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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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zu reiben. Er musste unbedingt wacher werden. Das war
leichter gesagt, als getan. Sobald er tiefer einatmete, nahm er neben
Zitronengras und Meeresbrise (oh, das hieß, das Ash am Leben war) auch Nicos
unglaublichen Geruch wahr, den sie wahrscheinlich vor lauter Aufregung und
Besorgnis ausdünstete. Zusammen mit dem Geschmack in seinem Mund eine
Kombination, die ihn Sternchen sehen ließ. Damon gab im halbwachen Zustand ein
animalisches Knurren von sich. Da er nun unbedingt sehen musste, was in diesem
Raum geschah, richtete er sich gegen den Widerstand auf. Just in dem Moment
erhob sich Nico, die sich um Ash und Awendela gekümmert hatte, vom Boden. Damon
hatte die Drei nicht sehen können, weil ein großes weißes Tuch über der
Nachbarliege die Sicht auf das Dahinter versperrte.
    Sie sahen sich sekundenlang direkt in die
Augen. Die Zeit im Raum schien still zu stehen Damons Herz schlug bis zum Hals.
Das Blut in seinen Adern kochte hoch und das Zahnfleisch über seinen Eckzähnen
pochte. Zudem begehrte er sie schon wieder ganz offensichtlich. Gut, dass eine
Decke über ihm lag. Der Zauber verflog allerdings schnell. Nico schlug die
Augen nieder und Damons Blick fiel auf den Verband an ihrem Handgelenk.
    Scheiße!
    Selbst im angeschlagensten Zustand konnte
er eins und eins zusammenzählen. Was hatte er getan? In seiner
Unzurechnungsfähigkeit nach ihrem Handgelenk gegriffen und zugebissen?
    Scheiße! Scheiße! Scheiße!
    Das war das Letzte, was er gewollt hatte.
Das brachte doch nur Probleme mit sich. Wie beim Training, wenn sie sich zu
lange zu nahe kamen. Immerhin war sie dabei nicht mehr so ungelenk wie zu
Anfang. Sie übte schließlich mit irgendwem. Ganz offensichtlich mit jemandem,
der in Chinatown angesiedelt war.
    Damon hatte den Bericht der Enforcer
gelesen, die sie beobachteten. Sein Vater hatte es sich nicht nehmen lassen,
ihn persönlich von Nicos neuem Freund zu unterrichten. Aus irgendeinem
unerfindlichen Grund war Damon ganz schön wütend geworden, nachdem er allein
mit dem Bericht verblieben war, nachdem sich Aubrey sich von ihm verabschiedet
hatte.
Er hatte die Kopie Seite für Seite im Aktenvernichter geschreddert. Das
Original war selbstverständlich höheren Instanzen vorbehalten. Dabei hatte er
doch von Anfang an nicht damit hinterm Berg gehalten, dass sie für ihn einfach
zu viel Verantwortung bedeutete. Bei allem anderen handelte es sich um reine
Einbildung. Nico konnte machen, was sie wollte.
    Damon ließ sich zurück auf die Liege fallen.
Nico kam zu ihm, um seine Decke zu richten. Sie wich seinem Blick ganz bewusst
aus, als fürchtete sie erneut eine harsche Reaktion von ihm, wie er ihr im
Training des Öfteren zukommen ließ. Tief in seinem Inneren tat ihm sein
schlechtes Benehmen ihr gegenüber leid. Sie war so ein zartes, sensibles
Persönchen. Sie verdiente etwas Besseres als ihn, aber genau dieser Gedanke
machte ihn rasend.
    „Danke, dass du die Kugeln rausgeholt
hast.“, sagte er, um das unangenehme Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Es
war das Mindeste, ihr in diesem Augenblick etwas Dankbarkeit zu zeigen. Sie war
hier die Krankenschwester und sich plötzlich um ausgewachsene Immaculates zu
kümmern war sicher etwas ganz anderes als um Babys.
    „Geht es Ash gut?“
Sie nickte nur, zog die Decke um ihn ein wenig fester und prüfte mit dem
Handrücken seine Stirn auf einen Anflug von Fieber. Er hatte nicht einmal
erhöhte Temperatur. Die Hitze, die in ihm aufstieg, war allein ihr zu
verdanken. Sie strich ihm liebevoll über die Wange, weil das nun einmal ihre
fürsorgliche Art war. Damon konnte das geronnene Blut durch den Verband riechen
und knirschte mit den Zähnen. Die Nähe zu ihr verlangte einiges von ihm ab. Es
war die reinste Folter.
    So ging das nicht. Spürte sie denn nicht,
dass er ihr nicht das geben wollte, wonach sie sich sehnte? Sollte sie bei
ihrem Freund in Chinatown bleiben. Damit war ihr wahrscheinlich am besten
gedient. Damon nahm ihre Hand und hielt sie fest, um sie davon abzuhalten, ihn
weiter zu betüddeln.
    „Lass das! Mir geht es gut! Ich wollte
dir einfach nur Danke für deinen Einsatz sagen. Das ist alles.“
Wenn sie ihn bemutterte und er das ungehindert zuließ, dann machte sie sich am
Ende nur wieder falsche Hoffnungen.
     
    Nico entzog Damon enttäuscht ihre Hand.
Seine Dankbarkeit hatte sie nicht erwartet, sie hatte schließlich nur ihre
Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erledigt. Sie hätte sich um jeden
anderen Verletzten mit derselben

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