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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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kümmern würde, bevor sie wieder in ihr
Zimmer kommen würde.
     
     
    Oben in Nicos Zimmer
    Sie hätte am liebsten den Mantel fest gehalten, der
sie die ganze Zeit gewärmt hatte, doch man hatte sie im Bad auf ihre Beine
abgestellt, wo ein jemand Wasser in die Wanne gelassen hatte. Sie hörte, wie
King und Jackie sich leise flüsternd miteinander unterhielten, als würden sie Konzil
wie die Ärzte im Krankenhaus abhalten, doch sie dachte nicht weiter darüber
nach, wer sie in das warme Wasser tauchte.
Sie schloss die Augen und ließ es einfach mit sich machen, weil sie keine Kraft
hatte, die Leute aus dem Bad zu schicken und nicht sicher war, ob sie sich
selbst versorgen könnte. Ein weicher Schwamm glitt mit großer Behutsamkeit über
ihre sich nur langsam erwärmende Haut.
    Zarte Fingerspitzen tasteten ihren Wangenknochen ab,
der jedoch bestimmt nicht gebrochen war, dann hätte sie viel schlimmere
Schmerzen. Es war nur eine sehr heftige Ohrfeige gewesen. Irgendwann wurde sie
aus dem Wasser gehoben und mit weichen Handtüchern abgetrocknet, um dann auf
einen kleinen Schemel gedrückt zu werden, wo sich King vor sie kniete und ihre
Handgelenke mit etwas einrieb, das nach Kräutern duftete, nachdem Jackie die
Einstiche der Dornen mit ihrem Speichel verschlossen hatte. Man half ihr ein
leichtes Nachthemd aus weißer Baumwolle überzuziehen, dann wurde sie
hochgehoben und nach nebenan in das Schlafzimmer getragen, das ihr gehörte,
wenn sie im Castle zu Besuch war.
    Sie war furchtbar schläfrig, nachdem der erste Schock
abgeklungen war. Das warme Wasser hatte noch das Gefühl verstärkt, in Watte
gepackt zu sein. Seidenweiche Laken deckten sie zu und ihr Kopf sank in das
Daunenkissen, wo ihre schweren Lider schon zufielen, noch bevor man die Decke
um sie herum fest gesteckt hatte.
Sie hörte noch kurz das leise Gemurmel ihrer Helfer, dann war sie wegen
völliger Erschöpfung eingeschlafen.
     
    Damon saß die ganze Zeit steif und stillschweigend bei
Nico, sein Gesicht wirkte entrückt, als befände er sich gerade nicht in dieser
Welt oder in dieser Zeit…
     

7. Memoiren eines frivolen Geistes
     
    Melton Hall, Isle of
Wight, 1795
    Hell schien der Vollmond in
jener verhängnisvollen Nacht über dem herrschaftlichen, elisabethanischen
Anwesen der Archers. Es war ein wunderschöner, klarer Tag gewesen. Man hatte
Fasane und Wildgänse gejagt. Noch deutete nichts auf den Sturm hin, der sich
drei Jahre später anschicken würde über die Insel zu toben und deren Bewohner
glauben zu machen, es würde kein Morgen mehr geben. Die See war ruhig und der
Feind fern. Es gab eine Festlichkeit zu Ehren anwesender hochrangiger
Gentlemen, die morgen schon in Richtung Portsmouth abreisen würden, um an Bord
eines gigantischen Schiffes Dienst am Vaterland gegen die Spanier zu tun.
    Lord Aubrey hatte die
anwesenden Generäle mit neuen Uniformen ausgestattet. Nicht ohne die leise
Hoffnung, dass sich sein Sohn ein Beispiel daran nehmen und seine Karriere bei
dem schmucken Anblick der hochdekorierten Herren nun ebenfalls etwas
vorantreiben würde, statt sich weiterhin dem Müßiggang hinzugeben, den er seit
nunmehr hundert Jahren frönte.
    Es gab gutes Essen und lang
gehorteter, gereifter Wein floss in Strömen. Nun wurde ausgelassen im großen
Salon getanzt. Freunde des Gastgebers hatten keine Kosten und Mühen gescheut,
begabte Künstler für eine musikalische Untermalung anreisen zu lassen, die
sonst nur König George III. zuteilwurde. Man unterhielt sich bestens. Im
kleinen Salon spielte man Karten und setzte Pennybeträge an den blank polierten
Kirschholztischchen, an denen Lady Imogen sonst zum Nachmittagstee die alten
Runen zu legen pflegte, um Nachbarinnen ihr Schicksal vorherzusagen. Alle waren
beschäftigt.
    Die ideale Gelegenheit für
ein kleines Stelldichein in der zum Haus dazugehörigen weitläufigen
Gartenanlage. Damon Archer, seines Zeichens nur Sohn des Hauses und Angehöriger
der Royal Navy ohne größere Bedeutung oder Rang, jedoch durch seine Mutter und
deren Ehemann, Lord Aubrey, sehr vermögend und charmant, liebte solche
Gelegenheiten.
    Er war von Natur aus faul,
hatte kein Interesse daran, sich eine lebensfüllende Aufgabe zu suchen, da er
ja noch mindestens 5 Dekaden Zeit haben würde, erwachsen und ernst zu werden
und lebte von einen Tag auf den anderen. Die Marine war Imogens Idee gewesen.
Jeder junge Engländer, der etwas auf sich hielt, ging zur Armee. Der Rest
wurde, wie Damon bald schon festgestellt hatte,

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