Die Qualen der Sophora
verlieren.“ Damon sprach immer
leiser, weil es das erste Mal war, dass er offen über die Gefühle sprach, über
die er sonst mit niemanden ein Wort verlor oder einfach herunterspielte.
„Sie war ein Mensch. Sie war die Erste, die versucht
hat, mich zu bessern. Allerdings auch zu verändern, wie mir im Nachhinein
bewusst wurde. Sie hätte das Leben, das ich führe, niemals akzeptieren können.
Damit meine ich nicht meine Affären. Die gab es nie, während ich mit ihr zusammen
war und auch danach hielt ich eine ganze Weile lang Abstand zu den Frauen. Sie
hätte nie mit meinem Status als Krieger leben können, der erst nach unserer
gemeinsamen Zeit kam. Sie hat mich ein einziges Mal beim Töten gesehen und
keine Erklärung der Welt hätte ihr die Angst, die sie danach vor mir empfand,
nehmen können.“
Ganz bewusst sprach er von Valerie weiterhin in der
Vergangenheitsform. Sie hatten nichts mehr gemeinsam und das würde so bleiben.
Nico konnte sie tatsächlich nur deswegen gesehen haben, weil sie einmal mit ihm
verbunden gewesen war und am Tag der Besprechung aufgrund aufsteigender
Erinnerungen wieder zu präsent. Das gab ihm nur weiter zu denken und einen
Aufschluss darauf, wie tief die Sophora und er bereits verbunden sein könnten,
sah sie doch die Bilder und Visionen nicht von ungefähr, sondern immer mit
einer tieferen Bedeutung.
„Mein Durst war unerträglich. Dein Blut... ich
fürchte, es hat auf mich so in etwa gewirkt wie Edwards Stimme auf dich. Ich
wollte unbedingt mehr davon, aber du bist sterblich und ich hätte dich wohl
getötet, wenn nicht immer jemand im rechten Moment dazwischen gegangen wäre.
Nicht absichtlich natürlich aber aus Gier. Ich konnte seit der Noctis nicht
mehr essen, nicht mehr schlafen und das Plasma half mir nicht weiter. Da ich
fürchtete, dir zu schaden und es ganz bestimmt getan hätte, musste ich dich
immer wieder von mir stoßen. Ich wollte nicht riskieren, wieder vor einer
Umwandlung zu stehen und diese nicht zu Ende bringen zu können. Du hast mich
nie zu etwas gezwungen, Nicolasa. Hätte ich nicht so viel Angst davor, wäre ich
schon längst auf die Idee gekommen, dir zu helfen. Ohne dir wehzutun und dir
das Herz herauszureißen.“
Für eine Lost Soul gab es an der Seite eines Kriegers keine Zukunft. Nico war
mit den Regeln und der Biologie der Immaculates vertraut. Dazu musste sich
Damon nicht weiter erklären. Sie würde ohne Worte verstehen, wie die Sache
ausgegangen war.
„Ich war verzweifelt. Ich habe meine Brüder in Gefahr
gebracht und mich gleich mit dazu. Meinen Tod könnte ich bedingungslos in Kauf
nehmen, aber wenn einem der anderen oder dir durch mich ernsthaft etwas
passiert wäre, das hätte ich nicht verkraftet. Ich mag dir töricht und
leichtlebig erscheinen, aber auch ich habe durchaus lichte Momente. Außer in
den letzten Tagen und Nächten. Jedes Mal, wenn wir uns zum Training getroffen
hatten, war ich froh, dich losgeworden zu sein. Wie gesagt, ich hätte dich
töten können und der Hunger machte mich rasend. Ich wollte mehr von deinem
Blut, mehr von dir und dieser atemberaubenden bitteren Süße, die von dir
ausgeht. Du hast ein magisches Wesen. Du bist wunderschön und ich wollte dich
mit Haut und Haaren besitzen. Auffressen, wenn du es so willst. Das waren meine
Gefühle für dich. Ich wollte, dass du mein bist. Ich hatte tatsächlich das
Bedürfnis, dich wie Edward in irgendeinen Keller einzusperren und über dich zu
verfügen, wie mir eben danach war. Solange bis jeder Tropfen deines Blutes von
mir aufgeleckt ist. Ich war und bin gefährlich für dich. Wenn du auch nur in
Erwägung ziehst, mich trotz allem als deinen Soulmate in Betracht zu ziehen,
kann das wieder passieren. Diese Raserei, diese Rastlosigkeit. Dieses
unglaubliche Gefühl, nicht genug von dir zu bekommen, obwohl wir bereits Bett
und Blut teilen. Das kann nicht richtig sein. Nicht bei so einer zarten Person
wie dir, der ich nur genauso wehtun würde wie Valerie. Nein, schlimmer noch.
Valerie kennt mich nicht als unsterblichen Krieger. Die Sichel scheint das
alles für diesen Moment ausgelöscht zu haben. Ich begehre dich immer noch, aber
nicht mehr wie ein Wahnsinniger, der keinen Halt finden würde in dem was er mit
dir macht, wenn du ihn lässt.“
Hätte der Schaden, den er in seinem Wahn angerichtet
hätte, wirklich schlimmer sein können als der, der bereits bestand? Damon
senkte zum wiederholten Mal reumütig den Blick.
„Es tut mir leid, dass ich nicht für dich war,
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