Die Qualen der Sophora
gezwungen. Futter für die
Kanonen der Gegner.
Sein Glück war seine
Unsterblichkeit. Ihm war es egal, wie viele Kugeln auf die Deckplanken
einprasselten. Er war immun dagegen und solange keine Barbaren mit ihren
Krummsäbeln auf ihn einhackten, war alles in Ordnung. So sehr, dass er förmlich
darauf brannte, wieder und wieder zwischen die Fronten zu geraten. Und am
allerliebsten geriet er in Gefahr durch eine schöne Frau, die ihn gleichermaßen
wie er sie in einen wahren Schwall von Leidenschaft versetzen konnte. Es gab
eine Zeit des Krieges und eine Zeit dieses Friedens.
Warum sollte man nicht beides bis zur Neige auskosten?
Auch diesmal hatte er ein
Mädchen an der Hand, die er mit geschickt formulierten Liebesbekundungen und
Treueschwüren durch die Beete führte. Hinein in den Wald, wo sie ihre Liebe zu
ihm so laut hinausschreien konnte, ohne dass ihr Vater, der Commodore Villefort
oder seine Mutter, die zuweilen sehr schwermütig wirkende und keine Fehltritte
tolerierende Lady Imogen, etwas davon ahnen würden. Nun ja, der Commodore würde
wohl der einzige sein, der ahnungslos blieb. Lady Imogen war leider mit
Fähigkeiten gesegnet, die ihrem Sohn manchmal den letzten Nerv raubten. Seiner
Mutter gegenüber jedoch ausfallend zu werden, war nicht sonderlich tragbar für
das allgemeine Wohlbefinden. Also hatte er im Nachhinein jedwede Art von
Bestrafung anzunehmen. Groß würde diese sowieso nicht ausfallen.
Kadett Damon Archer würde
morgen das elterliche Anwesen in Begleitung des Commodores verlassen. Er war
für dessen Kartensatz verantwortlich und für die goldenen Instrumente, mit
denen sein Vorgesetzter die Sunburn auf Kurs der CAPTAIN bringen würde, die
derzeit im Mittelmeer kreuzte. Lord Nelson brannte darauf, sich als frisch
promovierter Commodore mit dem älteren Amtsinhaber austauschen zu können. Somit
hatte er es zumindest eine Karrierestufe höher geschafft, die ihn von den
anderen 300 Besatzungsmitgliedern der Fregatte unterschied, mit denen er Rum
und Zwieback teilte. Halten würde sein neuer Status nur für ein oder zwei Tage.
Sobald ihm der Commodore befahl, dessen Stiefel zu putzen, war Damon raus aus
dem Spiel. Er putzte ja nicht einmal seine eigenen und hatte auch dafür schon
sehr oft Bestrafungen einstecken müssen, die ihn keineswegs eines Besseren
belehrten.
Damon zog Valerie, die gerade einmal
sechzehn Jahre alte Tochter seines Vorgesetzten, zwischen dornigen
Brombeersträuchern und anderen Ziergehölzen vorbei, die seine Mutter genauso
liebte wie ihre kostbaren Jagdvögel, allerdings nicht mehr eigene Pflege
zukommen ließ als ihrem Mann. Wozu gab es Angestellte und Aubrey hatte ihr nie
die wahre Liebe ersetzen können, die ihr genommen worden war.
Damons Amme war eine wahre
Plaudertasche gewesen und sie hatte jede Gute-Nacht-Geschichte für ihn mit
mittelalterlichen Sagen gefüllt. Ihr Geist schien noch immer durch die zugigen
Zimmer von Melton zu spuken und vom schwarzen Ritter zu flüstern, vor dem sich
Damon als kleiner Junge immer bis ins Mark gegruselt hatte. Im Nähzimmer seiner
Mutter hing ein goldgerahmtes Gemälde, das eine Schlachtenszene darstellte, auf
dem angeblich Mordred höchst selbst mit dem Kopf eines Feindes in der Hand und
blutverschmiertem Gesicht Fangzähne bleckend zu sehen war.
Damon konnte darüber nur
verwundert die Nase rümpfen. Er an Aubreys Stelle hätte eine solche
Vergötterung, die einem Toten galt, niemals durchgehen lassen, wenn er der Mann
im Haus gewesen wäre. Aber das mussten die beiden unter sich ausmachen und
Damon hatte immer noch zu lernen, dass in den Kreisen der Immaculates die
Frauen das Sagen hatten. Selbst dann, wenn sie nicht in den Krieg zogen und dem
Vaterland dienten oder fettwanstigen Admirälen den Hintern puderten, um ihnen
Aufträge zu entlocken.
Hier im Wald hatte er das
Sagen. Schwer atmend lehnte sich Valerie, deren Schönheit auf der gesamten
Insel bekannt war, gegen einen alten Baum, dessen Rinde bereits zu bröckeln
begann und beim nächsten herbstlichen Sturm garantiert fallen würde.
„Liebst du mich, Damon?“,
fragte sie hoffnungsvoll und versuchte, seinen massiven, leicht vom Wein
benebelten Körper ein Stück von sich fern zu halten.
„Sicher!“, murmelte Damon
knapp und versuchte, Valeries Hände fortzuschieben, um sein Gesicht an ihr
üppiges Dekolleté pressen zu können.
Leider war ihr weißes
Seidenkleid viel zu hoch geschlossen. Man bekam viel zu wenig Haut zu sehen und
anzufassen. Überall Stoff,
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