Die Qualen der Sophora
Ich habe alle nach oben
gebracht! Brauchst du Hilfe? -
- Nein! Ruf Nico an! Die soll den
anderen Bescheid geben! Die Opfer müssen versorgt werden -, gab Romy zurück,
wobei sie kurz unaufmerksam wurde. Der Arsch hatte natürlich kein Gewissen, das
ihn plagte. Ihm war scheißegal, was mit den Menschen geschah, die er hier wie
Vieh hinter Gitterstäben gehalten hatte.
Nach einer geschickten Finte, schrammte
seine gewellte Klinge an ihrer Taille entlang, wo sie zum Glück ihre Lederjacke
trug, die zwar gleich zerteilt wurde, aber verhinderte, dass der Schnitt
wirklich tief ging. Ein Tritt in ihren Unterleib folgte, der sie meterweit nach
hinten katapultierte, doch sie fing sich in der Luft auf und schoss wieder nach
vorne, wobei sie eine Salto über ihn hinweg schlug, mit dem er nicht gerechnet
hatte. Cat hatte ihr ein paar nette Tricks gezeigt, die durch ihre Flugfähigkeiten
noch einen Zacken schärfer geworden waren. Ein letztes Mal versuchte sie, den
stummen Schrei auszustoßen, während sie ihr Schwert über den Kopf schwang.
Zusammenzuckend fuhr der Aryaner zu ihr herum und dann machte es nur noch leise
„wusch“. Romy schloss schwer nach Atem ringend den Mund und säuberte ihre
Klinge an den langen Rockschößen ihres Feindes, wobei ihr komischerweise ein
Filmzitat durch den Kopf ging.
Es kann nur einen geben!
° ° °
King hatte zuerst Fay in Sicherheit
gebracht, die nun in seinen Mantel gehüllt vor Romys Maschine auf dem Boden
kauerte. Er hatte sofort ihren Hals auf Bissspuren untersucht, doch zu seiner
Erleichterung keine gefunden. Sie war nur ziemlich von einer Droge benebelt.
Sie hatte ihn kaum erkannt und weinte leise vor Erleichterung, als es endlich
in ihr Bewusstsein drang, dass sie nun in Sicherheit war. Aber nun musste er
sich um die anderen kümmern, die unten auf ihre Befreiung warteten. Er brauchte
nicht mehr durch den Hauptraum gehen, weil er einen Lastenaufzug entdeckt
hatte, den er über eine Laderampe erreichen konnte, wo noch der schwarze Van
stand, indem man Fay und die anderen hierher geschafft hatte.
Die Türen der vergitterten Zellen wurden
über eine Schließanlage gesteuert, die King mit einem der Schlüssel am Bund
aktivierte. Die elektronischen Schlösser an den Türen gaben ein leises Piepsen
von sich, dann glitten die Gitter zur Seite. Man hatte Männer und Frauen
zusammengepfercht, als wären sie Tiere. Die meisten schienen am Ende ihrer
Kräfte, aber ein paar junge Männer schienen einigermaßen klar im Kopf, so dass
er ihnen auftrug, ihm dabei zu helfen, den Raum zu evakuieren. In einem der
Käfige kam jede Hilfe zu spät. King wartete, bis einer seiner Helfer mit den
letzten Opfern aus der Tür war, bevor sich um das Häufchen Elend kümmerte, das
sich zusammengekauert in eine Käfigecke zurückgezogen hatte.
Auf dem Boden lagen vier Tote, deren
Kehlen zerbissen waren, als hätte ein wilder Hund sich über sie hergemacht. Das
Mädchen mit den blutverklebten Haaren, die ihr in die schmutzige Stirn hingen,
sah ihm ängstlich entgegen, wobei sie die zur Faust geballten Hände an den Mund
presste. Sie wimmerte leise und Tränen flossen über das verkrustete Blut auf
ihren Wangen.
„Ich hatte solchen Hunger!“, hauchte sie
weinend.
King zog seine Nase kraus, als ihm der
saure Geruch von Galle in die Nase stieg, der sich mit dem des geronnen Blutes
vermischte, von dem sich eine große Lache in der anderen Ecke der Zelle befand.
Sein Gesicht wurde sofort weicher, weil sie noch nicht über die Schwelle des
Wahnsinns getreten war.
Er durfte sie noch nicht umbringen. Sie
könnte noch gerettet werden, aber nicht durch ihn. Er musste unbedingt dafür
sorgen, dass sie nicht die anderen Opfer anfiel, die oben auf sie warteten.
Nach kurzem Überlegen entschied er sich dafür, ihr einen Schuss des
Beruhigungsmittels zu setzen, den ihre Kerkermeister auch benutzt hatten.
Nachdem die Wirkung eingesetzt hatte, zog er sie aus dem Käfig und trug sie
nach oben zu den anderen, die zitternd beieinander standen, obwohl die Nacht
lau war.
„Hilfe ist unterwegs! Es dauert nicht
mehr lange. Bewahren Sie bitte Ruhe.”
Das hätte er sich sparen können, die
Menschen hier standen alle unter Schock und würden alleine nirgendwo hingehen.
King gab Romy Bescheid, dass er seinen Teil der Aufgabe erledigt hatte. Er
machte sich Sorgen, ob sie mit dem Anführer der Bande allein fertig werden
konnte. Anscheinend. Sie klang klar und wild entschlossen, den Opfern
Gerechtigkeit widerfahren zu
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