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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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um es bei
ihrer Pflege bequemer zu haben.
    „Hat...er...auch...getötet?“
    Damon nickte stumm und legte
seine breite Hand über ihre noch zarter gewordenen, fast durchscheinenden
Fingerglieder. Valerie zog sie nicht fort. Die
Wärme, die er ihr spendete, tat ihr gut. Es gab ihr Kraft, obwohl sie schon
längst keine mehr zu haben glaubte. Sie war am Ende und wenn er endlich ehrlich
zu ihr und mit sich selbst war, würde er das begreifen.
    „Dann...hat er...den
Tod...verdient, nicht...wahr?!“ Der Druck seiner Hand auf ihre Finger
verstärkte sich. Er nickte wieder. Valerie schloss erschöpft die Augen.
    „Gut!...Ich...auch...“ Sie
war bereit, ihm zu verzeihen und zu glauben, er hätte jedes Recht gehabt, diesen
Mord zu begehen. Und jetzt war sie müde. Unendlich müde. Ihre Hand erschlaffte
unter seiner und sie drehte sich zurück auf den Rücken, da sie so leichter
atmen und besser einschlafen konnte.
    „Ich...liebe...dich...“,
wisperte sie ihre letzten Worte, ohne noch einmal die Augen zu öffnen und ihm
richtig Lebewohl zu sagen. Sie hatte versäumt, zur rechten Zeit Fragen zu
stellen und nun war er ihr keine Rechenschaft mehr schuldig.
    Valerie war bereit gewesen zu gehen
und mehr tot als lebendig gewesen, als Damon sie erneut in seine Arme riss, das
Band am Kragen ihres Nachthemds aufzog und ihren Hals entblößte. Er konnte und
wollte sie nicht sterben sehen. Sie bedeutete ihm alles. Sie könnte seine
Soulmate sein. Die Frau, auf die er sein ganzes Leben lang gewartet hatte. Valerie gab ihm Frieden. Was würde
er ohne sie sein? – Nichts. Ohne sie hatte sein Leben keinen Sinn mehr. Es würde
genauso leer sein, wie in all den rastlosen Jahren davor.
    Seine Fangzähne bohrten sich
in ihre fiebrig heiße Haut. Ihr Blut schmeckte verdorben und bitter. Es kostete
ihn sehr viel, es zu schlucken. Eigentlich war es schon längst zu spät, sie
umzuwandeln. Der nahe Tod hatte alles Lebendige von ihr geraubt. Nicht einmal
ihr Teint wurde blasser, als er ihr Lebenssaft aussaugte. Die Krankheit in ihr
ließ keinen Platz für weitere Abstufungen und er musste all sein Gefühl
aufbringen, abzuschätzen, wie viel er nehmen durfte. Am Rande des Erbrechens
ließ er von ihr ab. Die Punktierungen an ihrem Hals stachen grotesk schwarzrot
von der bleichen Haut ab. Sie lag da wie tot und hätte er sich nur einen Moment
damit aufgehalten, ihren Puls zu fühlen, hätte er festgestellt, dass es keinen
mehr gab. Er zerbiss sich das Handgelenk und hielt es seiner
Frau an die Lippen. Schweigend, aber seine Gedanken in seiner Verzweiflung, sie
nicht gehen lassen zu wollen, ganz auf sie fokussierend. Sie trank
nicht. Das Großteil seines Blutes sickerte in die Kissen rund um ihren Kopf,
verunreinigte ihr Haar und ihr Gesicht. Er teilte ihren noch nachgiebigen Mund
mit der freien Hand und zwang die eigentlich Tote so, sein Blut
in sich aufzunehmen.
    „Es funktioniert nicht!...
ES FUNKTIONIERT NICHT!“ Eiskalte Panik ergriff ihn und nachdem Schwäche
aufgrund des Blutverlusts ebenfalls seinen Körper erfasste, hätte er eigentlich
wissen müssen, dass sie nicht zu ihm zurückkehren würde. Das Hausmädchen kehrte mit frischem Wasser und neuen
Tüchern zurück. Sie schrie markerschütternd, als sie sah, was Master Damon da
mit seiner Frau tat. Imogen kam augenblicklich herbei, eilte über die Trümmer
des fallengelassenen Porzellans und der Wasserpfütze hinweg an Damons Seite und riss
ihn von Valerie fort.
    „WAS TUST DU DA?!“,
herrschte sie ihn an. Ebenfalls entsetzt und nicht willens zu glauben, dass ihr
Sohn sich mit seiner allerersten Umwandlung an einer gewöhnlichen Sterblichen
versuchte.
    „Hilf ihr!“, schluchzte er
und ging vor seiner Mutter auf die Knie, um sich an ihren Rock zu klammern und
darum zu betteln, seine Frau zurückzuholen.
    „Bitte, bitte, hilf ihr! Ich
will sie nicht verlieren.“
    Um der Sache Genüge zu tun
und ihrem einzigen Sohn nicht noch mehr Kummer zu bereiten, hatte sich Imogen
über das Krankenbett gebeugt und so getan, als würde sie sich kümmern. Es war
offensichtlich, dass man der Armen nicht mehr helfen konnte. Ein Leben als Lost
Soul an Damons Seite war sowieso undenkbar.
    „Tut mir leid.“ , flüsterte
sie und hatte wenigstens den Anstand, ein paar Tränen für ihre Schwiegertochter
zu vergießen, deren Ende eines Tages so oder so viel zu früh gekommen wäre.
    „NEIN!“, schrie er außer
sich vor Gram und Trauer.
    „NEIN! DU KANNST DAS! DU
KANNST DAS!“ Im nächsten Augenblick

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