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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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doch sie würde ihn damit nur in Gefahr bringen, weil der Fluch
ihrer Abstammung ihr überall hin folgen würde. Das durfte sie nicht zulassen.
    Nico sah kurz zur
Seite, wo Mélusina sich mit äußerst besorgtem Gesichtsausdruck neben ihr
materialisiert hatte. Sie war auch der Meinung gewesen, sie sollte ihre
Schwäche eingestehen, weil es zu gefährlich war, darüber zu schweigen, aber sie
hatte keine Möglichkeit, sich den anderen mitzuteilen. Nun allerdings, da mit
King ein weiteres spirituelles Talent in ihre Mitte getreten war, hatte sie die
Hoffnung, mehr zu Nicos Wohl tun zu können. Er konnte sie sehen, sobald sie
sich besser kannten, würden sie bestimmt einen Weg finden, miteinander zu
kommunizieren. Immerhin hatte er die Krieger nun über Nicos Besonderheit
eingeweiht, deren Ursache ihr ein vollkommenes Rätsel war.
    „Ich nehme ein Taxi,
Mélusina ist bei mir und die Enforcer, mehr Schutz brauche ich so kurz vor dem
Sonnenaufgang wirklich nicht!“
Nicos Stimme klang schon ein wenig fester, weil sie wild entschlossen war,
nicht mehr als schwach wahrgenommen zu werden. Die anderen durften nicht
denken, dass sie unter der Last ihrer Gefühle für Damon zusammenbrach. Sie
würden es ihm nur vorwerfen und dabei trug sie doch die Verantwortung für
alles. Aber sie würden ihr nicht glauben, selbst wenn sie alles eingestand.
    „Ich kann alleine gehen!“, flüsterte sie King abwehrend zu, der an ihre Seite eilen wollte.
    Er war nicht mehr für
sie verantwortlich, er gehörte an Romanas Seite, er war ihr Ratgeber. Sie
selbst hielt sich am besten von allen fern, denen sie Schaden zufügen konnte.
Sie betrat die Fahrstuhlkabine und stellte sich den Blicken der beiden Krieger,
wobei sie versuchte, einen gefassten Eindruck zu erwecken, auch wenn sie
innerlich tausend Tode starb. Ihre Hand umklammerte den Henkel ihrer bunten
Stofftasche, so dass ihre Fingerknöchel weiß hervor getreten wären, wenn ihre
Haut nicht so hell gewesen wäre, dass man diesen Kontrast nicht erkennen
konnte.
    „Sorg dich nicht um
uns, Nicolasa. Wir wissen seit Jahren mit Gefahren umzugehen.“ Nathan machte
noch einen weiteren Schritt auf die Sophora zu, um ihr aufzuhelfen. Doch sie
wehrte zuerst King ab, der ihr ebenfalls unter die Arme greifen wollte und
schlug dann seine wohlmeinenden Worte, mit denen er sie zum Bleiben überreden
wollte, aus. Nathan nickte verständnisvoll, wenn auch insgeheim ihre
Entscheidung missbilligend.
    Eigentlich war die
Einladung in sein Apartment, wo sie an Catalinas und Awendelas Seite vielleicht
ein wenig Trost gefunden hätte, keine Bitte aus Höflichkeit gewesen. Niemand
sollte in diesem verstörten Zustand allein sein. Schon gar nicht Nico. Das
Mädchen war so zart und in gewisser Hinsicht hilflos. Wie seine Tochter, die
schließlich auf eine der härtesten Weisen, die einem Menschen widerfahren
konnte, erwachsen geworden war. Nathan fürchtete ernsthaft, Nico könnte allein
auf sich gestellt eine Dummheit begehen, die sich die Krieger und ganz bestimmt
die Sophora selbst nie in ihrem Leben verzeihen würde. Sie nahm das alles viel
zu schwer. Ihr blieb doch noch so viel Zeit, die wahre Liebe zu finden. Warum
musste es ausgerechnet Damon sein?
    Oh Gott!
    Nathan ging plötzlich
ein Licht auf. Ohne ein Wort zu sagen, öffnete sich sein Mund und er starrte
Nico vollkommen sprachlos an. Nur ein Bruchteil von Sekunden hatte ausgereicht,
um hinter einen Teil ihrer wahren Gefühle für den Krieger zu kommen. Gefühle,
von denen er niemals geglaubt hätte, dass sie wahr sein konnten.
Damon war, wie Nathan ihn einschätzte, niemals dazu fähig, so etwas zu
erwidern. Er verspürte ja nicht einmal den Drang, dauerhaft für etwas
Verantwortung zu übernehmen, das er nicht lieben musste. Die Sophora würde
niemals damit zurechtkommen, nicht geliebt zu werden.
    Was hat Damon nur
getan?
    Nathan war nicht mehr
fähig, Nico aufzuhalten. Dazu befand er sich nicht einmal annähernd in der
Position. Ihr ganzes Verhalten, ihre Angst vor den Kriegern, die Furcht, etwas
falsch zu machen... Damon hatte ihr das eingeredet. Weil er selbst unzulänglich
war, versuchte er, dies auf Nico abzuwälzen. Nathan hätte ihn umbringen können.
Der Idiot besaß nicht einmal ein Mindestmaß an Einfühlsamkeit. Und Salama
gleich mit dazu. Es war schon das zweite Mal, dass sie Nathan wegen Nico einen
Schlag versetzte. Zuerst ließ sie das Mädchen Wendys schreckliche Vergangenheit
sehen und dann veranlasste sie, dass ausgerechnet Damon mit

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