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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Zodman-Ausgrabung? Ich möchte den leitenden Herrn sprechen. Zodman kommt heute nachmittag an. Um alles in der Welt, halten Sie ihn bei guter Laune!«

    Cullinane beendete seine Skizze und rief zu dem anderen Raum hinüber: »Jetzt werden wir alle ganz schön schwitzen.«
    Zwei Wagen fuhren von Makor hinunter, Tabari und Eliav im einen, Frau Bar-El und Cullinane im andern. Eliav hatte darauf bestanden, denn er wollte die vom vorherigen Abend möglicherweise noch bestehenden Spannungen gründlich beseitigt wissen. Wichtig war, daß die Ausgrabung ordentlich weiterlief. »Abgesehen davon«, hatte er hinzugesetzt, »weiß ich, daß es beim Empfang eines Millionärs nie schaden kann, wenn eine gutaussehende Frau dabei ist. Das gibt ihm gleich das Gefühl, daß er es mit einem erstklassigen Unternehmen zu tun hat.«
    »Diese Frau sieht nicht nur gut aus«, hatte Cullinane gesagt. »Sie ist eine Schönheit.« Vered küßte ihn flüchtig vor den anderen, und damit war die Spannung, die noch bestanden haben mochte, gelöst.
    Während der langen Fahrt zum Flughafen sagte Vered: »Wir haben schon so viel von Zodman gehört. Was ist das eigentlich für ein Mann?«
    Cullinane dachte nach. »Er ist dreimal intelligenter, als du annehmen würdest, und dreimal dümmer.«
    »Ist er schon einmal in Israel gewesen?«
    »Nein.«
    »Ich habe von seinen Stiftungen gelesen. Fünfzigtausend für das Pflanzen von Bäumen. Eine halbe Million für die Wirtschaftshochschule. Und wieviel für die Ausgrabung? Eine drittel Million?«
    »Er ist im allgemeinen nicht ungenerös, wie die Engländer zu sagen pflegen.«
    »Aber warum tut er das alles, wenn er noch nie hier gewesen ist?«
    »Das ist typisch für viele amerikanische Juden. Eines Tages sagte er sich: >In Deutschland wäre ich tot. In Amerika habe ich sieben Kaufhäuser. Wenn ich nicht für Israel spende, wäre ich ein mieser Kerl.<«
    »Nur Mildtätigkeit?« fragte Vered. »Hat er denn kein Gefühl einer Beziehung zu uns?«
    Cullinane lachte: »Wenn er sieht, was in diesem Land geschafft worden ist. Straßen, Krankenhäuser. wird er sich betrogen fühlen. Er denkt, er päppelt die Verfemten eines Ghettos auf.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Was glaubst du?«
    »Wie alt ist er?«
    »Das will ich dir sagen. Vierundvierzig.«
    »Verheiratet?«
    »Ja.«
    »Hat er das Geld von seinem Vater geerbt?«
    »Vier Kaufhäuser hat er geerbt. Die andern hat er sich selbst erarbeitet.«
    »Ich kann ihn mir vorstellen: ein richtiger Geschäftsmann«, sagte Vered, »aktiv, hat nie ein Buch gelesen und bewundert
    Professoren wie dich. Er muß ein liberaler Mann sein, sonst hätte er nicht einen Katholiken wie dich genommen.«
    »Hast du es wirklich ernst gemeint, als du sagtest, du würdest niemals einen Nichtjuden heiraten?« fragte Cullinane plötzlich.
    »Ganz ernst. Schon unsere Familiengeschichte gibt mir recht. Als wir von Rußland nach Deutschland gekommen waren, wollte meine Tante einen Arier heiraten.«
    »Wie man so schön sagt.«
    »In ihrem Falle war es ein blonder, blauäugiger Preuße, ein Akademiker. Unsere Familie war außer sich. Aber erst meine Großmutter brachte die Sache wirklich in Ordnung. Sie sagte: >Für einen Mann ist es schon schwer genug, verheiratet zu sein. Wozu soll man einen Mann auch noch der Versuchung aussetzen, daß er später im Leben seine Frau loswerden will, nur weil sie Jüdin ist. Er wird genug andere Gründe finden.< Mein Vater hat erzählt, wie damals alle über diese Logik der alten Dame gelacht haben. Nur meine Tante weinte. >Aber warum sollte Otto denn auf den Gedanken kommen, mich loszuwerden, weil ich Jüdin bin?< Großmutter meinte: >Vielleicht kommt es einmal soweit, daß die deutschen Männer gezwungen werden, sich von ihren jüdischen Frauen zu trennen. < Meine Tante hat noch lange geweint; aber sie hat Otto nicht geheiratet. Er hat dann ein anderes jüdisches Mädchen geheiratet. 1938 wurde er gezwungen, sich von ihr zu trennen. Die Unglückliche kam ins KZ. Gewiß - meine Tante kam in dasselbe Lager, aber mit ihrem Mann.«
    »Glaubst du, es könnte auch in Amerika einmal soweit kommen, daß man mich zwingt, dich davonzujagen, weil du Jüdin bist?«
    »Sonderfälle interessieren mich nicht«, antwortete Vered. »Ich weiß nur, daß die klugen alten Großmütter recht hatten.«
    Und dann war die Düsenmaschine gelandet. Paul Zodman zu erkennen, machte keine sonderlichen Schwierigkeiten. Die ersten Passagiere konnten nur französische und amerikanische

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