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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nicht weiter darüber nach, wer es
sein könnte. Geister klingelten schließlich nicht. Vielleicht ein Nachbar, der
ihre Hilfe brauchte.
    „BABU?!“, rief Nico ungläubig aus und ein
hoffnungsvolles Strahlen erhellte ihr blasses Gesicht, nachdem sie die Tür
geöffnet hatte und die stolze Gestalt ihres Vaters im Flur erblickte. Sie war
so glücklich, ihn zu sehen, dass sie ihn gar nicht richtig ansah, sondern einfach
auf ihn zuging und ihre Arme um seinen Hals schlang, wobei ihr einige Details
entgingen, die sie sonst auf das höchste alarmiert hätten.
    „ No, Nico! Dejame* !
Argh!“, stöhnte ihr Vater und sie ließ beunruhigt los, weil er ein unheimliches
Geräusch machte, das sich wie das Knurren eines Tieres anhörte. Dann stieg ein
modriger Geruch in ihre Nase, der ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Ihr
Vater hatte inzwischen seine Arme um sie geschlungen und seine Finger bohrten
sich unnachgiebig in ihren Rücken, so dass sie leise aufstöhnte. (*Nein, Nico,
lass mich!)
    „Babu?!“, flüsterte sie fassungslos und sah ängstlich
zu ihm auf direkt in seine blutunterlaufenen Augen, die gerade gierig
aufblitzten, weil sein Blick auf ihre wild pochende Halsvene fixiert war.
Dann lag er auch schon vor ihr auf den Knien und wand sich, als hätte er
Krämpfe.
Mélusina war mit einem wütenden Aufschrei in sie gefahren und hatte sie dazu
veranlasst, sich zur Wehr zu setzen, doch Nico drängte sie wieder heraus. Das
hier war ihr Vater. Mit ihm stimmte etwas nicht. Etwas furchtbar Schreckliches
war passiert!
    Sie versuchte, ihn über die Schwelle der Wohnung zu
ziehen, doch sie hatte vergessen, dass sie gegen übersinnliche Eindringlinge
abgesichert war. Sie fügte ihrem Vater nur weitere Schmerzen zu und diesmal
konnte sie die Fangzähne sehen, weil er sie aggressiv anfauchte und sie wie ein
Tier bleckte. Nico brach in Tränen aus, als ihr klar wurde, was man ihm angetan
hatte.
    „Es tut mir so leid, Babu! Es ist alles meine
Schuld!“, schluchzte sie verzweifelt und kauerte sich neben ihm auf den Boden,
obwohl er gerade eine große Gefahr für sie darstellte.
    Man hatte ihn hergeschickt,
damit er sie tötete, daran gab es nicht den geringsten Zweifel.
    „ No … Nicht… Geh
weg, mi hija! Ich kann mich nicht mehr lange… gegen den
Blutdurst wehren… Bring dich in Sicherheit!“, brachte ihr Vater mit abgehackter
Stimme hervor, während er sich immer wieder unter heftigen Krämpfen wand und
dabei ihren Unterarm so fest packte, dass Nico vor Schmerzen aufschrie, weil er
dabei noch weniger Rücksicht nahm als Astyanax.
    Mélusina verlangte von ihr, dass sie die Warrior
sofort alarmieren sollte, doch sie wollte das auf keinen Fall. Es war ihr Vater
und ihre Aufgabe, ihm zu helfen. Sie wusste, dass es noch Rettung gab, aber sie
war sich nicht sicher, ob man sie ihrem Vater gewähren würde. Sie konnte es nur
selbst tun, wenn sie sicher gehen wollte, dass sie den einzigen Menschen, der
sie über alles liebte, nicht verlieren wollte. Sie durfte keine Zeit verlieren
und begann damit, den Schutz ihrer Wohnung vorübergehend aufzulösen, damit sie
ihren Vater über die Schwelle schaffen konnte.
     
    Einige Zeit später
    Nico hatte das Haus im Morgengrauen verlassen. Dabei
hatte sie nicht den Haupteingang benutzt, damit die Enforcer, die auf sie
aufpassten, nicht bemerkten, dass sie wegging. Sie passte genau den Augenblick
ab, an dem die Wachablösung nach dem Sonnenaufgang stattfinden würde. Nico
wusste genau, dass sie nicht besonders aufmerksam sein würden, weil sie sich
bisher vollkommen unauffällig und kooperativ verhalten hatte.
Nico hatte den festen Entschluss gefasst, den Immaculate für immer den Rücken
zu kehren. Sie würde niemals mit der Schuld leben können, für Damons Tod die
Verantwortung zu tragen. Catalina brauchte sie nicht länger, sie hatte ihre
Pflicht ihr gegenüber erfüllt. Alles andere würde sie von Nathan und Wendy
bekommen. Sie hatte eine Familie, die sie umsorgen und unterstützen würde.
    Wäre ich nur niemals nach
New York gekommen!
    Die Straßen der schicken Wohngegend waren noch
verlassen, als Nico aus dem entwendeten Sportwagen (der Damon gehörte) stieg,
um auf den Haupteingang des viktorianisch anmutenden Gebäudes zu zugehen, wo
sie die Stufen nach oben nahm, als lastete ein zentnerschweres Gewicht auf
ihren schmalen Schultern. Sie klingelte und wartete eine Weile, bis endlich
jemand die Tür öffnete. Ein blasser, junger Mann, der sich in dem Schatten
hinter der Tür

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