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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Präsenz hatte sie mit
Schaudern erfüllt. Aber sobald er von Damon gesprochen hatte, konnte sie sich
einfach nicht mehr entziehen. Selbst wenn er sich über ihre Gefühle lustig
machte, hatte er sie damals als einziger anerkannt.
Und nun wusste es jeder. Auch Damon. Ein beinahe unerträglicher Gedanke.
    „Wozu habt ihr mich zurück geholt?!“, brach die
Verzweiflung unvermittelt aus Nico aus und sie hob den anklagenden aber
tränenverhangenen Blick zu Damon an, der nun mal der einzige Anwesende war.
„Theron wollte wissen, warum… ausgerechnet Sterling?! Ich wusste, er ist
gewissenlos genug, die Sache ohne jegliche Gefühle hinter sich zu bringen! Ich
bin ihm völlig gleichgültig und egal, was er mit mir gemacht hätte, es wäre mir
egal gewesen! Er kann mir niemals das antun, …was ich mir selbst angetan habe.
Die Umwandlung war dabei nur insoweit wichtig, dass es um meinen Vater ging,
sonst hätte ich es nicht riskiert. Der Gedanke, danach frei zu sein, war
einfach zu verlockend…“
    Sie lachte bitter auf, weil sie nun mehr denn je eine
Gefangene war. Sie schuldete den Immaculate das Leben ihres Vaters. Es kostete
sie ihr Herz und ihre Freiheit, das war das einzige, was sie zu bieten hatte.
Nico stellte das Glas mit erstaunlich ruhiger Hand zurück auf den Nachttisch,
wobei sie Damons Blick trotzig standhielt.
Er würde es sowieso erfahren, da die Krieger keine Ruhe geben würden, bis sie
alles aus ihr herausgeholt hatten. Ihm gegenüber zu gestehen, würde das
Schlimmste sein, alles andere würde sie eben hinter sich bringen.
Wenn sie alle genug enttäuscht hatte, würden sie sie dann vielleicht endgültig
in Ruhe lassen.
     
    „Hör auf damit!“
Damon wurde nicht laut und sagte auch sonst kein Wort. Er erwiderte einfach nur
ihren trotzigen Blick, mit dem sie ihm zu verstehen geben wollte, wunderbar
allein zurechtzukommen. Er verstand, dass sie ohne ihn zurecht kommen würde, aber niemals allein.
Sie hätte ebenfalls einen sehr hohen Preis für diese angebliche Freiheit
bezahlt, die sie sich von Sterling versprochen hatte. Danach wäre sie für immer
seine Gefangene gewesen, selbst wenn die Fesseln schon längst von ihren
Handgelenken gelöst worden waren.
    „Ich war nie wütend auf dich!“, fuhr er nach einem
Moment des Schweigens fort und senkte als Erster seinen Blick auf das
Wasserglas, das zurück auf dem Nachttisch stand.
    „Ich werde nur wütend, wenn du dir die Schuld für mein
Verhalten gibst. Du trägst weder dafür noch für den Angriff gestern Abend die
Verantwortung. Es war nötig.“
    Damon sah wieder auf und nickte zusätzlich zu seinen
Worten, um deren Ernsthaftigkeit zu unterstreichen.
„Es ist egal, wer dir auf der Noctis Transitus übel mitgespielt hat oder nicht.
Selbst wenn Edward nicht da gewesen wäre und du dich mir aus freien Stücken
angeboten hättest, hätte ich Nein sagen müssen. Du bist Catalinas Sophora.
Etwas Besonderes. Eine Person, die in der Wichtigkeit ihrer Aufgaben und ihrer
Stellung höchste Ehrung verdient. Noch dazu eine Kriegerin mit einem Platz in
der Quadruga. Ich selbst bin nur einer von Sieben und noch dazu einer, der
seine Aufgaben gänzlich verfehlt hat. Astyanax hat nur das getan, was ich
gebraucht habe, um wieder auf den rechten Weg zu kommen, Nicolasa. Dich trifft
nicht die geringste Schuld.“
    Das würde sie ihm nicht glauben. Nicht, nachdem er ihr
so viele furchtbare Dinge an den Kopf geworfen und mit Freuden ihre geschundene
Seele mit Zweifeln genährt hatte. Also glitt er vom Stuhl herunter, um vor ihr
mit ehrfürchtig gesenktem Haupt auf dem Boden zu knien.
    „Ihr wart für mich nie eine Enttäuschung, Sophora. Im
Gegenteil, meine Seele ist dunkel und von Egoismus und finsteren Gedanken der
Vergangenheit zerfressen. Euer Mut und Eure Beständigkeit darin, das Gute zu
sehen und fest daran zu glauben, haben mich von Anfang an beeindruckt. Ihr wart
mir immer ein Licht in der Dunkelheit meines Seins und ich würde mir nichts
sehnlicher wünschen, als das Ihr wieder für mich scheint, Nicolasa. All die
bösen Worte, die ich Euch an den Kopf warf, all die Dinge, die ich Euch antat.
Ich vermag es nicht wieder gut zu machen. Wenn es wirklich Euer Wunsch ist,
allein und frei zu sein, dann sei es so. Ich werde Euch gehen lassen, wohin es
Euch beliebt, doch lasst mich Euch vorher sagen, dass...“
    Damon hob den Blick und sie konnte sehen, dass während
er seine Respektsbekundung ihr gegenüber aussprach, ebenfalls Tränen in seine
Augen traten. Das

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