Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
Brennen kam nun nicht mehr allein von der hereinscheinenden
Sonne. Noch mochte sie sich wie ein Vogel im Käfig fühlen, den er beinahe hatte
verhungern lassen, um sie aus Grausamkeit schöner zwitschern zu hören, doch
ihre Freiheit stand unmittelbar bevor und sie wussten beide, dass dieser Käfig
eigentlich niemals verschlossen gewesen war. Keiner der Immaculates würde sie
je gegen ihren absoluten Willen festhalten. Niemals.
    „Ich kann dich nicht gehen lassen, Sophora. Wir sind
füreinander bestimmt. Du bist diejenige, auf die ich mein Leben lang gewartet
habe. Meine Soulmate. Ich weiß, dass du etwas für mich empfindest und ich weiß,
dass ich alles daran gesetzt habe, diese Empfindungen zu zerstören. Es tut mir
leid. Mehr als ich sagen kann, Nico. Ich wünschte, wir könnten noch einmal neu
anfangen. Ich weiß, das ist unmöglich und ich fürchte mich ehrlich gesagt
davor. Du bist die Stärkere von uns beiden. Schon immer gewesen. Es ist schon
richtig, dass ich nur einer von Sieben bin und nichts Besonderes. Du bist nicht
die Erste, bei der ich versage. Es ist eben sehr leicht, Verantwortung von sich
zu schieben. Viel leichter, als welche zu übernehmen. Du kannst sagen, was du
willst, aber du würdest nie einfach vor irgendetwas davonlaufen, auch wenn du
mich das jetzt glauben machen willst. Du hättest vielleicht deine Zeit für dich
gebraucht und brauchst sie noch, aber du wärst zurückgekommen und das macht
dich zu dem, was mir fehlt. Lehr mich, Verantwortung zu übernehmen, Nico. Lehr
mich, für dich und die anderen da zu sein. Zeig mir, wie das geht, jemanden
ohne Wenn und Aber zu lieben. Lass mich ein Teil von dir sein und dir zeigen,
dass immer noch der Chief Archer in mir steckt, den du draußen auf der Straße
vor dem brennenden Haus kennen gelernt hast.“
    Er wagte nicht, ihre Hand zu nehmen oder Nico sonst
wie zu berühren. Er würde sie nie wieder mit irgendwelchen Gesten bedrängen
oder zu etwas verführen, das sie nicht wollte. Er würde ihr zeigen, wie stark
er sein konnte, wenn sie bereit war, ihm noch eine Chance zu geben. Er wollte
ihr Freund sein, ihr Gefährte und es tat sehr weh zu wissen, diese Tatsache zu
spät eingestanden zu haben.
     
    Nicos Aufbegehren fiel sehr schnell in sich zusammen.
Es war nicht ihre Art, aufbrausend zu werden. Sie wusste einfach nicht, wie sie
mit heiler Haut davon kommen sollte, wenn ihr Innerstes schon in Flammen stand.
Seine nächsten Worte schienen von weit her zu kommen, als hörte sie sie wie in
einer ihrer Visionen. Träumte sie? Gaukelte ihr Unterbewusstsein das vor, was
sie sich insgeheim wünschte?
    „Damon, was redest du da?“, fragte sie fassungslos,
dass sie aus seinem Mund solche Worte hörte.
Sie schlug die Decke zurück und rutschte auf Knien an den Rand des Bettes, ohne
ihn aus ihrem ungläubigen Blick zu lassen, als könnte er sich jede Sekunde in
Luft auflösen. Sie streckte die nun leicht zitternde Hand aus und berührte
vorsichtig mit den Fingerspitzen seine Wange. Sie spürte seine Wärme, die ihren
Arm hinauf zu kriechen schien und eine Antwort in ihren brennenden Wangen fand.
Das Glänzen seiner Augen verfehlte seine Wirkung auf sie nicht, es war nur
intensiver, weil er sie noch nie so angesehen hatte. Ihm so nah zu sein, ihn so
zu spüren, war beinahe zu viel für sie.
    Nico wünschte sich, er wäre nicht so makellos schön,
dass es ihr beinahe das Herz zerriss, weil sie bisher gedacht hatte, sich in
der Tiefe dieser Makellosigkeit zu täuschen.
Er war so, wie sie ihn mit rußverschmiertem Gesicht kennen gelernt hatte, ohne
sein Äußeres in Betracht zu ziehen. Aber sie war auch nur eine schwache Frau,
die davon angesprochen wurde...
Eine kleine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel, sie galt gleichermaßen dem
Verlust ihrer Unschuld wie dem des kleinen Mädchens, das sie gemeinsam zu
retten versucht hatten.
    „Ich würde dir so gern glauben… Aber der Zauber der
Sichel wird bestimmt verfliegen… Du brauchst mich nicht, um der zu sein, der du
wirklich bist! Ich glaube an dich, ich täusche mich selten in solchen Dingen…
Nenn es den Fluch meiner Begabung. Du musst es nur zulassen, Damon! Die Angst
und das befremdende Gefühl werden schnell vergehen… Ich kann mich dieser Züge,
die du aufgezählt hast nicht rühmen, sie wurden mir in die Wiege gelegt und von
meinem Vater und Mélusina kultiviert. Ich musste nicht dafür kämpfen, so wie du
das tun wirst. Du hast schon so viel geleistet als einer der Sieben! Ist es
wirklich

Weitere Kostenlose Bücher