auf das
Wirken der Sichel plädieren, die ihn wirres Zeug sprechen ließ. Dabei klangen
seine Überlegungen bezüglich der Tri’Ora gar nicht mal so wirr und waren auch
nicht so gemeint.
„Niemand will in ihre Fußstapfen treten. Es gibt nur
noch wenige Schwestern und diese würden sich wahrscheinlich mit Kusshand in
eine gute Verbindung begeben, statt weiterhin bis zum Sankt Nimmerleinstag das
Dasein einer Nonne zu fristen.“
Wieder einer dieser Blicke, die töten könnten und Damon ging lieber nicht
darauf ein, dass er durchaus ein oder zwei... oder drei Mal das Vergnügen mit
einer Tri’Ora gehabt hatte. Das stand hier auch gar nicht zur Debatte.
„Awendela war vielleicht ihre einzige Freundin. Nun
hat sie keine mehr und mit dem steigenden Verlust ihrer eigentlichen Aufgabe
nichts, wofür es sich lohnt, jede Nacht aufzustehen. Sie hat alles Weltliche
aufgegeben. Sie hat keinen nennenswerten Besitz. Nicht, dass ich das besonders
hervorheben möchte, aber es macht es irgendwie leichter zu verstehen, warum sie
hier herumschleicht und versucht, den Anschluss nicht zu verlieren. Sie hat
keinen Platz, wohin sie gehen könnte und heutzutage ist es wesentlich
schwieriger, eine neue Bestimmung zu finden als vor hundert Jahren. Sie würde
niemals darum bitten, aber ich denke, sie braucht unsere Hilfe.“
Okay, er sollte jetzt die Klappe halten und noch ein
klein wenig schlafen. Ron war sicher nicht interessiert an dem, was die Tri’Ora
durchmachte und welche Sorgen sie plagen könnten. Sie alle hatten zuweilen
schwierige Phasen durchlebt. Wenn sie deswegen aufgab, war das ihr Problem. Nur
fand Damon, dass man ihn dann genauso gut hätte aufgeben können, weil er
wiederholt versagte und das hatten sie nicht getan.
Ausgerechnet Damon wollte ihm sagen, wie man sich
anderen Menschen gegenüber zu verhalten hatte! Rons Blick wurde grimmig und
sein Mitstreiter verstand ihn auch ohne Worte. Oder auch nicht.
Er hatte sich einer Frau gegenüber niemals so grausam und abweisend verhalten
wie Damon, nachdem er auch ihr noch rücksichtslos ihre Unschuld geraubt hatte.
Hier ging es nicht um den Umgang mit einer ehemaligen Geliebten oder einer
Frau, die zu ihrem engsten Kreis gehörte. Die Tri’Ora war weder das eine noch
das andere und hätte sich anders verhalten müssen, wenn sie von ihm Beistand
erwartete. Sie kannte die Regeln im Vergleich zu Nicolasa, die man einfach in
ihre Welt geworfen hatte, ohne dass sie mit ihren Kräften oder den
Anforderungen, die man an sie stellte, zurecht kommen konnte. Die Tri'Ora hatte
nicht mehr und nicht weniger bekommen, als sie erwartet hatte. Theron gab den
meisten, was sie wollten, wenn sie nicht gerade heraus sagten, was ihnen
vorschwebte.
„Ich gehe davon aus, dass du dich mit solchen
Keuschheitsgelübden sehr gut auskennst, Damon! Das scheint ja eine deiner
Lieblingsbeschäftigungen geworden zu sein!“, erwiderte Ron trocken in
Anspielung darauf, dass auch Nicolasa ein solches Gelübde abgelegt hatte, von
dem er bestimmt gewusst hatte, weil das Mädchen in solchen Dingen sehr offen
war. Eigentlich viel zu vertrauensselig, obwohl sie doch über gute Antennen
verfügte. Hatten ihre Gefühle für Damon allein ihren Blick getrübt oder hatte
sie tatsächlich mehr in ihm gesehen?
„Mir ist ihr Problem durchaus bewusst, Damon, selbst
wenn du oder sie mich für einen gefühllosen Klotz halten mögt! Ich kann solche
Vorverurteilungen auf den Tod nicht ausstehen und du weißt das genau! Es hat
keinen Sinn, sich den Blick von Mitgefühl trüben zu lassen! Ich erkenne genau,
in welchem seelischen Zustand sie sich befindet, wenn sie sich mir gegenüber
praktisch bloßstellt. Ich bin nicht blind und schon gar nicht blöd! Die Tri’Ora
hat sich immer weiter von uns entfernt und keinen unserer Versuche, von denen
du wahrscheinlich nicht unbedingt etwas mitbekommen hast, da du ja anderweitig beschäftigt
warst, akzeptiert, ihnen einen Weg aus der Misere zu weisen. Wenn es diese
Schwester für nötig befindet, zuerst schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen
aufzukommen, dann werde ich ihren Fall garantiert nicht aufhalten. Manchmal
muss es eben wehtun, nicht wahr Damon?!“
Therons Blick bohrte sich in Damons noch vom Schlaf
umflorte Augen, der seine Anspielungen durchaus verstand, weil sein Verstand
nicht mehr von irgendwelchen Dummheiten benebelt war, wenn man es salopp
ausdrücken mochte.
Damon unterdrückte ein Husten. Warum hatte er
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