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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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wurde der Hügel zum Berg -, von dem aus die Hebräer zum erstenmal ins Land Kanaan hinunterblickten, in das Land westlich eines schönen, schon damals Jordan genannten Flusses. Sie sahen, daß es ein Land von außergewöhnlichem Reichtum war. Nie zuvor hatten Zadoks Leute So viele Bäume gesehen. »Dort werden wir den Fluß durchschreiten«, erklärte Epher. »Zur Rechten liegt ein kleiner See und zur Linken ein breites Meer, das die Form einer Harfe hat und deshalb Kinnereth genannt wird.«
    »Welchen Weg schlagen wir ein, wenn wir den Fluß durchschritten haben?« fragte sein Vater.
    »Weder den rechten noch den linken. Wir gehen geradeaus durch das Hügelland und gelangen schließlich zur Straße, die nach Westen führt.«
    Von den Hebräern, die sich um Zadok geschart hatten, meinten manche, es sei Torheit, auf der Suche nach Besserem weiterzuwandern, denn das Land an den Ufern des Flusses biete doch Reichtum genug. Aber Epher, ausnahmsweise einmal vorsichtig, warnte seine Brüder: »Im Norden, nicht weit von hier, liegt Hazor, eine mächtige Stadt, und wir können von Glück sagen, wenn ihr Heer uns den Fluß durchschreiten läßt. Davon, das Land zu besetzen, das sie ihr eigen nennen, kann gar nicht die Rede sein.« Die Männer, die kämpfen mußten, falls die Kanaaniter angriffen, während die andern den Fluß durchwateten, blickten scharf in Richtung zur unsichtbaren Stadt; der alte Zadok hingegen schaute nicht den möglichen Feind, sondern künftige Jahrhunderte, und El-Schaddai ließ ihn Männer wie Josua und Gideon voraussehen, so daß er prophetisch verkünden konnte: »Einst wird Hazor erniedrigt werden, und die Söhne El-Schaddais werden ganz Kanaan nehmen, gleich uns, die wir vorrücken, unser kleines Teil zu nehmen.« Und er sagte Dank dafür, daß dieses schöne Land das Erbe der Hebräer sein sollte. Der junge Epher aber führte die Sippe lautlos zu den Sandbänken des Jordan, wo die Familien unbemerkt über den Fluß gingen und nach Westen weiterziehend den Truppen von Hazor auswichen. Bei ihrer Wanderung vorbei an den zwischen dem Jordan und Akka gelegenen Hügeln konnten die Hebräer ungehindert die fruchtbaren Täler Kanaans betrachten: die vielen Flüsse, die Wasser zu den Weinbergen brachten; die Hänge, auf denen mehr Gras wuchs, als die Schafe rupfen konnten; die Ölbäume, die Obstgärten, die mit Blütenstaub beladenen Bienen, die vorübersummten, und die Schwärme zahlloser Tauben, die nur darauf zu warten schienen, daß man sie fing. Wie die Wüste sich bis zum Horizont in Öde erstreckt hatte, so erstreckten sich hier die Täler bis zu den Hügeln in Fruchtbarkeit. Die Hebräer waren entschlossen, um dieses Land der Fülle wenn nötig zu kämpfen. Als sie sich Makor näherten, ließ Epher seine Leute dichter aufrücken und den Zug sich ordnen; der Esel mit dem roten Zelt ging weiterhin voran, das Vieh hingegen wurde mehr zur Mitte der langsam sich fortbewegenden Schar getrieben, und die Kinder durften sich nicht allzu weit von ihren Müttern entfernen. Jetzt waren alle erregt, denn sie spürten, daß die Stunde der Bewährung bevorstand. Am ersten Frühlingstag, an dem zur Tag- und Nachtgleiche das neue Jahr begann, eilten Epher und Ibscha voraus, ihr Ziel genau zu erkunden. Am Nachmittag waren sie bereits zurück und meldeten dem Vater, am frühen Morgen des nächsten Tages werde die Stadt erreicht, die Makor heiße. Am Abend ließ der ängstliche alte Mann wenige Wegstunden östlich der Stadt das Lager aufschlagen und rief seine Söhne und die Ältesten der Familien zusammen.
    »Wir sind zu einem Kampf ausgezogen«, sagte Zadok, »und morgen werden wir die Mauern erblicken, die sich euch auftun sollen. Einen Kampf aber wird es nicht geben.« Seine Söhne murrten. »Wir werden in Frieden mit den Kanaanitern leben«, fuhr Zadok fort, »sie mit ihren Feldern, wir mit unseren; mit ihren Göttern sie, wir mit dem unseren.«
    Die tatenlustigen unter den Männern wollten sich widersetzen, doch Zadok blieb fest. »El-Schaddai hat uns das Land versprochen, und es wird unser sein. Aber nicht durch Blutvergießen.«
    Der Gedanke, das Land nicht zu erkämpfen, sondern zu erhandeln, enttäuschte die Hebräer. Hatten sie dafür ihre Feuersteine geschärft? Und mit reisenden Schmieden um bronzene Axtblätter und Pfeilspitzen gefeilscht? Sie redeten auf den Alten ein und verlangten, er solle sie am nächsten Morgen in Schlachtordnung vor die Mauern führen, die Stadt zu belagern.
    »Ohne Gewalt

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