Die Queen macht Ferien (German Edition)
stand darüber, auf dem: HÜBSCHES HÜNDCHEN stand. Sie blieb davor stehen und schob die Tür auf.
Eine Dame mittleren Alters fegte gerade Hundehaare mit einem Besen zusammen.
„ Sorry, meine Liebe, wir schließen gerade. “
„ Oh je! Wie ärgerlich! Ich habe hier nämlich einen Notfall. “
Die Frau schnüffelte und verzog dann das Gesicht.
„ Ja. Und was für einer. Sie wären überrascht, wie viele der Sorte ich jede Woche hier kriege. “
Die Queen erklärte, dass sie am selben Abend nach London zurückfahren mussten, und dass es im Auto schwer erträglich sein würde.
Mit einem Seufzer sagte die Frau: „ Also gut. Lassen Sie ihn hier und kommen Sie in einer halben Stunde wieder. Ich schau, was sich da machen lässt. “
Nach dreißig Minuten betrat die Queen wieder den Laden. Sie kam mit einem ganz anderen Hund hinaus. Jedenfalls sah er ganz anders aus. Die Frau hatte Pilots Fell kurz abgeschoren. Mit einem Mal war er sehr dünn, mehr wie ein Windhund.
Vor dem Laden lächelte die Queen zu ihm herunter, hochzufrieden.
„ Jetzt siehst du wirklich edel aus, Pilot. Ich kann es kaum abwarten, mit dir auf der Promenade und am Strand anzugeben. “
Sie beugte sich herab und stellte sein Halsband, das nun viel zu weit geworden war, enger. Dann marschierten sie glücklich Seite an Seite zum Strand.
Kapitel 69
Die Sonne hing tief über dem Horizont wie eine große Apfelsine und versprach für den nächsten Tag schönes Wetter. Die Queen spazierte mit Pilot zu der Stelle, wo sie und ihre Freundinnen zu Mittag auf den Liegestühlen gesessen hatten.
Pilot zerrte an der Leine und wollte gerne lostoben, aber die Queen behielt ihn angebunden, damit er nicht nochmal sein Lieblingsparfum applizieren könnte. Die Stühle waren für die Nacht weggeräumt worden. Die Sonne malte ein zitterndes rotes Band auf die Wellen, die sanft an den Strand plätscherten. Möwen drehten im Abendhimmel ihre Runden und stießen dabei ihre heiseren Schreie aus.
Die Queen atmete die Seeluft tief ein und begann, am Strand entlangzuwandern. Die Kiesel knirschten unter ihren Füßen. Sie musste an ihr Versprechen an Sam denken und suchte mit den Augen den Sand ab, bis sie fündig wurde. Sie bückte sich und hob die Schale einer Miesmuschel auf. Von außen war sie mit scharfkantigen Seepocken bedeckt und sah rau und verwittert aus. Aber als die Queen die Muschel umdrehte, sah sie dass sie innen eine glatte Perlmuttschicht hatte, die sanft in den Farben des Regenbogens schimmerte.
Die Muschel war wie Sam, dachte sie. Sam war auch rau und stachlig von außen, aber innen hatte sie ein sanftes und gutes Wesen. Sie steckte die Muschel sorgfältig in ihre Tasche.
Als sie weiterging, konnte sie winzige Lichter am Horizont sehen. Sie kamen von Schiffen die dort entlangsegelten. Immer mehr Lichter gingen auch in Brighton an. Je weiter sie sich von der Stadt entfernte, desto seltener wurden sie.
Jetzt da die Queen ganz alleine war, konnte sie in Ruhe über ihre Abenteuer der letzten Wochen nachdenken. Sie überlegte, ob sie ihr Ziel wirklich erreicht hatte; zu sehen, wie es wäre, eine „ normale “ Person zu sein und nicht eine Königin. Doch, sie war zufrieden.Es war ihr tatsächlich gelungen, ihre wahre Position zu vergessen und sich in das Leben einer schlichten älteren Frau hineinzuversetzen. Es fühlte sich manchmal sogar so an, als ob dieses ihr „ wahres “ Leben sei und ihr königliches Leben einer fremden Person gehörte.
Ihren Sohn zu treffen, hatte sie ziemlich irritiert. Einen kurzen Moment lang hatten sich diese beiden „ Leben “ , das königliche und das bürgerliche überdeckt. Es war ein seltsames schizophrenes Gefühl gewesen, beide Rollen gleichzeitig spielen zu müssen; die Rolle der Königin und Thronfolgermutter und die Rolle der Lizzy Lloyd, die hoffte, einen Blick auf den Prinzen zu erhaschen.
Wenn sie sich nun fragte, welche Rolle ihr besser gefiel, war die Antwort gar nicht so leicht. Beide waren an sich nette Rollen. Es machte sie traurig, dass sie der Rolle der Lizzy bald auf ewig ade sagen musste. Sie war sich sicher, dass ihr der Schritt nicht leicht fallen würde, obwohl sie ihr eigentliches Leben auch mochte.
Sie sah hinaus aufs Meer und fühlte die kühle Abendbrise auf ihren Wangen. Wie schön wäre es, wenn sie diesen Moment irgendwie festhalten könnte! Noch nie war ein Sommer so schnell vergangen.
Sie seufzte und drehte sich um, zurück nach Brighton und seinen Lichtern.
Kapitel 70
Sie
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