Die Queen macht Ferien (German Edition)
zu leben ist schon spannend genug. “
Gill sah die Queen an.
„ Sie klingen schon arg wie eine Lehrerin, aber ich verstehe, was Sie meinen“, sagte die Queen, legte ihren Löffel hin und griff nach etwas Brot.
„ Ja. Wir Lehrer sind schrecklich, nicht wahr? Immer müssen wir Vorträge halten. “
Der Kellner kam und füllte ihre Gläser neu.
Die Queen fühlte sich seltsam abgehoben.
Wir Lehrer . Wie nett das klang! Ob sie wohl schon einen kleinen Schwips hatte?
„ Vorhin sprachen wir von der Queen“, sprach Gill weiter, „ Ich glaube, das ist der Grund, warum die Queen so inspirierend für ihr Volk ist. Das Leben hat sie an eine bestimmte Position gestellt – nur Idioten würden sagen, dass es ein Leben in Luxus und Saus und Braus ist – und sie führt ihr Leben vorbildlich. Sie beklagt sich nie. Haben sie sie jemals jammern gehört? “
Hmm, dachte die Queen, gute Frage...
„ Sie ist immer überzeugend interessiert an ihren Untertanen und allem, was sie betrifft. Sie zeigt durch ihre Miene, dass sie zufrieden damit ist, ihre Arbeit zu erledigen und das auch noch gut. Sie verliert nie ihre Fassung oder 'flippt aus', obwohl sie sicherlich öfters Grund dazu hätte. “
Die Queen war zutiefst gerührt von dem wunderbaren Portrait, das Gill von ihr malte. Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte und schwieg deshalb.
„ Es ist nicht wichtig, wohin das Leben einen stellt. Es ist wichtig, wie man es lebt. “
Die Queen tupfte ihren Mund, bevor sie ihr Weinglas hob.
„ Das bedeutet, dass Sie, wenn Sie eine Bauersfrau geworden wären, eine sehr gute Bauersfrau sein würden und wenn Sie eine Königin geworden wären, eine sehr gute Königin? “
Gill hob auch ihr Glas. „ Und wenn ich eine Putzfrau geworden wäre, würde ich versuchen, eine besonders gute Putzfrau zu sein. Zum Wohl! “
Beide Frauen tranken ihren Wein und sahen sich dabei fröhlich über die Glasränder an.
Dann wurde Gill wieder ernst.
„ Aber ich würde trotzdem auf mich selber acht geben. Früher habe ich mich oft übernommen. Ich konnte nie 'nein' sagen. Das war nicht gut. Man muss auch mal etwas in genussvoller Ruhe tun. Einen Kuchen backen, zum Beispiel, und nicht daran denken, dass man schnell fertig werden will, sondern das eigentliche Backen genießen. “
Ihre Stimme klang verträumt, fast wie in Trance.
Die Queen nickte.
„ Ich weiß, was S ie meinen. Mir geht es so, wenn ich Blumen arrangiere. “
Ja. Das stimmte.
Kapitel 72
Die Queen sah auf ihre Uhr.
„ Oh je“, stellte sie fest, „i ch habe die Zeit ganz vergessen. Meine Freundinnen werden schon auf mich warten. Ich wünschte, wir hätten noch mehr Zeit miteinander. Ich habe dieses Gespräch sehr genossen. Nie hätte ich gedacht, dass ich so einen netten Abend hier in Brighton erleben würde. “
„ Nun, vielleicht können wir uns ein anderes Mal wieder treffen? Sie könnten mich einmal besuchen. Sollen wir unsere Adressen austauschen? “
Gill fand etwas zum Schreiben in ihrer Handtasche und schrieb ihre Adresse auf. Dann war die Queen an der Reihe. Ihre Hand mit dem Stift zögerte über dem Papier.
Wie wunderbar wäre es, wenn man einfach: Liz zy Lloyd, Shepherd Street, London aufschreiben könnte! Aber nicht mehr lange, und Gill würde sie dort vergebens aufsuchen...
Aus einem plötzlichen Impuls heraus schrieb sie einfach:
ELIZABETH WINDSOR
BUCKINGHAM PALACE
LONDON
Gill nahm den Zettel entgegen und las ihn. Sie starrte ihn an und wusste offensichtlich nicht, was sie davon halten sollte. Dann hob sie ihre Augen und musterte schweigend das Gesicht der Queen.
Sie räusperte sich.
„ Da ich nicht glaube, dass Sie mich auf den Arm nehmen würden, muss ich dieses wohl glauben, nicht wahr? “
Die Queen nickte stumm.
„ Also hatte das kleine Mädchen doch recht. “
„ In der Tat. “
„ Aber ich dachte, Sie wären in Schottland! Alle denken das. “
„ Diesen Sommer wollte ich einmal etwas anderes unternehmen. “
Gill sah die Queen nachdenklich an.
„ Jetzt verstehe ich auch denn Sinn unserer Unterhaltung. Sie möchten gerne sehen, wie das Leben gewesen wäre, wenn Sie nicht die Queen wären. “
Wieder nickte die Queen stumm.
„ Und was ist dabei herausgekommen? “
„ Genau was Sie sagten: Es ist nicht wichtig, wo man sein Leben führt, sondern wie. “
„ Ich vermute, dass ich dieses Treffen für mich behalten sollte. “
„ Das wäre außerordentlich freundlich von Ihnen. “
„ Ich fühle mich zutiefst geehrt,
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