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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Mann belästigt den großen Feldherrn mit seinem Unsinn!« Sie holte eiligst kühle Getränke, aber die Männer beachteten sie überhaupt nicht. Sie setzte sich deshalb so hin, daß sie den Feldherrn beobachten konnte und auch er sie nach einer Weile sehen mußte, während Wiedehopf weiterhin unterirdische Gänge mit dem Finger in die Luft zeichnete. So verweilten die drei eine Zeitlang, bis der Moabiter von einem Wächter hereingeführt wurde. Der hochgewachsene Mann aus dem Süden hatte mit den Tontafeln kaum das Zimmer betreten, als der Feldherr aufsprang und rief: »Was tut der hier?«
    »Das ist Meschab, mein Vorarbeiter«, erklärte Wiedehopf. »Zeig dem Feldherrn Amram.«
    Aber ehe der Moabiter die einzelnen Tafeln ausbreiten konnte, wandte sich Amram ab und sagte: »Fort mit ihm.«
    »Herr«, widersprach Wiedehopf, »er ist mein bester Arbeiter.«
    »Ich kenne ihn«, fuhr ihn Amram an, »er hat meinen Bruder erschlagen.«
    »Er wurde uns vor ein paar Jahren gebracht.«
    »Ich weiß, wann. Ich selbst habe ihn geschickt.«
    Meschab schwieg, als der Feldherr ihm den Feldzug König Davids gegen die Moabiter ins Gedächtnis zurückrief. In
    Wirklichkeit hatten die Hebräer das Wüstenreich niemals richtig besiegt, denn Meschab und einige seiner Kampfgenossen hatten sich in hinhaltender Verteidigung glänzend geschlagen. Aber schließlich war Moab doch zu einer Art Vasallenstaat geworden. »Während der Friedensverhandlungen hat er unser Lager überfallen und meinen Bruder niedergestochen. Als er gefangen wurde, wollte ich ihn mit meinen eigenen Händen töten.«
    Der Feldherr verharrte in finsterem Schweigen. Die Stille wurde unerträglich. Da sagte Kerith: »Leg die Tafeln hierhin, Sklave, und kehre in das Lager zurück.« Ihr Befehl erinnerte alle daran, daß Meschab jetzt ein Sklave war. Die Spannung ließ nach. Der Feldherr aber dachte: Diese Frau ist klug. Die Feierlichkeiten, die der Statthalter zu Ehren des Feldherrn veranstaltete, gaben Amram weiteren Anlaß festzustellen, wie außergewöhnlich diese Frau war. Sie aber, die seine Gedanken mindestens teilweise erriet, gab sich alle Mühe, sich von ihrer besten Seite zu zeigen: Wenn er um Datteln oder Honig bat, so war sie es, die ihm das Gewünschte reichte - mit dem Erfolg, daß der Feldherr am Abend des zweiten Tages überzeugt war, diese Frau wäre gern einmal mit ihm allein.
    Wiedehopf, der nur noch an eines dachte, nämlich wie er die Genehmigung für den Bau seines Stollens bekommen konnte, war blind für alles, was seine Frau tat. Mit immer neuen Einzelheiten bedrängte er Amram, bis dieser am dritten Tag sagte: »Wiedehopf, warum gehst du nicht mit deinem Moabiter-Sklaven auf den Berg und siehst zu, wie du deine Fahnen in eine Reihe bekommst?«
    »Wir haben es bereits versucht«, entgegnete Wiedehopf. »Wir sind sicher, daß es geht.«
    Jetzt wurde der Feldherr gereizt. »Höre, was ich dir sage. Du gehst hinauf auf den Berg, dein Vorarbeiter bleibt hier unten, und du stellst die Fahnen auf.« Freudenröte überzog das bärtige Gesicht des dicken Baumeisters. »Bedeutet das, daß Ihr die Erlaubnis zum Bau des Stollens gebt?«
    »Nun.« Der Feldherr war fast entschlossen, eigentlich nicht noch mehr für die Befestigung von Makor zu tun. Aber in diesem Augenblick sah er hinter Jabaal dessen hübsche Frau warten. Er mußte einfach etwas unternehmen, um den dummen Kerl loszuwerden. »Fang an«, sagte er, ohne weiter zu überlegen, »grab deinen Gang.«
    »Ich hole den Statthalter!« schrie Wiedehopf, und ehe Kerith und Amram es sich versahen, war er schon wieder mit dem Statthalter da. Endlich erhielt er in aller Form den Auftrag für den Bau. »Jetzt steige ich auf den Berg und stelle die Fahnen auf«, rief er, rannte in kindlicher Freude auf die Straße und gab der Wache den Auftrag, Meschab aus dem Sklavenlager zu holen.
    Als er nun wirklich fort war, als schließlich auch der eitle Statthalter ging, verwundert den Kopf schüttelnd, wie Wiedehopf wohl den Feldherrn überredet haben mochte, schlug der Feldherr vor, Kerith könne doch die Sklavinnen mit den Kindern auf einen kleinen Spaziergang schicken. Sie tat es. Jetzt waren sie allein. Amram machte es sich in Wiedehopfs Stuhl bequem. Was würde nun wohl als nächstes geschehen?
    Der Feldherr Amram war ein Mann mit viel Erfahrung und mit drei Frauen (zwei hatte er anderen Männern abgenommen), und er war in die hübsche Frau aus Makor verliebt. Ganz sicher hatte sie ihren Teil zum Gelingen dieses

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