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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Ash haben, dann wäre er besser daran gewesen, sie
damals in Winstons Schlafzimmer einfach sterben gelassen zu haben.
     
    Ash räusperte sich ungemütlich und
richtete sich langsam vom Boden auf, während er darauf achtete, dass die Decke
seine Blöße bedeckte. Ihm war nicht kalt eher das Gegenteil, weshalb er sie
nicht über den nackten Oberkörper zog. Er stützte sich mit einer Hand auf der
Ablagefläche der Unterschränke ab, um seinen wackeligen Knien etwas mehr Halt
zu geben.
    “Wenn sich hier jemand entschuldigen
muss, dann bestimmt nicht du!“, begann Ash mit belegter Stimme, die noch rauer
als sonst klang.
    Er wagte nun endlich, wieder den Blick zu
heben, nachdem sich der rote Nebel vorerst verzogen hatte. Er hatte sich noch
niemals in seinem Leben so unsicher gefühlt. Er wünschte, es wäre jemand hier,
der ihm sagte, was er tun sollte. Er hatte schon genug kaputt gemacht, indem er
seinen Impulsen nachgegeben hatte.
    „Hör zu… Das alles ist allein meine
Schuld! Ich möchte nicht, dass du denkst… Es hat mir niemals leid getan, dass
ich nicht lange gefackelt habe. Es ging nur darum, dich zu retten. Wir alle
waren damals nicht mehr zurechnungsfähig, nachdem uns klar wurde, wie Winston
uns an der Nase herumgeführt hat… Dein Vater war schon auf halbem Weg nach
Russland. Die Vorstellung, dass einer von uns sich als ein solcher Verräter
herausgestellt hat, war einfach unvorstellbar. Wir dachten, wir wären zu spät
gekommen… Bone wollte es tun… Die Bluttaufe, meine ich… Ich musste ihn davon
abhalten. Jackie war noch nicht einmal im fünften Monat, sie brauchte alles
Blut, was er ihr geben konnte. Er hätte nur das Leben seines ungeborenen Kindes
riskiert. Ich habe nicht weiter nachgedacht und weiß nicht mehr genau, was
danach passiert ist. Als ich wieder zu mir kam, hatte dein Vater dich in
Sicherheit gebracht… Aber es zählte nur, dass ich dir mit meinem Blut helfen
konnte. Du hättest es an meiner Stelle doch nicht anders getan… Du bist eine
Tri’Ora, ich bin ein Warrior! Du verstehst das doch, oder?“
    Ash sah sie beinahe flehentlich an, er
ihr wollte mit seiner Erklärung das Gefühl geben, dass sie ihm nichts schuldig
war. Er hatte es gerne getan und würde es immer wieder tun, selbst wenn ihn das
für tausend Jahre in die Verdammnis durchleben lassen würde. Die Weichheit
seiner Züge wich langsam aus seinem Gesicht, weil die Heilung immer schneller
voranschritt und es ihm leichter fiel, wieder zu seinem alten Selbst zu finden.
Er gehörte sonst wahrlich nicht zur redseligen Sorte und sprach selten, ohne es
vorher hundert Mal abgewogen zu haben. Er war wie die anderen Warrior kein
Freund großer Reden, er handelte lieber, das schien ihm die ehrlichere Methode
zu sein, mit seinen Mitmenschen umzugehen.
    Wendy hob den Kopf und warf Ash einen
Blick zu, der an ein Kind erinnerte, das etwas zum allerersten Mal sah. Hatte
sie ihn doch vollkommen falsch eingeschätzt? Immerhin versuchte er, ihr zu
erklären, was damals in Winstons Haus vorgefallen war und er erwartete keine
Entschuldigung. Im Gegenteil, er war von ihr... höchst angetan. War das schon
immer so gewesen? Warum hatte sie das dann vorher nicht bemerkt? Wendy nahm
einen etwas tieferen Atemzug und die Meeresbrise mit dem gewissen Etwas
Pfefferminz mischte sich in ihrer Nase mit ihrem eigenen Duft zu einer äußerst
anregenden Note, der ihren geschwächten Kreislauf auf Touren brachte.
    „Ja, ich verstehe das“, erwiderte sie
leise und ließ ihren Blick dabei bewundernd über Ash' höchst ansehnlichen,
muskulösen Körper wandern. Bis zur Decke um seine Hüften, die Gott sei Dank
solche Falten warf, dass sie nicht sehen, sondern lediglich riechen konnte, wie
es um ihn stand. Alles andere hätte ihr für den Anfang auch nur die Röte ins
Gesicht getrieben, weil sie nicht glauben mochte, dass es ihr galt.
    „Ich verstehe sehr gut.“ Wendy richtete
ihren Blick nun doch lieber wieder auf ihre Knie.
Die Verpflichtungen, die sie hatten und die Befehle, denen sie gehorchen
mussten, waren nie ein Problem für sie gewesen. Sie hatte einmal der Autorität
ihres Vaters widersprochen und hart dafür büßen müssen. Das würde nie wieder
passieren. Eine Order von Catalina in Frage zu stellen, wäre ihr sowieso
niemals eingefallen. Ihr Patenonkel hatte an seine Frau denken müssen, ihr
Vater war wahrscheinlich in seinen Rachegedanken unaufhaltsam gewesen und aus
Mangel an lebensrettendem Plasma hatte eben einer der anderen helfen

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