Die Quelle
unwissenschaftlicher Hast die Erde durchwühlte. Dabei mußten doch ganz bestimmt kleinere Fundstücke zerstört werden! Er protestierte bei Tabari. Aber der sagte: »Wir haben zehn Jahre Zeit, Eindruck bei der Wissenschaft zu machen, aber nur einen Morgen, um Paul J. Zodman zu imponieren. Wenn ich jetzt einen Motorbagger hätte, ich würde ihn einsetzen.« Er sollte mit seiner Methode recht behalten, denn einer der Jungs vom Graben A brachte einen der Hauptfunde des Tell zutage: »Was ist denn das?« fragte Zodman.
Schicht XI etwa 600 k Chr.
Speerspitze und Helm, babylonisch
1:10
Schicht XII etwa 1000 v. Chr.
Gehörnter Altar
»Das kostbarste Stück, das wir bis jetzt gefunden haben«, erklärte Cullinane. »Aus dem jüdischen Altertum. Einer jener gehörnten Altäre, von denen schon in der Bibel die Rede ist. Dieser hier könnte aus der Zeit König Davids stammen. Vielleicht hat der König sogar vor ihm gebetet, obwohl ich bezweifle, daß er jemals hier war.« Zodman bückte sich in den Staub, um den steinernen Altar genau zu betrachten. Seltsam barbarisch sah der Fund aus, und doch stammte er aus den Anfängen der jüdischen Religion - ein Altar, auf dem man dem Einen Gott Opfer dargebracht hatte. Zärtlich streichelte er den alten Stein. Dann sagte er: »Ich fliege heute abend nach Rom.«
»Aber Sie waren nur zwei Tage hier«, warf Cullinane ein.
»Ich kann nicht länger bleiben«, erwiderte der vielbeschäftigte Mann. Als Vered und Cullinane ihn zum Flughafen brachten, sagte er: »Diese beiden Tage waren mir zwei Jahre meines Lebens wert. Was ich gesehen habe, werde ich niemals vergessen.«
»Den Rebbe von Wodsch?« fragte Vered ein wenig boshaft.
»Nein. Einen Israeli-Soldaten.« Schweigen. Tiefes Schweigen. Dann Zodmans ruhige Stimme: »Einen Soldaten zu sehen, bedeutete zweitausend Jahre lang für uns Juden nur etwas Schlechtes. Denn der Soldat konnte kein Jude sein, sondern immer nur ein Feind. Es ist nichts Geringes, einen jüdischen Soldaten zu sehen, der auf seinem eigenen Boden steht, zum Schutz der Juden, nicht zu ihrer Verfolgung.« Abermals Schweigen.
Am Flughafen versammelte Zodman seinen Mitarbeiter stab und sagte: »Sie leisten hervorragende Arbeit. Gestern abend, nachdem ich mit Frau Bar-El gesprochen hatte, habe ich mein sentimentales Interesse an der Burg aufgegeben. Graben Sie bis zu den Grundmauern. Sie sind ein ausgezeichnetes Team. Sie können es.« Nach einer kurzen Pause deutete er auf Tabari: »Diesen hier, John, sollten Sie allerdings wohl entlassen.«
Vered rang nach Luft. Aber Zodman fuhr im gleichen entschiedenen Tonfall fort: »Ihm fehlt der wissenschaftliche Ernst. Er achtet zu wenig auf die Kleinigkeiten.«
»Sein Onkel Mahmud.«, stammelte Cullinane.
»Nicht nur, daß der Orde-Wingate-Wald zwei Schilder hatte«, sagte Zodman. »Am ersten Abend, als in Ihrem Zelt das Komplott geschmiedet wurde, machte ich einen Spaziergang zum Tell. Ein Wächter rief mich an: >Sie können hier nicht weiter.< Als ich fragte, warum nicht, sagte er: >Weil Herr Tabari das Stück einer griechischen Statue im Sand versteckt hält, damit er morgen irgendeinem Hanswurst aus Chicago eine Freude machen kann.<« Und mit diesen Worten ging Paul J. Zodman.
Als das Flugzeug abhob, mußte man beim Donnern der Düsenmotoren unwillkürlich an den Mann denken, den sie davontrugen. Vered Bar-El seufzte: »Wir diskutieren in Israel erbittert über die Frage, warum die amerikanischen Juden sich weigern, hierher auszuwandern. Jetzt endlich weiß ich
Bescheid. Wir hätten einfach keinen Platz für mehr als einen oder zwei von seiner Art.« Fragend blickte sie auf Cullinane. Der sagte: »Amerika ist ein großes Land. Wir dort können jede Form von Energie aufnehmen.« Auf der langen Rückfahrt nach Makor fragte er Vered noch einmal, warum sie und Eliav nicht verheiratet seien. Zurückhaltend antwortete sie: »Das Leben in Israel ist nicht ganz einfach. Jude sein, das ist nicht immer leicht.« Sie wollte anscheinend nicht mehr über dieses Thema sprechen.
Cullinane bemerkte: »Du hast den Rebbe von Wodsch und seine Chassidim nicht gesehen. Aber du kannst sie dir vorstellen.«
»Ich habe den Rebbe gekannt«, sagte sie. »Schläfenlocken, Pelzkappe, langer Kaftan. Wahnsinn, Wahnsinn. Ein Teil der Last, die wir zu tragen haben.«
»Warum machen die Juden sich selbst alles so schwer, und auch anderen?« fragte Cullinane. »Was ich meine, ist folgendes. Wir Katholiken haben unser ökumenisches Konzil, um
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